Bedford-Strohm sieht Botschaft der Liebe als Vermächtnis Luthers

Zum Auftakt des Festjahres zum 500. Reformationsjubiläum betonte der EKD-Ratsvorsitzende, ein Neuentdecken Christi könne nur ökumenisch angegangen werden.
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Zum Auftakt des Festjahres zum 500. Reformationsjubiläum betonte der EKD-Ratsvorsitzende, ein Neuentdecken Christi könne nur ökumenisch angegangen werden.
Bedford-Strohm sieht Botschaft der Liebe als Vermächtnis Luthers
Im Tagesthemen-Interview betont Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, ein Neuentdecken Christi könne nur ökumenisch angegangen werden, da es nur einen Christus gebe, an den Katholiken und Protestanten glauben. Das begonnene Reformationsjubiläum gebe Anlass, die Liebe Gottes, die auch Martin Luther immer wieder betont habe, in den Vordergrund zu rücken.

Die Aufforderung zu Mitgefühl und Liebe ist nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, ein zentrales Erbe Martin Luthers für die heutige Zeit. "Ich glaube, er würde die Liebe ins Zentrum stellen", sagte Bedford-Strohm am Montagabend im "Tagesthemen"-Interview. Die Liebe Gottes, die zum Nächsten überfließe und die Luther immer wieder betont habe, sei auch für das politische Leben sehr relevant. "Es geht nämlich um Empathie, es geht darum, den Schwachen zur Seite zu stehen, und es geht darum, Menschen so zu behandeln, dass sie in Würde leben können."

Gerade im Umgang mit der Flüchtlingsfrage zeige sich die aktuelle Bedeutung. "Die Hunderttausenden von Menschen, die sich gerade aus den Kirchengemeinden heraus für Flüchtlinge engagiert haben, die haben diese Botschaft selbst ausgestrahlt", erklärte Bedford-Strohm. Die geistliche Kraft, aus der die Kirche lebe, sei unabdingbar an Einsatz für andere geknüpft. "Gottesliebe und Nächstenliebe sind eben untrennbar miteinander verbunden. Und das heißt Überwindung der Not ist Teil von Gottesdienst." Dabei könne das politische Leben nicht ausgeblendet werden.

Zum Auftakt des Festjahres zum 500. Reformationsjubiläum betonte der EKD-Ratsvorsitzende, ein Neuentdecken Christi könne nur ökumenisch angegangen werden. "Es gibt keinen katholischen Christus, keinen evangelischen Christus, es gibt nur den einen Christus, an den wir alle glauben." In Zukunft solle nicht die Trennung, sondern das Gemeinsame betont werden. Knapp 500 Jahre nach Luthers Anprangern von Missständen in der katholischen Kirche sei klar, "dass wir nur noch gemeinsam diese ganze große Kraft des Evangeliums in die Zeit heute hineinsprechen können".

Im Zeichen der Ökumene standen bereits die Feiern zum Beginn des Festjahres am Montag. In einem gemeinsamen Gottesdienst mit Lutheranern erinnerte Papst Franziskus in der schwedischen Stadt Lund an den Beginn der Reformation im 16. Jahrhundert und rief die Christen zur Einheit auf. Franziskus und der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Munib Younan, unterzeichneten eine Ökumene-Erklärung, in der sie die Verantwortung beider Konfessionen für die Kirchenspaltung eingestehen.