Bücher zum Reformationsjubiläum: Frauen und die neue Lehre

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Bücher zum Reformationsjubiläum: Frauen und die neue Lehre
Ob Reformatorinnen, Wegbegleiterinnen oder Ehefrauen - auch Frauen spielten in der Reformation eine tragende Rolle.
06.12.2016
Evangelisches Literaturportal (Eliport)

Domröse, Sonja: Frauen der Reformationszeit. Gelehrt, mutig und glaubensfest.

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010. 157 S. : Ill. ; 21 cm. ISBN 978‐3‐525‐55012‐0 , geb.: 16,90 €

Lebensbeschreibung von acht Frauen, die sich für die neue Lehre einsetzten.

Im Vorfeld der 500. Wiederkehr des Thesenanschlags von 1517 liegt die Beschäftigung mit der Reformationszeit nah, in der es auch erstmals für Frauen möglich wurde, ihre Glaubensrichtung selbst zu suchen und sich zu äußern. Sie taten das vor allem in Streitschriften und Flugblättern. Es waren lesekundige Damen aus dem Adel und dem gebildeten Bürgertum. Einige waren mit ehemaligen Priestern verheiratet, an deren Seite sie mutig, glaubensstark und bibelfest die reformatorische Sicht vertraten. Sie prägten die bis dahin unbekannte Rolle einer Pfarrfrau und die besondere Atmosphäre des protestantischen Pfarrhauses, waren Ehefrau und Mutter, Mittelpunkt einer großen Familie und Gastgeberin für Glaubensflüchtlinge. Der schmale Band wird durch ergänzende Beiträge zur Reformationszeit, Luthers Sicht der Frau und die Auswirkung auf die Stellung der Frau in der Gesellschaft abgerundet. Lesenswerte Biografien von mutigen und glaubensstarken Christinnen zur Zeit der Reformation.

Halgard Kuhn

 

Dehnerdt, Eleonore: Katharina. Die starke Frau an Luthers Seite.

Gießen: Brunnen 2015. 189 S. ; 19 cm. ISBN 978‐3‐7655‐4274‐9, kt.: 12,99 €

Eine epische Biografie der Katharina von Bora (1499‐1552).

Auf der Grundlage sorgfältig recherchierter Fakten erzählt Eleonore Dehnerdt lebendig und spannend das Leben der Katharina von Bora, die als Kind nach dem Tod der Mutter ins Kloster gebracht wird und im Jahr 1523 von dort flieht, unterstützt durch Martin Luther, den Reformator. Die wachsende Liebe der beiden zueinander, ihre Heirat, die Geburt der Kinder, Katharinas Erfolge in der verantwortungsreichen Hauswirtschaft im „Schwarzen Kloster“, das Glück im Kreise der wachsenden Familie, aber auch politisch‐religiöse Auseinandersetzungen und schwere Zeiten der Pest und des Krieges werden dem Leser in epischer Form nahegebracht, immer wieder ergänzt durch Briefe, Bibeltexte, Lieder und Gebete im Original. Eine Zeittafel fasst schließlich noch einmal alles übersichtlich zusammen. Die verwendete Literatur ist zusammengestellt. Eine gut lesbare Lebensgeschichte mit interessanten Einblicken in das Alltagsleben des 16. Jhs.

Viktoria Böhler

 

Weigelt, Sylvia: „Der Männer Lust und Freude sein“. Frauen um Luther.

Eisenach: Wartburg Verl. 2011. 160 S. ; 21 cm. ISBN 978‐3‐86160‐241‐5, geb.: 18,50 €

Biographien von Frauen, die in sehr unterschiedlichem Kontakt mit Luther standen.

Das ausgehende Mittelalter schrieb bekanntlich die Rolle der Frau exakt fest und setzte ihrem Handeln feste Grenzen innerhalb der Gesellschaftsordnung, die sie auf die Pflichten der Hausfrau und Mutter festlegte, differenziert nach der Schicht, der sie durch den Ehemann angehörte. In Martin Luthers Leben spielte naturgemäß zunächst seine Mutter, dann die Wirtin in Eisenach während der dortigen Schulzeit eine Rolle, später die Ehefrauen seiner Freunde und schließlich seine Eheliebste und die drei Töchter. Aber in seinen Briefen und Tischgesprächen wird deutlich, dass es weitaus mehr Frauen gab, Fürstinnen, Bittstellerinnen, Anhängerinnen seiner Lehre. Das in dem schön gestalteten Band zusammengetragene Material spürt ihnen nach und zeigt die Ambivalenz des reformatorischen Denkens für die Epoche. Obwohl thematisch Frauen im Fokus stehen, entsteht gleichzeitig ein Blick auf die vielfältigen Aktivitäten des Reformators. Ein lesenswerter Beitrag zur Reformationszeit und besonders zur gesellschaftspolitischen Situation von Frauen und den aus der neuen Lehre erwachsenen Veränderungen.

Halgard Kuhn

 

Birnstein, Uwe: Argula von Grumbach. Das Leben der bayerischen Reformatorin.

Schwarzenfeld: Neufeld 2014. 127 S. : Ill. ; 21 cm. ISBN 978‐3‐86256‐048‐6, geb.: 14,90 €

Biographie einer mutigen Frau aus der Reformationszeit.

Argula von Grumbach, geb. von Stauff, wurde 1492 im ostfränkischen Beratzhausen geboren. Ihre Eltern gaben ihr eine gute Erziehung und Bildung mit auf den Lebensweg, so dass sie in der Lage war, die Schriften der Reformatoren zu lesen und für die Sache Luthers und seiner Anhänger einzutreten, wobei sie durchaus Nachteile für ihre Familie in Kauf nahm. Uwe Birnstein legt eine gut lesbare Biographie vor, die kurz und prägnant den Lebensweg dieser couragierten Frau schildert, aus ihren Briefen zitiert und auch Zeit und Umfeld kenntnisreich lebendig werden lässt. Zeitgenössische Abbildungen vervollständigen den Text. Literaturangaben und Internetadressen geben Hinweise auf weiterführende Lektüre. Den Schluss des Buches bildet ein sehr praktischer Reiseführer mit Fotos für Entdeckungstouren auf den Spuren Argula von Grumbachs in Bayern. Das Buch kommt genau richtig zum Reformationsjubiläum und sollte selbst in kleineren Büchereien nicht fehlen.

Lieselotte Diepholz