Arme Länder beklagen bei Katastrophen die meisten Toten

Arme Länder beklagen bei Katastrophen die meisten Toten
Bewohner armer Länder tragen das größte Risiko, bei einer Naturkatastrophe ums Leben zu kommen. Das zeigen mehr als 7.000 Erdbeben, Überschwemmungen, Dürren und Stürme in den vergangenen 20 Jahren, die die Vereinten Nationen anlässlich des Weltkatastrophentags an diesem Donnerstag ausgewertet haben.

Von 1,35 Millionen Todesopfern hätten 90 Prozent in Entwicklungs- und Schwellenländern gelebt, sagte der zuständige UN-Sonderbeauftragte Robert Glasser in Genf.

Besonders schlimm sei die Lage in Haiti. Kein Land habe seit 1996 so viele Tote zu beklagen gehabt wie der Karibikstaat. Auch die jüngsten Zerstörungen durch Hurrikan "Matthew" mit mehr als 1.000 Toten zeigten, welchen Risiken Bewohner eines armen Landes wie Haiti bis heute ausgesetzt seien. Zwar sei die Gefahr durch den Hurrikan Tage vorher bekannt gewesen, es habe aber kaum effektive Warnungen und Vorkehrungen gegeben, sagte Glasser. Aus dem schweren Erdbeben mit mehr als 222.500 Toten vor sechs Jahren seien nicht die nötigen Konsequenzen gezogen worden.

Gezielt vorsorgen

UN-Experten betonten zudem den starken Einfluss des Klimawandels. Schon heute hingen mehr als 80 Prozent aller Naturdesaster direkt mit Klimaveränderungen zusammen, sagte die Forscherin an der Universität von Löwen, Debarati Guha-Sapir. So seien Hitzewellen ein oft unterschätzter Grund für Todesfälle. Alleine in Deutschland seien dadurch im Juli und August 2003 mehr als 9.350 Menschen ums Leben gekommen. In der Liste der tödlichsten Katastrophen der vergangenen 20 Jahre belegt Deutschland damit Platz 20.

Nach dem Erdbeben 2010 in Haiti waren das Erdbeben und der Tsunami in Indonesien 2004 (165.708 Tote) und der Zyklon Nargis in Myanmar 2008 (138.366 Tote) die Naturkatastrophen mit den meisten verzeichneten Toten der vergangenen 20 Jahre. Mehr als die Hälfte aller registrierten Toten waren infolge von Erdbeben zu beklagen.

Der UN-Sonderbeauftragte Glasser rief dazu auf, gezielt in den Regionen Vorsorge zu treffen, die überdurchschnittlich oft von Naturkatastrophen betroffen seien. Dies könne auch helfen, Migrationsströme einzudämmen. Schon heute würden mehr Menschen infolge von Naturkatastrophen vertrieben als durch bewaffnete Konflikte.