ARD und ZDF wollen junge Leute über "Funk" erreichen

ARD und ZDF wollen junge Leute über "Funk" erreichen
Online und mit Rückkanal: Die öffentlich-rechtlichen Sender verbreiten ihr Angebot für Menschen von 14 bis 29 dort, wo diese ohnehin schon sind - in den sozialen Medien. Das Spektrum reicht vom "Nazirap" bis zum Frauentratsch auf der Toilette.

Berlin (epd). Informieren, orientieren und unterhalten: Unter dem Namen "Funk" geht am Samstag (1. Oktober) das junge Angebot von ARD und ZDF an den Start. Es bietet zunächst mehr als 40 verschiedene Online-Formate an, die über die sozialen Netzwerke YouTube, Facebook, Snapchat und Instagram verbreitet werden, wie Geschäftsführer Florian Hager und seine Stellvertreterin Sophie Burkhardt am Donnerstag bei der offiziellen Vorstellung in Berlin erläuterten.

"Wir sehen das Bewegtbild als unser Kernmedium an", sagte Hager dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ein Alleinstellungsmerkmal seien fiktionale Webserien. Es werde später eventuell auch einige Audioformate (Podcasts) geben. Text soll nur begleitend zu den anderen Formaten auftauchen.

Die Formate ließen sich nicht nach klassischen Genres sortieren, hieß es bei der Präsentation. Sie orientierten sich vielmehr an drei Nutzerbedürfnissen junger Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren: Information, Orientierung und Unterhaltung.

Content-Netzwerk mit Webvideo-Akteuren

Hager betonte in Berlin, Funk verstehe sich nicht als klassisches TV-Programm, sondern sei ein Content-Netzwerk mit bereits bekannten und vielen neuen Webvideo-Akteuren. Diese berichten über die Welt, so wie sie sie sehen - sie stellen Fragen, regen sich auf, entwickeln eigene Haltungen oder machen sich lustig.

Bei der Verbreitung der Inhalte würden die sozialen Medien "formspezifisch" genutzt, hieß es. Nutzer könnten über den jeweiligen Kanal direkt ihr Feedback geben. "Die Kommunikation ist das Format", sagte Burkhardt dem epd. Auf der Webseite funk.net stehen alle Video-Inhalte werbefrei über einen eigenen Player zur Verfügung. Ergänzt wird Funk von einer App.

Die Macher der Webvideos arbeiten zum Teil mit Redaktionen der öffentlich-rechtlichen Anstalten zusammen, wie etwa beim neu entwickelten, investigativen Format "Jäger und Sammler". Es ist an das ZDF und die Redaktion Frontal 21 angeschlossen. Die Gruppe profitiere so von Kontakten und von Hintergrundinformationen der Redakteure, sagte Nemi El-Hassan, eine Akteurin der Gruppe.

Die Medizinstudentin aus Berlin hat für dieses Format ein erstes Video, "Nazirap", produziert, das über Facebook verbreitet werden soll. Eine weitere Sendung zum Rechtsruck in Deutschland soll folgen. El-Hassan sagte, jeder Protagonist eines Videos beschäftige sich intensiv mit seinem Thema und entwickle dazu eine eigene Haltung, die auch durchdringen solle. Einen tagesaktuellen Anspruch hätten die Gruppen aber nicht.

Satire, Privates und Wissenschaft

Ebenfalls politischen Anspruch haben auch die "Datteltäter". Ihr Format der "politischen Satire" gibt es mittlerweile seit einem Jahr, wie Marcel Sonneck sagte. Er bezeichnet sich selbst als "Quotenchristen" in der Gruppe mit zwei Muslimen und einer Muslimin. Bedingung für ihre Zusammenarbeit mit Funk war, dass es keinen Eingriff in die eigene Arbeit gibt, wie sie betonen.

Ganz anders kommt das Format "Auf Klo" daher. Mai-Thi Nguyen-Kim, eine der Protagonistinnen, sagte, im Zentrum stehe einfach ein Treffen zweier Frauen in einem sehr intimen Rückzugsraum, wo über alles gesprochen werden könne. Es gehe darum, "Stereotypen zu brechen" und um ein "Empowerment". Jedes Mädchen sollte das Gefühl haben, "es ist einfach okay, so wie man ist". Das Team habe drei Folgen mit sehr unterschiedlichen Frauen im Kasten und "es macht richtig Bock", sagte die Chemikerin, die auch noch mit dem Wissenschaftsformat "schön schlau" online gehen wird.

Geschäftsführer Hager betonte im epd-Gespräch, Ziel sei nicht, die jungen Mediennutzer an die Nachrichten von ARD und ZDF heranzuführen, sondern Überzeugungsarbeit zu leisten, "dass es wichtig ist, dass es ein öffentlich-rechtliches Angebot gibt".