Studie: Spendenorganisationen lassen Transparenz vermissen

Studie: Spendenorganisationen lassen Transparenz vermissen
Die große Mehrheit der Deutschen möchte einer aktuellen Studie zufolge genau wissen, wie Spendenorganisationen ihre Gelder einsetzen. Doch nur wenige Organisationen belegten, was sie mit Hilfe der Spenden konkret verändern, teilte das gemeinnützige Analyse- und Beratungshaus Phineo am Mittwoch in Berlin mit.

Nur jede zweite von 50 analysierten Non-Profit-Organisationen erfülle die Ansprüche einer transparenten Verwendung ihrer Spendengelder. Das beste Prädikat errang die Kindernothilfe mit fünf Sternen, gefolgt von Oxfam (4,7) und Caritas International (4,4).

Umfragen zufolge erwarten 88 Prozent der Bürger, dass die Spendenorganisationen umfassend darüber informieren, wie die Gelder verwendet werden. Dieser Frage ging Phineo im Auftrag von "Spiegel Online" in der Studie "Wirkungstransparenz bei Spendenorganisationen 2016" nach. Dazu wurden 50 der bekanntesten deutschen Spendenorganisationen darauf hin analysiert, wie transparent sie über ihre Arbeit und die Wirkung dieser Arbeit berichten. Das daraus hervorgegangene Ranking veröffentlichte "Spiegel Online" am Mittwoch.

Demnach informieren 54 Prozent der untersuchten Organisationen insgesamt sehr gut oder herausragend über ihre Arbeit. Bei der Vergleichsstudie vor zwei Jahren waren es noch 36 Prozent. Der Blick ins Detail zeigt aber: Nicht einmal jede zweite Organisation (22 von 50) dokumentiert systematisch, welche Veränderungen sie konkret dank der finanziellen Zuwendungen erreicht hat.

"Wer spendet, will dass sein Geld etwas positiv verändert"

Insgesamt finden sich in diesem Jahr neun Organisationen neu im Ranking. Im Vergleich zum Vorjahr zeige sich eine erfreuliche Entwicklung, hieß es: Transparenz wird offenbar eine zunehmend größere Bedeutung zugemessen. Erreichten die Organisationen 2014 im Durchschnitt eine Bewertung von 3,3 von 5 möglichen Sternen, so sind es in diesem Jahr 3,6 Sterne - und das, obwohl die fünf transparentesten Organisationen aus dem Ranking 2014 diesmal nicht untersucht wurden. 27 von 50 der untersuchten Organisationen informieren sehr gut oder sogar herausragend über ihre Arbeit. Vor zwei Jahren waren es lediglich 18.

"Das sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass viele Organisationen nicht darlegen, was sie mit den Geldern eigentlich bewegen", erklärte der Leiter der Studie, Benjamin von der Ahe. "Wer spendet, will dass sein Geld etwas positiv verändert. In einem Spendenmarkt mit wachsenden Milliardenumsätzen sind die Organisationen deshalb in der Pflicht, ihre Wirkung nachzuweisen", sagte der Experte. 



Der Verein "Social Reporting Initiative" bezeichnete das Verhalten vieler Geld sammelnder Organisationen als fragwürdig. Mit dem Social Reporting Standard (SRS) liege längst eine geeignete und kostenlose Strukturierungshilfe vor, die "Organisationen jedweder Größe eine transparente Darstellung ihrer Wirkungen enorm erleichtert?, erklärte Geschäftsführer Jan Engelmann. Der SRS bilde sowohl die Eckdaten zum organisatorischen Rahmen als auch Informationen über Angebote, Zielgruppen und erreichte Resultate einer Spendenorganisation ab.

Engelmann beklagte, dass es trotz vieler Bekenntnisse bei den NPO zur Wirkungsorientierung "häufig nur bei einem reinen Lippenbekenntnis bleibt, weil man den damit verbundenen Aufwand scheut".