Dresdner "Monument" erinnert an Aleppo

Das bereits im Vorfeld kontrovers diskutierte Dresdner Kunstprojekt "Monument" ist unter massiven Störungen eröffnet worden.
Foto: Matthias Rietschel
Das bereits im Vorfeld kontrovers diskutierte Dresdner Kunstprojekt "Monument" ist unter massiven Störungen eröffnet worden.
Dresdner "Monument" erinnert an Aleppo
Ein Kunstprojekt vor der Dresdner Frauenkirche prangert den Krieg in Syrien an. "Pegida"-Anhänger protestieren lautstark, doch zahlreiche Sympathisanten des "Monuments" halten dagegen.

Unter massiven Störungen ist das Kunstprojekt "Monument" des Deutsch-Syrers Manaf Halbouni am 7. Februar 2017 in Dresden eröffnet worden. Mehrere Dutzende Gegner der temporären Installation vor der Frauenkirche schimpften gegen die Redner und ließen diese kaum zu Wort kommen. Allerdings hielten mindestens ebenso viele Sympathisanten der "modernen Freiheitsstatue" - wie der Künstler das Werk umschreibt - dagegen.

Rufen wie "Aufhören", "Schande" und "Der Schrott muss weg" setzen sie ein "Zuhören" und heftigen Applaus entgegen. Auch der Künstler wurde von ihnen wohlwollend und mit Beifall begrüßt. Er hatte auf dem Neumarkt drei ausrangierte Buswracks hochkant aufstellen lassen. Er erinnert damit an ein Foto aus der zerstörten Aleppo von 2015.

"Syrien beeinflusst auch unser Leben"

Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) wurde von Anhängern der fremdenfeindlichen "Pegida"-Bewegung mit "Volksverräter"- und "Hau ab"-Rufen überhäuft. Auch Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt sah sich Beschimpfungen ausgesetzt. Er betonte, von der Frauenkirche gehe ein Signal des Friedens und der Versöhnung aus und das könne auch mit Pöbeleien nicht verhindert werden. Den lautstarken Kritikern hielt der Pfarrer entgegen: "Ich haue nicht ab, wenn, dann müssen Sie gehen."

Auch Hilbert fand deutliche Worte: "Wir akzeptieren nicht plumpe Pöbeleien und Rumgeschrei." Er stelle zum wiederholten Mal fest, "dass sie nur schwer gesprächsfähig sind", rief er den "Pegida"-Anhängern zu. Zugleich unterstrich er, dass das Kunstwerk wachrütteln wolle. Manchmal bedürfe es "ungewöhnlicher Mittel, das Weltgeschehen vor Augen zu führen". Die Ereignisse in Syrien beeinflussten "auch unser Leben - ob wir das wollen oder nicht", sagte Hilbert.

Halbouni steht zu seiner Arbeit

Bereits vor der offiziellen Eröffnung stellte sich am Dienstag unter anderem Sachsens stellvertretender Ministerpräsident Martin Dulig (SPD) der lautstarken Kritik auf dem Neumarkt und diskutierte mit den Gegnern. Die Polizei hatte Mühe, Demonstranten mit Plakaten und eine Teilnehmerin mit Megafon vom Platz zu verweisen. 

Das Projekt wurde bereits im Vorfeld kontrovers diskutiert. Hilbert sah sich unter anderem deshalb im Netz sogar Morddrohungen ausgesetzt. Halbouni will mit dem Projekt eine Brücke zum Nahen Osten schlagen, an den Krieg in Syrien und das Leid der Zivilbevölkerung erinnern. Vorlage für die temporäre Installation ist das Bild der drei aufragenden, zum Schutz vor Angriffen aufgestellten Busse aus Aleppo. Der Künstler wurde 1984 in Damaskus als Sohn einer deutschen Mutter und eines syrischen Vaters geboren. Er studierte an der Dresdner Kunsthochschule.

Bei der Eröffnung verteidigte Halbouni seine etwa zwölf Meter hohe Skulptur und den dafür ausgewählten Standort: "Ich bin Dresdner und ich stehe zu meiner Arbeit", sagte er. Mit dem Projekt verbinde er auch die Hoffnung, dass Aleppo - wie Dresden nach dem Zweiten Weltkrieg - wieder aufgebaut wird. Während der Installation bis zum 3. April bietet er mehrere Künstlergespräche an. Zudem stehen täglich Kunstvermittler vor Ort, die mit Besuchern ins Gespräch kommen wollen. Unterstützt wurde das Projekt unter anderem vom Kunsthaus Dresden und der Stiftung Kunst und Musik.

Im Vorfeld des 72. Jahrestages der Zerstörung Dresdens hatte Hilbert vor einem Opfermythos gewarnt. Die Elbestadt erinnert am Montag mit zahlreichen Veranstaltungen an die Opfer des Zweiten Weltkrieges und die Zerstörung der Stadt am 13. Februar 1945.