Unser Vater im Paradies: vavma' QI'tu'Daq

Foto: Jörg Fischer
Klingonisch sprechen nur ein paar hundert Menschen weltweit. Star-Trek-Fan Lieven L. Litaer berrscht die Kunstsprache fließend.
Unser Vater im Paradies: vavma' QI'tu'Daq
Das Vaterunser auf klingonisch
Für "Erdlinge" klingen die kehligen Laute befremdlich. "Klingonisch ist direkt", sagt Lieven L. Litaer. Der 36-Jährige aus Saarbrücken-Dudweiler hat das Vaterunser auf klingonisch auf reformaction2017.de hochgeladen. Ziel der Vaterunser-Mitmachaktion ist es, im Reformationsjahr 2016/2017 das Urgebet der Christen in 500 Sprachen und Dialekten zu sammeln.

Auf klingonisch bedeutet "vavma' QI'tu' Daq": unser Vater im Paradies. Unter den hundert ersten hochgeladenen Sprachen auf reformaction2017.de war auch Litaers klingonische Version des Vaterunser. Klingonisch ist eine Kunstsprache, die die Filmgesellschaft Paramount Pictures seit den 1980er Jahren für die Star-Trek-Filme und -Serie entwickeln ließ.

Mehrere hundert Menschen weltweit beschäftigten sich nach Schätzungen von Linguisten heute ernsthaft mit der Sprache und entwickeln sie weiter. 20 bis 30 Menschen sprächen sie fließend, sagt Litaer. Er hat Klingonisch zu seinem Hobby gemacht und ist wohl der einzige Lehrer des Idioms weltweit. Seit 2002 lädt er alljährlich für ein Wochenende nach Saarbrücken zum Sprachkurs. Und es kommen von Jahr zu Jahr mehr Teilnehmer aus aller Welt - mit 50 bis 60 Schülern ist für Lehrer Litaer die Kapazitätsgrenze erreicht. Dabei sind nicht nur Star-Trek-Fans sondern auch Linguisten und Sprachforscher.

Lieven L. Litaer spricht das Vaterunser auf klingonisch für die Mitmachaktion reformaction2017.de.

"Klingonisch ist einfach zu lernen", sagt Litaer. So gibt es keine Zeiten, kein "Sie" und kein Geschlecht – die Satzstellung ist ungewöhnlich, aber immer gleich: Objekt-Prädikat-Subjekt. Und auch jeder Buchstabe wird immer gleich ausgesprochen. Es gibt inzwischen rund 3.000 Grundbegriffe. Einige davon sind eher ungewöhnlich wie Phaser, Raumschiff oder Planet, während irdische Alltagsbegriffe oft fehlen. Das Wort für Brot etwa wurde erst nachträglich erdacht. Deshalb heißt es in der Ursprungsfassung des Vaterunser auch noch: "Gib uns heute unser heutiges Essen."

Litaer verdient sein tägliches Brot als Architekt. In seiner Freizeit widmet er sich oft seinem Klingonisch-Wiki, das er im Internet ins Leben gerufen hat. Im Raum neben seinem Büro steht eine Konsole wie im Raumschiff Enterprise, die er eigenhändig nachgebaut hat. Für seine Besuche auf Star-Trek-Messen bindet sich der hochgewachsene Mann mit langem schwarzen Haar eine Krawatte um und zieht seinen Nadelstreifenanzug an - das wirke seriöser.

Ein Lehrbuch "Klingonisch für Einsteiger" hat er auch schon verfasst. Die Veröffentlichung des Büchleins ist für 2017 geplant. Litaer ist so etwas wie ein Sprachgenie. Flämisch ist die Muttersprache des gebürtigen Belgiers. Vor 30 Jahren zogen seine Eltern ins Saarland, wo er mit Deutsch aufwuchs. Französisch und Englisch lernte er in der Schule. Spanisch, Hocharabisch und Ägyptisch-Arabisch sowie Türkisch brachte er sich selbst bei – und eben die Star-Trek-Kunstsprache: "Es macht mir viel Spaß, die mit der eigenen Sprache zu vergleichen".

Seinen ersten Star-Trek-Film sah Litaer mit elf Jahren. Seither ließen ihn Mr. Spock, Scotty und Co. nicht mehr los. Klingonisch begann er im zarten Alter von 15 Jahren zu lernen. Seine Mission ist es, die Sprache der Außerirdischen "in aller Welt zu verbreiten". Das war für ihn auch Hauptantrieb, das Vaterunser im Internet einzusprechen, als er von der Aktion hörte. "Ich glaube zwar daran, dass es einen Gott gibt, gehe aber nicht in die Kirche", sagt Litaer. Es gäbe religiöse Klingoisten, die die Bibel übersetzen. Der 36-Jährige gehört nicht dazu: "Ich befasse mich schon mit vielen anderen Übersetzungs-Projekten."

Die vor 20 Jahren begonnene Übersetzung des Alten und des Neuen Testaments gestaltet sich indes schwierig. Litaer schätzt, dass bisher weniger als zehn Prozent des Buchs der Bücher übertragen wurden. Das Vaterunser war einer der ersten Texte, die es auf Klingonisch gab - in immer neuen Versionen, je weiter die Sprache der Außerirdischen weiterentwickelt wurde. "Immer für Dich, das Imperium und Macht und Ehre", heißt es in der ersten Fassung." Und "Möge es passieren" steht für "Amen".

Kennen Sie das Vaterunser in einer ungewöhnlichen Sprache? Laden Sie es hier in der Vaterunser-Challenge der  #reformaction2017 hoch!