Prozess gegen Safia S. mit Beweisaufnahme fortgesetzt

Prozess gegen Safia S. mit Beweisaufnahme fortgesetzt
Das Oberlandesgericht Celle hat den Prozess gegen die 16-jährige Safia S. wegen eines Messerangriffs auf einen Polizisten unter Ausschluss der Öffentlichkeit fortgesetzt und mit der Beweisaufnahme begonnen.

Celle, Hannover (epd). Die Deutsch-Marokkanerin muss sich nach einem Messerangriff auf einen Bundespolizisten wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung vor dem Gericht verantworten. Zunächst seien Tatzeugen befragt worden, darunter auch der damals verletzte Bundespolizist, teilte eine Gerichtssprecherin am Donnerstag mit. Außerdem hätten Ermittlungsbeamte und Zeugen aus dem persönlichen Umfeld der Angeklagten ausgesagt.

An der Verhandlung nimmt den Angaben zufolge eine Jugendpsychiaterin teil, die die geistige und sittliche Reife von Safia S. zum Tatzeitpunkt beurteilen soll. Sie solle klären, ob die Jugendliche, die laut Bundesanwaltschaft im Auftrag der Terrormiliz "Islamischer Staat" handelte, die Folgen ihrer Tat absehen konnte. Das Gericht wolle im Verlauf der Verhandlungen außerdem einen Islamwissenschaftler und einen Gerichtsmediziner anhören. Der Mediziner soll das Gericht über die Verletzungen des Opfers informieren.

Öffentlichkeit ausgeschlossen

Die damals 15-jährige Schülerin Safia S. hatte den Beamten nach Darstellung der Bundesanwaltschaft am 26. Februar 2016 im Hauptbahnhof von Hannover niedergestochen und lebensgefährlich verletzt. Zu Beginn der Verhandlung vor einer Woche hatte das Gericht die Öffentlichkeit vom Prozess ausgeschlossen. Der Vorsitzende Richter Frank Rosenow sagte, die Schülerin und ihre Privatsphäre müssten geschützt werden. Dies wiege schwerer als das große öffentliche Interesse angesichts des islamistischen Terror-Hintergrundes.

Nach dem Jugendstrafrecht drohen Safia S. bis zu zehn Jahre Haft. Neben der Schülerin steht auch der 20-jährige Mohamad Hasan K. vor Gericht. Der Mann mit deutschem und syrischem Pass soll von der geplanten Tat gewusst, sie aber nicht bei der Polizei angezeigt haben. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft.