TV-Tipp: "Die Fahnderin" (3sat)

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TV-Tipp: "Die Fahnderin" (3sat)
25.10., 3sat, 20.15 Uhr: "Die Fahnderin"
Über prominente Steuerhinterzieher war in den letzten Jahren eine Menge zu lesen. Um die Männer und Frauen, die sie überführt haben, ging es dabei eher selten. Das änderte sich allerdings, als bekannt wurde, welchen Repressalien sich hessische Steuerfahnder ausgesetzt sahen, die offenbar zu fleißig waren. Mit "Die Fahnderin" hat die ARD den längst überfälligen Film zum Thema produzieren lassen.

Die große Kunst des Drehbuchs von Stefan Dähnert, Autor unter anderem des herausragenden niedersächsischen Doppel-"Tatorts" über Zwangsprostitution ("Wegwerfmädchen"/"Das goldene Band", 2012) besteht darin, den sperrigen Stoff als fesselnden und überraschend witzigen Krimi zu erzählen. Dass sich die verwitwete Titelheldin derart in den Fall verbeißt und darüber ihre prompt verhaltensauffällige Tochter vernachlässigt, trägt zwar nur bedingt zur Wahrheitsfindung bei, sorgt aber dafür, dass die Hauptfigur mehr Tiefe bekommt.

Nötig wäre diese zusätzliche Ebene trotzdem nicht gewesen, denn Katja Riemann verkörpert die Neußer Steuerfahnderin Karola Kahane genauso, wie sie vom Generalstaatsanwalt (Götz Schubert) beschrieben wird: "kompromisslos, penibel, stur". Dass der Jurist ihre Bitte um einen Durchsuchungsbeschluss für die Räume des Großindustriellen Benedikt Sämann zunächst ablehnt, um sich in der nächsten Szene als ihr Liebhaber zu entpuppen, deutet an, wie dieser Film funktioniert: Die Verantwortlichen haben alles getan, damit "Die Fahnderin" kein trockenes Wirtschaftsdrama wird. Riemanns Verkleidung als graue Amtsmaus mit brauner Perücke legt zunächst allerdings das Gegenteil nahe: Sie versteckt die Fahnderin hinter einer großen Brille und hochgeschlossener, betont unmoderner Kleidung, so dass sie sehr unbunt und ein wenig gestrig wirkt. Bei den Liebesszenen zeigt sie allerdings eine ganze andere Seite.

Auch wenn Karola Kahane zweifelsfrei die zentrale Figur der Geschichte ist: Motor der Handlung ist eine Steuer-CD. Lakonisch, aber glaubwürdig erzählt Dähnert (Drehbuchmitarbeit: Patrick Brunken), welche Motive die Mitarbeiterin eines Zürcher Geldinstituts dazu bewegen, die brisanten Daten einer deutschen Steuerbehörde anzubieten. Weil das Amt viel zu wenig Personal hat, um alle Fälle zu bearbeiten, pickt sich Fahnderin in der Hoffnung, das abschreckende Beispiel werde andere Steuersünder zur Selbstanzeige anregen, den dicksten Fisch heraus. Aber Bundesverdienstkreuzträger Sämann wird im Rheinland als Arbeitsplatzretter verehrt und hat ausgezeichnete Verbindungen zur Landesregierung.

Selbst wenn Alexander Held schon in vielen vergleichbaren Rollen geglänzt hat: Er ist die perfekte Besetzung für den arroganten Konzernchef. Dank seines nuancierten Spiels genügen winzige Momente, um erste Haarrisse in der Fassade des vermeintlichen Wohltäters zu offenbaren. Auch das Fahnder-Team (Maxim Mehmet, Heiko Pinkowski, Albrecht Abraham Schuch) ist überzeugend zusammengestellt und bietet unter der Regie von Züli Aladag ("Wut") eine ausgezeichnete Ensemble-Leistung, was vor allem deshalb wichtig ist, weil die Gegenseite zu allen Mitteln greift, um Kahane zu stoppen. Die Chefin selbst wird (wie ihre realen Kollegen aus Hessen) vom willfährigen Amtsarzt (Jan Henrik Stahlberg) kurzerhand für arbeitsunfähig erklärt. Beängstigend glaubwürdig ist auch Waldemar Kobus als scheinbar kollegialer Vorgesetzter, hinter dessen rheinischer Jovialität sich ein Abgrund an Illoyalität verbirgt.