EKD-Chef lädt Orthodoxen-Ehrenoberhaupt zu Reformationsjubiläum ein

EKD-Chef lädt Orthodoxen-Ehrenoberhaupt zu Reformationsjubiläum ein
Das Ökumenische Patriarchat in Konstantinopel sei einer der Motoren der ökumenischen Bewegung, sagt der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm bei einem Besuch beim Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I..

Hannover/Istanbul (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, ist in Istanbul mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I. zusammengetroffen. Bei seinem Besuch in der Türkei habe Bedford-Strohm das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Weltkirche zur Feier des 500. Reformationsjubiläums im nächsten Jahr nach Deutschland eingeladen, teilte die EKD am Freitag in Hannover nach dem Treffen am Donnerstag mit. Schätzungen zufolge gibt es weltweit rund 300 Millionen orthodoxe Christen, etwa eine Million davon in Deutschland.

Ruf zur Einheit der Kirche

Bartholomäus I. sei bereits von dem früheren EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider zum Reformationsjubiläum 2017 nach Deutschland eingeladen worden, sagte Bedford-Strohm dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Das habe ich bekräftigt." Es gebe guten Grund zu hoffen, dass der Patriarch auch komme. "Wir haben uns auch über den Inhalt des Jubiläums unterhalten, und dass wir in diesem Jahr neu auf Christus hinweisen wollen - dass wir uns immer wieder von Christus zur Einheit der Kirche rufen lassen müssen. Das ist der gemeinsame Grund", fügte der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm hinzu.

Bedford-Strohm und die EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber hoffen auf eine Vertiefung der Beziehungen zwischen evangelischen und orthodoxen Christen. Dazu gebe der Text des jüngsten panorthodoxen Konzils auf Kreta zum Verhältnis der Orthodoxie zu den übrigen christlichen Kirchen wichtige Signale, erklärten beide. Zahlreiche Oberhäupter von orthodoxen Kirchen waren im Juni zum ersten gesamtorthodoxen Konzil der Neuzeit auf der griechischen Insel zusammengekommen. Bedford-Strohm hatte den Abschluss des Konzils als Ehrengast besucht.

Erste Kontakte im Jahr 1573

Die EKD führt seit 1969 einen bilateralen theologischen Dialog mit dem Ökumenischen Patriarchat. Die Einladung von Bartholomäus in die Lutherstadt Wittenberg und nach Tübingen soll an die ersten Kontakte zwischen den Kirchen der Reformation und der orthodoxen Kirche erinnern, die die Tübinger Theologen Martin Crusius und Jakob Andreae im Jahr 1573 durch einen Briefwechsel mit dem damaligen Ökumenischen Patriarchen Jeremias II. aufnahmen.

Die orthodoxen Kirchen gehören zu den großen Konfessionsfamilien des Christentums. Es sind jene Kirchen, die in der östlichen Hälfte des Römischen Reiches entstanden sind oder von dort aus durch Mission gegründet wurden. Aufgrund des Entstehungsgebietes werden sie auch "Ostkirchen" genannt. Nach jahrhundertelangem Streit um theologische, politische und kulturelle Fragen spaltete sich das Christentum im elften Jahrhundert endgültig in einen östlichen und einen westlichen Zweig. Die orthodoxe sowie die römisch-katholische Kirche entwickelten sich danach weitgehend unabhängig voneinander. Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel mit Sitz im heutigen Istanbul nimmt eine Art Ehrenvorsitz in der Orthodoxie wahr.