Fernseh-Vorschau: Brauchen Tiere Rechte?

Manche Tierschützer vertreten die Ansicht, dass wir aus rein moralischen Gründen auf das Ausbeuten von Tieren zur Herstellung von Lebensmitteln oder Kleidung verzichten müssten.
Foto: ARTE France/What?s Up Films
Arte: "Brauchen Tiere Rechte?" Manche Tierschützer vertreten die Ansicht, dass wir aus rein moralischen Gründen auf das Ausbeuten von Tieren zur Herstellung von Lebensmitteln oder Kleidung verzichten müssten.
Fernseh-Vorschau: Brauchen Tiere Rechte?
Das lohnt sich im Fernsehen vom 19. bis 16. Dezember
"Im Namen der Tiere" ist der Titel eines Themenabend bei Arte (Dienstag, 13.12., ab 20.15 Uhr). Tiere sind wesentlich intelligenter und empfindsamer als lange Zeit angenommen. Müssen wir deshalb unser Konsumverhalten ändern und vegan leben?

11.12., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Lieder zum Advent"

Ein Konzert zum Mitsingen und eine Begegnung mit Menschen, die von "ihrem" Advent erzählen: Das ist die Tradition der "Lieder zum Advent", diesmal aus der gotischen St.-Mang-Kirche in Kempten. Gast bei Moderatorin Sabine Sauer ist Lena Bröder, die "Miss Germany 2016". Das Thema: Was bedeutet eigentlich "Advent"? Geschenke besorgen, Plätzchen backen - aber darüber hinaus? Worauf warten, was erwarten wir? Und wovon erzählen die vertrauten Adventslieder? Zu hören sind unter anderem die Kantorei St. Mang unter der Leitung von Frank Müller und Allgäuer Volksmusik mit Martin Kern.

11.12., ZDF, 18.00 Uhr: "ZDF.reportage: Angekommen oder immer noch fremd?"

Die Aletta-Haniel-Gesamtschule in Duisburg ist bekannt für ihre Erfahrungen mit jugendlichen Flüchtlingen. Vor einem Jahr hat die "ZDF.reportage" dort sieben syrische Schüler begleitet. Nun hat Utta Seidenspinner die Schule erneut besucht, um rauszufinden, was aus dem Pflichtfach Integration geworden ist: Wie erfolgreich meistern jugendliche Syrer ihr Leben in Deutschland? Und wie sieht "Wir schaffen das!" in der Realität aus?

Der damals 14-jährige Fathalla ist als unbegleiteter Jugendlicher nach Deutschland gekommen. Seither lebte er bei einer deutschen Pflegemutter, seine Familie hatte er aus den Augen verloren. Nun besucht er zum ersten Mal seine Schwester, die er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat. Als die beiden am Bahnsteig voreinander stehen, erkennen sie sich zunächst nicht. Die 18-jährige Rosi wäre in Syrien bereits an der Universität, doch in Duisburg besucht sie die zehnte Klasse. Vor einem Jahr noch wünschte sie sich nichts sehnlicher, als in ihre Heimat zurückkehren zu können. Jetzt spricht sie fließend Deutsch, macht den Führerschein und würde auch dann nicht nach Syrien gehen, wenn der Krieg vorbei wäre.

Der 19-jährige Omar war von Anfang an eloquent und beliebt bei Lehrern und Mitschülern. Sein Deutsch ist so gut, dass er sich auf Facebook als Stand-up-Comedian versucht und sogar die Akzente anderer Ausländer nachahmt. Mit Erfolg: Mittlerweile wird er manchmal von einem Online-Portal engagiert. Sein 14-jähriger Bruder Abdul Rachman fühlte sich vor einem Jahr noch sehr fremd hier, zu leer waren die Straßen, zu schlecht das Wetter, zu grimmig die Deutschen. Trotzdem spricht auch er die Sprache inzwischen fließend. In einem Krankenhaus absolviert er erfolgreich ein Praktikum und träumt von einer Fußballkarriere.

12.12., 3sat, 22.25 Uhr: "La Buena Vida - Das gute Leben"

Eine Gruppe von Indígenas im kolumbianischen Regenwald widersetzt sich der Umsiedlung für den größten Kohletagebau der Welt. Die Kohle wird für Kraftwerke in Europa gebraucht. Der Film reflektiert "das gute Leben", nach dem man sich auf beiden Seiten des Ozeans sehnt und das für das indigene Volk der Wayuu auf seinem angestammten Land ganz anders aussieht als für Europäer. Doch die einen zahlen den Preis für die anderen. Dokumentarfilmer Jens Schanze, für seine Werke unter anderem mit dem Grimme-Preis und dem Bayerischen Filmpreis geehrt, hat mit "Otzenrather Sprung" (2001) schon einmal eine Dorfumsiedlung, damals im rheinischen Braunkohlerevier, filmisch begleitet.

Mit "La Buena Vida - Das gute Leben" zeichnet er nun das Porträt einer indigenen Dorfgemeinschaft, die entschlossen ist, sich nicht alles gefallen zu lassen, was ihr der Kohlekonzern diktieren will. Schanze verzichtet dabei auf einen Kommentar oder Interviews, was den Film noch eindringlicher wirken lässt. Und so ist seine Arbeit nicht nur das Dokument eines Betrugs - die Bewohner von Tamaquito werden unter falschen Versprechungen aus ihrem Dorf fortgelockt -, sondern auch eine Verneigung vor einer starken Gemeinschaft, die sich um keinen Preis der Welt ihre Integrität abkaufen lässt. Der Film wurde auf zahlreichen nationalen und internationalen Festivals gezeigt und vielfach ausgezeichnet, darunter im Januar 2016 in München mit dem Bayerischen Filmpreis 2015 in der Kategorie Dokumentarfilm. Außerdem erhielt er das "Prädikat besonders wertvoll".

12.12., 3sat, 0.00 Uhr: "37 Grad: Zu Fuß und ohne Geld"

Jens F. hat ein Geschäft, ein Haus, eine Familie und steht unter Dauerdruck. Das will er ändern und ein Jahr lang durch Deutschland wandern: ohne Geld und Zelt, mit viel Zeit. Er will sich nicht mehr versklaven lassen durch Existenzängste und materielle Verpflichtungen. Er will seine Ängste abbauen, wieder Vertrauen gewinnen und für den Frieden werben. Zum Abschied kommen Familie und Freunde zusammen. Seine Mutter ist schwer krank, sie macht sich Sorgen. Auf seiner Wanderung ohne feste Route muss Jens nun Menschen um Unterkunft und Essen bitten, er rettet Lebensmittel aus Abfallcontainern und lernt, in der Natur unter freiem Himmel zu schlafen. Er besucht unterschiedliche, alternative Lebensgemeinschaften, um herauszufinden, wie er nach seiner Rückkehr weiterleben will. Dabei lernt Jens ein Deutschland kennen, das viel offener ist als sein Ruf. Aber er gerät auch oft genug an seine Grenzen, körperlich und emotional. Tanja von Ungern-Sternberg hat ihn ein Jahr lang auf seinem "Lebenslauf" begleitet.

12.12., Arte, 20.15 Uhr: "Dreiviertelmond"

Mit dieser preisgekörnten Tragikomödie wirft Christian Zübert ("Lammbock") einen humorvoll-ungekünstelten Blick auf den deutschen Alltag. Sein Antiheld ist der von Elmar Wepper großartig verkörperte mürrische Nürnberger Taxifahrer Hartmut Mackowiak, der nach 35 Ehejahren von seiner Frau verlassen wird. Plötzlich muss er sich noch einmal ganz neu im Leben orientieren. Allerdings war sein Alltag bislang nicht besonders ereignisreich: Der Grantler denkt in Schubladen, das Verhältnis zu seiner einzigen Tochter ist distanziert, seine wenigen sozialen Kontakte kommen ohne seine Frau rasch zum Erliegen. Prompt gerät sein Dasein komplett aus den Fugen, als ihn das Schicksal mit der kleinen Hayat konfrontiert. Das türkische Mädchen wird von ihrer in Deutschland geborenen Mutter Gülen für einige Wochen bei ihrer Großmutter in Nürnberg untergebracht. Während Gülen in der Türkei ihr Leben ordnet, erleidet die Großmutter einen Schlaganfall. Hayat spricht kein Deutsch und ist in der fremden Stadt vollkommen auf sich allein gestellt. Ihr einziger Bezugspunkt ist dieser schlecht gelaunte Taxifahrer, den sie durch Zufall wieder trifft. Gegen Hartmuts Willen heftet sich die Sechsjährige an seine Fersen.

12.12., WDR Fernsehen, 22.15 Uhr: "Nach der Flucht - zwischen Anerkennung und Abschiebung"

Nihad und seine Frau Violeta sind mit ihren beiden kleinen Kindern vom Balkan geflüchtet. Ihre Liebe wurde in der Heimat nicht akzeptiert. Nihad kommt aus Bosnien, seine Frau Violeta ist aus dem Kosovo. Die Länder erkennen sich gegenseitig nicht an. Ein gemeinsames Leben war praktisch unmöglich, sagen sie. Sie wissen um die schlechten Chancen. Trotzdem hoffen sie, dass ihr spezieller Fall vielleicht doch Aussicht auf Asyl hat. Osama und seine Frau Nour dagegen können sich eigentlich sicher sein, als Flüchtlinge anerkannt zu werden. Das junge Paar kommt aus Syrien. Die Studenten wollen sich jetzt so schnell wie möglich etwas Neues aufbauen, arbeiten, weiterstudieren. Zwei Paare aus unterschiedlichen Ländern, mit unterschiedlichen Voraussetzungen, aber demselben Ziel: endlich frei und sicher in Frieden leben zu können. Dürfen sie bleiben? Wenn ja, wie lange? Seit ihrer Ankunft in Deutschland vor fünfzehn Monaten begleitet Anne Bielefeld die beiden Paare bei ihrem Versuch, hier Fuß zu fassen. Das ist schwieriger als gedacht. Alles hängt von den Behörden ab. Für Osama und Nour kann es nicht schnell genug, für Nihad und Violeta nicht langsam genug gehen. Die Asylbewerber erleben eine nervenaufreibende Zeit, geprägt von Hoffnung, Angst und Ungewissheit.

13.12., ARD, 22.45 Uhr: "#Beckmann: Welche Heimat? Deutsch-Türken in Almanya"

Etwa drei Millionen Türkeistämmige leben in Deutschland, viele von Ihnen sind hier geboren und aufgewachsen. Sie leben in Frieden, genießen Rechtssicherheit und eine freie Presse. Doch auch mehr als 50 Jahre nach der Ankunft ihrer Eltern und Großeltern fühlen sich große Teile der zweiten und dritten Einwanderergeneration der deutschen Gesellschaft nicht wirklich zugehörig. Gleichzeitig unterstützt eine Mehrheit den autoritären türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Warum fühlen sich viele türkeistämmige Deutsche ihrem Herkunftsland verbundener als ihrer deutschen Wahlheimat? Wie wichtig sind Religion und Traditionen für sie? Welche Themen einen und welche entzweien sie?

Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen geben Reinhold Beckmann und die Co-Autorinnen Yasemin Ergin und Esra Özer Einblicke in die Vielfalt deutsch-türkischen Lebens. Sie nehmen an traditionellen Familienfeiern und an einer Selbsthilfegruppe für überforderte türkische Väter teil, sie besuchen den Kreuzberger Fußballverein "Türkiyemspor", in dem Türkeistämmige, Deutsche, Aleviten und Kurden zusammenspielen, und sie treffen Erdogan-Fans und Anhänger der Gülen-Bewegung in Deutschland. Außerdem sprechen sie mit Experten wie Seyran Ates und Detlef Pollack über ein Phänomen: Warum bezeichnen sich die meisten Deutsch-Türken einerseits als gut integriert - und fühlen sich andererseits trotzdem nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft?

13.12., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Mein täglich Brot!"

Bäcker und Bauern ernähren uns seit Jahrhunderten. Doch wie lange wird es sie in dieser Art noch geben? Die "37 Grad"-Dokumentation handelt von Generationenbetrieben im Wandel der Zeit, von Werten und Werteverlust und den heutigen Herausforderungen im massiven Preiskampf um Grundnahrungsmittel. Verena Gangel (37) hat als Kind ganz selbstverständlich mitbekommen, wie es nach frischem Teig roch, wie Öfen qualmten, wie Tag für Tag Brote und Brötchen hergestellt, Kuchen und Torten gebacken wurden, zubereitet nach überlieferten Familienrezepten. Heute sieht sie sich in einem anderen Zeitalter wieder. Supermärkte, Discounter, Selbstbedienungsbackshops und Bäckereiketten sind zur harten Konkurrenz geworden. "Backen im Akkord", heißt dort die Devise. Das können kleinere Bäckereien nicht leisten. Doch die Gangels versuchen, dem etwas entgegenzusetzen, in Form von Service und Qualität.

Andreas Schleicher (43) betreibt den Längentalhof in Dauchingen regional und nachhaltig. Er hat 70 Milchkühe. Wenn Kälbchen geboren werden, sind seine Frau Nicole und die drei Kinder häufig auch mit im Stall. Der Bauernalltag hat in der Regel 15 Stunden - sieben Tage die Woche. Das macht Andreas nichts aus. Doch die Sorgen drücken ihn immer mehr: Milchquote, Milchkrise. Landwirte kämpfen ums Überleben. Immer wieder neu muss er überlegen, wie er den Hof halten kann. Seine Frau, die Kinder, Eltern und Geschwister unterstützen ihn, wo sie nur können. Auf dem Bauernhof leben sie alle gemeinsam. Überzeugung und Leidenschaft für das, was man tut, müssen vorhanden sein, wenn man wie Verena Gangel und Andreas Schleicher den speziellen Rhythmus und strammen Tagesablauf durchhalten will. Eine filmische Hommage an Menschen, die womöglich zu einer aussterbenden Zunft gehören.

13.12., 3sat, 23.10 Uhr: "37 Grad: Goldkinder"

Gold ist allgegenwärtig: der Ring, die Kette, die Zahnkrone oder die Währungsreserven von Staaten. Doch kaum jemand fragt nach, unter welchen Bedingungen das Luxusprodukt gewonnen wird. Nicht selten geschieht das in gefährlicher Arbeit unter Tage oder unter Wasser. Auch mit Hilfe von Kindern, die schon ab sieben Jahren schwer arbeiten. Der Run auf Mineralien wie Gold oder Coltan kennt kaum Rücksicht. Oft finanzieren Rebellengruppen ihren Kampf mit wertvollen Rohstoffen. Und dort, wo es in der Nähe Rohstoffe wie Gold oder Coltan gibt, wird es gewalttätig, werden wie im Kongo immer wieder Dörfer überfallen. Viele dieser Konfliktmineralien werden letztlich für Mobiltelefone in aller Welt gebraucht. Die "37 Grad"-Dokumentation "Goldkinder - Der Konflikt um Mineralien" fragt nach, woher das Gold für unseren Schmuck kommt und entdeckt, dass neben Gold auch andere Mineralien existieren, um die es gefährliche Konflikte gibt. Die Dreharbeiten führen Autor Manfred Karremann unter anderem auf die Philippinen und in den Kongo.

13.12., Arte, 20.15 Uhr: "Brauchen Tiere Rechte?"

Im Rahmen des Themenabends "Im Namen der Tiere" geht Arte der Frage nach, ob wir das Wohl und Leben der Tiere unseren Zwecken unterordnen dürfen. Tiere sind wesentlich intelligenter und empfindsamer als lange Zeit angenommen, das haben Forschungen bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts bewiesen. Dennoch töten wir Tiere für Fleisch oder akzeptieren, dass Versuche an ihnen durchgeführt werden. Tierschutzorganisationen und Verhaltensforscher fordern nun neue Rechte für Tiere. Was bedeutet das für die Gesellschaft von heute und morgen? Müssen wir unser Konsumverhalten ändern und vegan leben?

In dem Film von Martin Blanchard setzen sich Verhaltensforscher wie Jane Goodall und Boris Cyrulnik sowie Philosophen wie Peter Singer, Gary Francione und Vinciane Despret mit dem Thema auseinander. Aber auch Juristen und Politiker engagieren sich und verdeutlichen, welch große Herausforderungen sich hinter der Frage des Rechtsstatus von Tieren verbergen. Mit Recherchen in landwirtschaftlichen Betrieben und Forschungszentren in Deutschland, Frankreich, Österreich und den USA und durch Gespräche mit Experten weltweit steckt "Brauchen Tiere Rechte?" den Rahmen für eine hochaktuelle Debatte.

In dem Dokumentarfilm "Raus aus dem Käfig" (21.55 Uhr) begleitet der große Dokumentarfilmer D. A. Pennebaker den Tierrechtler Steve Wise. Er kämpft dafür, dass Tiere mit besonderen kognitiven Fähigkeiten, wie die Affen, nicht mehr nur als "Sache", sondern als "juristische Person" anerkannt werden. Der Themenabend blickt hinter die Kulissen von Tierzüchtung, Zirkuswelten und Forschungslabors und lädt den Zuschauer ein, Grundsatzfragen zu überdenken.

13.12., MDR Fernsehen, 20.45 Uhr: "360 Grad: Luther - der Reformator als Kassenmagnet"

Panoramakünstler Yadegar Asisi hat das erste seiner Großbilder in Sachsen-Anhalt gestaltet. In Wittenberg thematisiert er - rechtzeitig zum Beginn der Feiern zum Reformationsjubiläum - den legendären Thesenanschlag Martin Luthers an die Schlosskirche vor 500 Jahren. Das gigantische Rundbild zeigt in einem eigens dafür errichteten Museumsbau, wie es in der Stadt am Tag des Thesenanschlags ausgesehen haben könnte. Dokumentierte und erdachte Szenen geben dem Betrachter einen sinnlichen Einblick in Luthers Zeit. Das war Yadegar Asisi wichtig: den Reformator in seiner Zeit zu zeigen. Die Autoren des Films begleiten den Künstler beim Schaffen und Vollenden seines Werkes vom ersten Fotoshooting mit Wittenberger Komparsen bis zur Eröffnung und den Reaktionen der ersten Panorama-Besucher.

Die Dokumentation widmet sich aber auch der Frage, welchen Stellenwert Martin Luther und sein Erbe in der DDR hatten. Denn der Reformator war dort anfangs als "Fürstenknecht" verschrien und stand im selbsternannten Arbeiter- und Bauernstaat zumindest offiziell lange Jahre in einem eher ungünstigen Licht. Das aber änderte sich ab Ende der 1970er-Jahre maßgeblich auf Betreiben von Staats- und Parteichef Erich Honecker. Im Streben nach internationaler Anerkennung und möglicherweise auch lukrativen Deviseneinnahmen machte die DDR den verstoßenen Luther plötzlich salonfähig. Ausstellungen lockten Touristen aus dem Ausland in Lutherorte wie Wittenberg. Nicht weniger als sechs Kirchentage brachten einen unerwarteten Aufschwung für die Christen in der DDR. Der Reformator war nicht nur gesellschaftsfähig, sondern erstmals zu einem Kassenmagneten geworden. Zeitzeugen wie der frühere evangelische Bischof Axel Noack und die Wittenberger Historikerin Elke Strauchenbruch erinnern sich daran, welche Folgen das hatte: unmittelbare für Museen und Innenstädte, mittelbare für Staatsgefüge und Gesellschaft; denn in gewissem Sinne markierte die Öffnung anlässlich der Reformationsfeierlichkeiten 1983 den Anfang vom Ende der DDR.

14.12., Arte, 22.05 Uhr: "Kann man Gott beleidigen?"

Blasphemie ist ein brisantes Thema in Zeiten, in denen Religion weltweit an Bedeutung gewinnt oder sogar zu einem Politikum werden kann, das Terror und Gewalt auf den Plan ruft. Die Ereignisse seit der Fatwa gegen den Schriftsteller Salman Rushdie bis hin zum Terroranschlag auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris haben die Debatte um Blasphemie zugespitzt auf eine Frontstellung: hier die Meinungsfreiheit, dort der Respekt vor der Religion. Vor allem Künstler und Karikaturisten sehen sich seit jeher mit dem Vorwurf der Blasphemie konfrontiert, wenn sie mit ihren Werken eine Vertiefung religiöser Motive vorantreiben oder bewusst kirchliche Institutionen attackieren wollten. Werner Köhne geht dem Streit um Blasphemie in der Kunst nach und fragt Vertreter aller Glaubensrichtungen, wie sie das Thema Gotteslästerung bewerten. Dabei schaut er zurück auf die Ursprünge der Religion und ordnet das Thema Blasphemie historisch ein.

Die Dokumentation stellt Werke von Künstlern, Filmemachern und Karikaturisten vor, die als blasphemisch bezeichnet wurden und die teils drastische Konsequenzen nach sich zogen. Wie beim dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard, der seit der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen unter Polizeischutz steht. Die österreichischen Künstler Hermann Nitsch und Deborah Sengl thematisieren mit ihrer Kunst gesellschaftliche Missstände und setzen hierfür christliche Symbole ein. Der Karikaturist Gerhard Haderer hat sich häufig mit dem Machtphänomen der katholischen Kirche beschäftigt, und die Filme Ulrich Seidls liefern immer wieder Stoff für hitzige Blasphemie-Diskussionen.

15.12., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Liebe ohne Zukunft?"

Die heimliche Liebe basiert auf Lügen. Kann daraus trotzdem wahre, alltagstaugliche Liebe werden? Viele Geliebte erhoffen sich das. Sie glauben, wenn er oder sie sich vom Partner trennt, wird alles gut. Stimmt das? "Menschen hautnah" hat vor eineinhalb Jahren über Rolf, Manuela und Brigitte berichtet. Alle drei waren damals Geliebte. Katharina Wulff-Bräutigam hat sie 18 Monate später erneut aufgesucht, um rauszufinden: Was ist aus ihren heimlichen Liebschaften geworden, sind die Drei heute glücklich? Ihr Film erzählt, wie die heimliche Liebe Beziehungen und die Einstellung zur Liebe verändert.

Rolf zum Beispiel liebte viele Frauen und viele Frauen liebten ihn. Heute nimmt er das Wort Liebe nicht mehr gern in den Mund. Er sei zu oft verletzt worden, sagt er. Vor 18 Monaten war er mit einer Frau zusammen, die sich ihm zuliebe von ihrem Partner trennte. Doch irgendwann fing sie an, sich von Rolf zu distanzieren. Sie wurde kühler, zeigte weniger Interesse; finanzielle Aspekte wurden ihr immer wichtiger. Nach sechs Monaten Glück kam es zum großen Streit; seitdem ist die Frau verschwunden. Manuela lebt heute wieder mit ihrem Ehemann zusammen. Vor zwei Jahren hatte sie eine längere Affäre mit ihrem verheirateten Jugendfreund. Er versprach, sich von seiner Frau zu trennen. Doch nichts geschah. Manuela litt, hatte kein Selbstbewusstsein, fühlte sich abhängig und klein. Irgendwann wusste sie keinen Ausweg mehr und trennte sich von ihrer großen Liebe. Heute hat sie wieder zu sich gefunden. Brigitte war sogar zehn Jahre lang eine heimliche Geliebte. Doch dann verging die Liebe, ihr verheirateter Geliebter wurde immer nüchterner, wollte nur noch Sex, aber keine gemeinsamen Abendessen oder Urlaube mehr. Liebe Worte fehlten plötzlich. Brigitte fühlte sich immer schäbiger und trennte sich schließlich per E-Mail.

16.12., ARD, 20.15 Uhr: "Krauses Glück”

Im Rahmen der losen Filmreihe über den pensionierten Dorfpolizisten Horst Krause (verkörpert von Horst Krause) aus den Potsdamer "Polizeiruf"-Krimis erzählt Bernd Böhlich, der Erfinder Figur, in "Krauses Glück" eine Flüchtlingsgeschichte: Als die Flüchtlingsbeauftragte des Landkreises eine Unterkunft für eine Familie aus Syrien sucht, kann Krauses Freund Schlunzke (Andreas Schmidt) den mittlerweile pensionierten Polizisten überreden, die Menschen in seinem Gasthof aufzunehmen, schließlich sei "Hotti" doch auch mal Flüchtling gewesen, als die Familie 1945 aus Ostpreußen ins brandenburgische Schönhorst geflohen sei. Da der Polizeihauptmeister a.D. keinerlei Vorbehalte hat, stimmt er zu. Bald darauf treffen ein Großvater, seine hochschwangere Tochter, ihr heranwachsender Sohn und zwei kleine Zwillingen ein. Sie sprechen alle kein Wort deutsch, aber irgendwie verständigt man sich schon. Eigentlich wäre alles wunderbar, aber leider sieht die Nachbarschaft die Sache mit der Willkommenskultur etwas anders als die Krauses. Böhlich hat "Krauses Glück" ebenso wie die anderen Filme der Reihe in einem Tempo inszeniert, das der gemütlichen Korpulenz der Hauptfigur entspricht. Entscheidender aber ist, dass Böhlich die Geschichte konsequent ohne erhobenen Zeigefinger erzählt; der Appell ergibt sich aus dem Verhalten seines Helden, der keine großen Worte macht, sondern Taten sprechen lässt. Der anfangs etwas antriebslose Krause, der sich nach seiner Pensionierung überflüssig vorkommt, blüht angesichts der vielfältigen Aufgaben regelrecht auf, und das ist die Botschaft des Films: Das Land braucht ganz viele Horst Krauses.