Sepulkralmuseum zeigt Ausstellung über die Ungewissheit des Todes

Sepulkralmuseum zeigt Ausstellung über die Ungewissheit des Todes
Eine schaurig-schöne Ausstellung über "die Ungewissheit des Todes und die Angst, lebendig begraben zu werden" ist ab Samstag (8. Oktober) im Kasseler Museum für Sepulkralkultur zu sehen.

In fünf Abteilungen würden die im 18. Jahrhundert aufkommenden Fragen, wann ein Mensch wirklich tot sei und worin eigentlich die Lebenskraft bestehe, anschaulich dargestellt, sagte Gerold Eppler, kommissarischer Leiter des Museums, am Donnerstag in Kassel. Anhand von Hörstationen, Videoinstallationen, medizinischen Originalen und nachgebauten Modellen von "Rettungssärgen" und Totenhäusern könnten sich die Besucher in die Zeit und ihre Gedankenwelt zurückversetzen.

Zu sehen sind etwa Apparate und zeitgenössische Abbildungen von Experimenten mit Elektrizität an toten Menschen, die damals öffentlich vorgeführt wurden. Ebenfalls Teil der Ausstellung sind Klistiere, Skalpelle und andere Gegenstände, mit denen Scheintote wieder zum Leben erweckt werden sollten. Ein "Herzstichmesser" sollte sicherstellen, dass ein Toter auch wirklich tot ist und bleibt. Ein kleines Modell zeigt das 1792 in Weimar auf Betreiben des Mediziner Christoph Wilhelm Hufeland errichte Leichenhaus, in dem Verstorbene zunächst bis zum Eintritt der Fäulnis, die als sicheres Zeichen des Todes galt, aufbewahrt werden sollten.



Im 18. Jahrhundert, dem sich die Ausstellung schwerpunktmäßig widmet, habe es einen Paradigmenwechsel im Umgang mit dem Tod gegeben, erläuterte Eppler. Viele Bereiche des Lebens, für die bisher die Kirche zuständig war, wurden nun an die aufkommenden Naturwissenschaften übertragen. Deren oft bizarre und groteske Experimente an Verstorbenen hätten gelegentlich auch positive Effekte wie etwa die Erfindung eines Vorläufers des heutigen Defibrillators hervorgebracht. "Das damalige Denken war ganz vom Glauben an den Fortschritt geprägt", sagte Eppler. Damals sei auch der Roman "Frankenstein" von Mary Shelley entstanden.

Manche Gedanken, etwa die Konstruktion von Särgen, in denen sich begrabene Scheintote der Außenwelt bemerkbar machen konnten, sind offenbar bis heute virulent. Der Hinweis auf ein 2007 angemeldetes Patent für eine elektronische Vorrichtung, die plötzliche Veränderungen im Sarg an ein Überwachungssystem meldet, ist dafür ein Beispiel. Und die Praxis des Einfrierens von Toten in den USA in der Hoffnung, eines Tages wieder zum Leben erweckt werden zu können, erinnert an vergangene Experimente, Tote durch Stromstöße wieder aufzuwecken.