Kirchentagspräsidentin: Luther würde heute eher nicht eingeladen

So hätte die "Einladung" für Martin Luther zum Kirchentag wahrscheinlich ausgesehen...
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So hätte die "Einladung" für Martin Luther zum Kirchentag wahrscheinlich ausgesehen.
Kirchentagspräsidentin: Luther würde heute eher nicht eingeladen
Kirchentagspräsidentin Christina aus der Au meint, Luthers Judenfeindlichkeit würde ihn heute für eine Einladung zum Kirchentag "disqualifizieren". Auch die AfD-Politikerinnen Frauke Perty und Beatrix von Storch kann sie sich nicht auf einem Podium vorstellen.

Kirchentagspräsidentin Christina aus der Au bekräftigte in einem Gespräch im Deutschlandfunk einen Beschluss des Kirchentagspräsidiums, nach dem nicht zum Deutschen Evangelischen Kirchentag eingeladen werde, wer sich rassistisch äußere. Mit dieser Linie wäre es nach Einschätzung von aus der Au heute schwierig zu beurteilen, ob Reformator Martin Luther 500 Jahre nach seinem überlieferten Thesenanschlag zum Kirchentag eingeladen würde. "Seine Judenfeindlichkeit würde ihn disqualifizieren", sagte sie.

Zudem kann sich aus der Au prominente AfD-Politiker nicht als Diskutanten beim Christentreffen im kommenden Jahr in Berlin vorstellen. "Ich würde sehr ungern vor einem Publikum mit jemandem so Herausgehobenem wie Frauke Petry diskutieren, weil ich einfach befürchte, das gibt kein Gespräch", sagte aus der Au am Montag. Sie habe kein Problem damit, mit Petry beim Bier oder Kaffee zu reden. Bei einem Gespräch vor Publikum fürchte sie aber, es gehe nur um "Wer schlägt besser zu?", sagte die Schweizerin, die an der Spitze des Kirchentags 2017 steht.

Wahrscheinlichkeit, dass das kein sehr konstruktives Gespräch wird "sehr, sehr groß"

Gefragt danach, ob sie sich die AfD-Parteivorsitzende Petry und Vize Beatrix von Storch, die in der Vergangenheit beide mit Äußerungen zum Umgang mit Flüchtlingen für Empörung sorgten, auf Podien des Kirchentags vorstellen könnte, sagte aus der Au: "Das kann ich mir jetzt schlecht vorstellen, eben deswegen, weil nach allem, was ich gesehen und gehört und gelesen habe, die Wahrscheinlichkeit sehr, sehr groß ist, dass das kein sehr konstruktives Gespräch wird."

Die Kirchentagspräsidentin betonte auch, dass grundsätzlich niemand wegen seiner Parteiangehörigkeit ausgeschlossen werde. Es gehe um die Kompetenz einzelner Gesprächsteilnehmer. Möglich sei ein Gespräch auch mit Menschen, die die Flüchtlingspolitik "nicht nur rosarot und himmelblau" sehen, wenn es nicht beleidigend oder zur Werbeveranstaltung für eine Partei werde.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag findet vom 24. bis 28. Mai in Berlin statt. Zum Abschluss ist ein Freiluft-Gottesdienst in Wittenberg geplant. Das Christentreffen, zu dem rund 140.000 Dauerteilnehmer erwartet werden, steht im Zeichen des 500. Reformationsjubiläums.