Kolumbiens Regierung setzt Dialog mit ELN-Guerilla aus

Kolumbiens Regierung setzt Dialog mit ELN-Guerilla aus
Die kolumbianische Regierung hat den ursprünglich für Donnerstag geplanten Beginn der Friedensverhandlungen mit der ELN-Guerilla verschoben. Zuerst müsse die Guerilla den ehemaligen Abgeordneten Odín Sánchez freilassen, begründete Präsident Juan Manuel Santos am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) die Suspendierung des Dialogs.

Rio de Janeiro (epd). Santos hat die Freilassung aller Geiseln in Gewalt der linken Rebellen zur Bedingung für Friedensgespräche gemacht.

Die ELN bedauerte den Rückzug der Regierung und sprach im Kurznachrichtendienst Twitter von "Missverständnissen, über die verhandelt wird". ELN-Kommandant Pablo Beltran erklärte, es werde bereits nach einem neuen Datum für den Beginn der Gespräche gesucht.

Garantiemächte nehmen an Verhandlung teil

Seitens der Regierung wird erwartet, dass der Dialog spätestens Anfang November beginnen könne, wie der Hörfunksender RCN in seiner Onlineausgabe berichtete. Der Leiter der Regierungsdelegation, Juan Camilo Restrepo, erklärte, dass eine humanitäre Operation des Roten Kreuzes zur Befreiung von Sánchez bereits angelaufen sei.

Den Gesprächen mit der ELN waren monatelange informelle Sondierungsgespräche vorausgegangen. Anfang Oktober hatten beide Seiten in der venezolanischen Hauptstadt Caracas ihre Einigung auf Friedensgespräche bekanntgegeben. Die Gespräche sollen in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito stattfinden. Neben Ecuador und Venezuela werden auch Norwegen, Brasilien, Chile und Kuba als Garantiemächte der Verhandlungen fungieren. Mit der Farc-Guerilla hat die Regierung in jahrelangen Verhandlungen bereits einen Friedensvertrag vereinbart, der aber nachverhandelt werden muss, da er in einer Volksabstimmung abgelehnt wurde.

Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Staat und rechtsextremen Paramilitärs in Kolumbien hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Rund 340.000 Menschen wurden getötet, davon 80 Prozent Zivilisten. Mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden aus ihren Dörfern vertrieben.