Ossietzky-Medaille für Flüchtlingsretter und Dokumentarfotograf

Ossietzky-Medaille für Flüchtlingsretter und Dokumentarfotograf
Ausgezeichnet werden Personen oder Gruppen, die sich durch Zivilcourage und herausragendes Engagement für die Verwirklichung, Verteidigung und Erweiterung der Menschenrechte und des Friedens verdient gemacht haben.

Die Flüchtlings-Rettungsorganisation SOS Mediterranée und der Dokumentarfotograf Kai Wiedenhöfer sind am Sonntag mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille ausgezeichnet worden. Die Internationalen Liga für Menschenrechte würdigte damit den couragierten Einsatz der beiden Preisträger für Menschenrechte und die Aufklärung über die Ursachen von Flucht. Mit ihrem herausragendem Engagement lenkten die Preisträger den Blick der Öffentlichkeit auf die oftmals verzweifelte Lage von Geflüchteten, auf die tragischen Folgen der Flucht- und Migrationspolitik in Europa sowie die Ursachen von Flucht vor Krieg, Terror, Verfolgung und Not, hieß es zur Begründung der Auszeichnung.

SOS Mediterranée hat den Angaben zufolge mit ihrem Schiff MS Aquarius seit Februar im Mittelmeer mehr als 5.000 Geflüchtete aus Seenot gerettet und insgesamt knapp 8.000 Menschen an Bord versorgt. Mit ihren Rettungseinsätzen setze die Organisation "ein zivilgesellschaftlich humanitäres Zeichen gegen die todbringende Abschottungspolitik der EU-Regierungen", erklärte die Liga. Dieser Politik seien seit 2010 schon fast 30.000 Menschen zum Opfer gefallen.



Die Aquarius war Anfang Februar von Bremerhaven aus ins Mittelmeer aufgebrochen. Gemeinsam mit Medizinern von "Ärzte ohne Grenzen" kreuzt das 77 Meter lange Schiff im Seegebiet zwischen Libyen und Italien. Die Crew des ehemaligen Cuxhavener Fischerei-Schutzbootes besteht aus einer zehnköpfigen nautisch-technischen Besatzung. Dazu kommen weitere zwölf Experten, die zum Such- und Rettungsteam sowie zum medizinischen Personal gehören.

Das fotografische Werk des zweiten Preisträgers Kai Wiedenhöfer sei ein "Dokument der Grausamkeiten und systematischen Menschenrechtsverletzungen, die durch Mauern, Zäune, Stacheldraht und Absperrungen verursacht werden", erklärte die Liga weiter. Wiedenhöfer reise durch viele Länder auf allen Kontinenten und stelle beeindruckende Fotos von Mauern her, die politische Willkür symbolisierten. "Und er zeigt uns Menschen in Armut und Not, die ansonsten allzu oft aus dem Blickfeld der wohlhabenden Gesellschaften geraten". Mehrere Bücher Wiedenhöfers sind im Göttinger Steidl Verlag erschienen.

Zuletzt Snowden und Greenwald

Die Carl-von-Ossietzky-Medaille wird von der Liga seit 1962 mindestens einmal alle zwei Jahre verliehen. Ausgezeichnet werden Personen oder Gruppen, die sich durch Zivilcourage und herausragendes Engagement für die Verwirklichung, Verteidigung und Erweiterung der Menschenrechte und des Friedens verdient gemacht haben. Zuletzt waren der Whistleblower Edward Snowden, die Filmregisseurin Laura Poitras und der Journalist Glenn Greenwald mit der Medaille geehrt worden. Namensgeber der nicht dotierten Auszeichnung ist der Publizist, Pazifist und Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky, der 1938 nach mehrjähriger KZ-Haft im Alter von 48 Jahren starb.