Den besonderen Geist erhalten

Pfarrer Christian Bode begleitete die behinderten Sportler rund um die Wettkämpfe der Paralympics.
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Pfarrer Christian Bode begleitete die behinderten Sportler rund um die Wettkämpfe der Paralympics.
Den besonderen Geist erhalten
Paralympics-Pfarrer Christian Bode zieht eine Bilanz der Spiele in Rio
Er war Ansprechpartner für 155 Sportlern aber auch 94 Trainer, Ärzte und Betreuer. Insgesamt kämpften über 4.300 Athleten aus mehr als 160 Ländern um die Medaillen. Zwei Wochen lang hat Pastor Christian Bode die deutsche Mannschaft in Rio de Janeiro begleitet. Beeindruckt hat den 38-jährigen Gemeindepfarrer aus Holzminden besonders, was er abseits der Wettkampfstätten erlebt hat.

Gemeinsam mit Sportlern hat er ein Straßenbusprojekt, eine Kindertagesstätte und ein Heim für Waisenkinder besucht. "Die Wettkämpfer haben ihren gesicherten Bereich verlassen und den Blick über den Tellerrand gewagt", sagt Bode anerkennend. Die Begegnung sei gelungen, man sei sich schnell nahe gekommen. Manche der Sportler hätten sich sehr engagiert – etwa die Kugelstoßerin Birgit Kober, die bereits im Vorfeld Spenden gesammelt habe. Hier zeigte sich nach Ansicht des Seelsorgers ein Blick, der tiefer gehe, über den eigenen Sport hinaus.

Die paralympischen Sportler zeichne ein besonderer Geist aus, sagt Bode. "Sie teilen ein gemeinsames Schicksal – das der Behinderung – und gucken nicht nur auf sich selbst." Der Pfarrer hofft, dass dieser Geist erhalten bleibt angesichts einer Professionalisierung, die auch im Behindertensport unübersehbar sei.

Das sei eine gute Entwicklung – "es geht nicht mehr um Mitleid, sondern um tolle sportliche Leistungen. Viele Sportler haben ihre selbst gesteckten Ziele deutlich übertroffen" – habe aber auch Schattenseiten. So sei das Doping auch im Behindertensport zum Problem geworden. "Auch hier geht es um die Glaubwürdigkeit", sagt Bode und hofft, dass der Arbeitskreis "Kirche und Sport" seine Rolle als kritischer Partner bei den regelmäßigen Gesprächen mit den Spitzenverbänden weiter wahrnimmt.

Die Situation von Behinderten in Brasilien haben die Spiele nach Ansicht des Paralympic-Pfarrers nicht nachhaltig verändert. "Menschen mit Behinderung spielen offensichtlich eine untergeordnete Rolle in diesem Land."  Sinnbildlich dafür stehe der "Rückbau der Barrierefreiheit". Manche der behindertengerechten Einrichtungen hätten nicht einmal das Ende der Spiele erlebt. "An der zentralen Busstation wurde eine Brücke für Rollstuhlfahrer bereits nach einer Woche abgebaut", kritisiert Bode.

Trotz schlechter Berichterstattung der Medien im Land seien die Spiele zum Ende hin auch zu "Spielen des Volkes" geworden, sagte Bode. "Es wurden noch nie so viele Tickets bei den Paralympics verkauft." Die Brasilianer hätten die herausragenden Leistungen der Sportler mit großer Leidenschaft und Begeisterung gefeiert. Deshalb hofft Bode auf einen Langzeit-Effekt: "Jeder der mehr als zwei Millionen Zuschauer wird auh über die Paralympics hinaus ein Botschafter für den Sport der Menschen mit besonderen Grenzen sein. Die Veränderung beginnt im Kopf des Einzelnen."