Das Wort zum Jahresbeginn

Das Wort zum Jahresbeginn
Pastorin Annette Behnken
01.01.2017 - 23:35
20.04.2016
Annette Behnken

Ein neues Herz!

2017 - jetzt ist es da. Und ich vermisse etwas. Der Erste Erste 2017. Nur ein Datum. Von uns Menschen festgelegt. Im Lauf der Jahrhunderte ein paar Mal verschoben. Trotzdem haben die ersten Tage im neuen Jahr immer diesen Zauber. So was Verheißungsvolles. Als würde mir neue Zeit geschenkt werden: ein Jahr frische, unverbrauchte Zeit. Wie frischgefallener Schnee, noch ganz sauber und ohne Spuren. Und ich hätte mich gefreut, die ersten Fußstapfen reinzusetzen.

Aber dieses Mal vermisse ich diesen Zauber des Anfangs. 2017 fängt anders an.

Das wird deutlich, wenn wir uns mal anschauen, was wir in Deutschland im vergangenen Jahr am häufigsten gegoogelt haben. Natürlich zu allererst die EM 2016. Und dann: Brexit, Donald Trump, AfD, Brüssel, Nizza, Flüchtlinge. Dazu gab es Aleppo, Mittelmeer und Berlin. Verheißungsvoll ist das nicht. Ich hätte es gerne ganz anders:

„Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ Genau. So. Wie ein Prophet es in der Bibel sagt.

Mit einem neuen Herzen und einem neuen Geist möchte ich in dieses Jahr gehen: Leichtherzig. Unverzagt. So hätte ich es gerne.

Aber ich hab Angst. Meinen Glauben an das Gute zu verlieren. Und damit meine Courage und Lust, die Welt mitzugestalten. Ich hab Angst, irgendwann nur noch wütend zu sein. Grund genug gibt es. Ich hab Angst, dass ich aufhöre, mich für die Welt jenseits meines Tellerrandes zu interessieren. Oder dass auch ich mich irgendwann freue, wenn einer kommt, der sagt, wo‘s langgeht mit viel zu einfachen falschen Wahrheiten. Kann alles sein. Ist alles menschlich, verständlich. Aber so will ich nicht leben. So innerlich scheintot.

Ich brauche etwas, das mein Herz stark macht und meinen Geist mutig. Ich glaube, das können viele von uns gut gebrauchen für dieses neue Jahr. „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ Der Satz ist mehr als ein Satz. Er ist eine Verheißung. Und ich kann auf sie antworten. Mit meinem Glauben und Vertrauen.

Die Verheißung, dass es noch einen anderen Herzschlag in uns gibt, als den der Angst und Resignation. Und dass ein anderer Geist in uns weht, frisch und neu und unbelastet vom Schatten des letzten Jahres. Voller Courage und Liebe für diese Welt und dieses Leben. Und voller Elan, die frische, unverbrauchte Zeit zu gestalten.

Es wird nicht alles gut werden im neuen Jahr. Der Schatten bleibt.

Aber die Verheißung auch: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“

Ich wünsche Ihnen ein gutes und gesegnetes Jahr 2017.

 

20.04.2016
Annette Behnken