500 Evangelische Schulen - Eine Welt

Foto: dpa/Armin Weigel
500 Evangelische Schulen - Eine Welt
Was bedeutet es heute, eine protestantische Schule zu sein? Und wie können protestantische Schulen auf der ganzen Welt voneinander lernen? Das Projekt "500 Evangelische Schulen weltweit feiern 500 Jahre Reformation" der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) möchte schulische Aktivitäten über das Reformationsjubiläum hinaus anstoßen. Auch nach dem Reformationsjahr 2017 soll das Solidaritätsnetzwerk weiter wachsen.

Das erste Ziel ist schon mal erreicht: Auf der Internet-Plattform www.schools500reformation.net sind bereits weit über 500 Schulen aus sechs Kontinenten angemeldet. Die Idee hinter dem Online-Netzwerk: So können sich Partnerschulen aus verschiedenen Ländern finden und global miteinander austauschen.

Wie wichtig solche Schulpartnerschaften sind, weiß Daniel Kambale Nzughundi aus eigener Erfahrung. Er ist Schuldirektor vom Institut Majengo, einer Schule mit über 1200 Schülern im Ost-Kongo, nahe an der Grenze zu Ruanda. Seit über 20 Jahren besteht bereits eine Partnerschaft der kongolesischen Schule mit der Matthias-Claudius-Schule in Bochum.

Beide Schulen machen mit bei dem Projekt "500 Evangelische Schulen weltweit" und können mit ihrer Partnerschaft anderen Schulen zeigen, was im Austausch miteinander möglich ist: Durch die Zusammenarbeit mit der Matthias-Claudius-Schule konnte das Majengo Institut eine nachhaltige und qualitativ hochwertige Bildung sichern. Und das in einem Land, wo eine schulische Grundbildung zwar gesetzlich verankert ist, aber ein öffentliches Bildungssystem faktisch kaum existiert: Die Demokratische Republik Kongo kann schon seit Jahrzehnten ihre Beamten und Lehrer nicht mehr bezahlen. Deswegen liegt die Schulbildung fast ausschließlich in der Hand von Kirchen, die Lehrer müssen von den Eltern direkt bezahlt werden. Doch viele können sich das Schulgeld für ihre Kinder nicht leisten.

Institut Majengo - Kongo

Der evangelische Glaube ist wichtig im Schulalltag

Das Majengo Institut ist, wie viele andere Schulen in der Demokratischen Republik Kongo, in evangelischer Trägerschaft und gehört zur "Baptistischen Kirche im Zentrum Afrikas" (CBCA). Durch die Partnerschaft mit der MCS Bochum gibt es finanzielle Unterstützung durch regelmäßige Spenden, um die Gehälter der Lehrer zu sichern und dringend benötigtes Schulequipment anzuschaffen.

Die kongolesische Schule legt nicht nur Wert auf eine klassische Schulausbildung, sondern will auch wichtige Lebenskompetenzen vermitteln, vor allen Dingen "Kommunikation und Zusammenarbeit, kritisches und problemlösungsorientiertes Denken und Führungsqualitäten", so Schulleiter Nzughundi. . Der evangelische Glaube spielt dabei eine wichtige Rolle im Schulalltag; einmal in der Woche gibt es einen Gottesdienst für Schüler und Lehrer.

In einem von Krieg zerstörten und von Korruption durchzogenen Land ist es den Lehrern am Majengo Institut besonders wichtig, von Anfang an ihren Schülern Werte zu vermitteln, die beim Kampf gegen Korruption essentiell sind: "Ehrlichkeit und eine gute Arbeitsmoral" seien im Schulalltag besonders wichtig, so Schulleiter Nzughundi.

"Den Schülern fehlt Liebe"  

Mit ähnlichen Herausforderungen sieht sich Comfort Adwoa Yeboah konfrontiert. Sie ist Lehrerin an der Trinity Presby Model School in Ghana. Auch in ihrem Land verhindert die Armut vieler Eltern, dass ihre Kinder zur Schule gehen können. Yeboah sieht jedoch nicht nur die finanzielle Armut als Problem, sondern auch, dass viele Schüler aus zerrütteten Familienverhältnissen stammen. "Ihnen fehlen Liebe und Ermutigung", so die Lehrerin. An ihrer protestantischen Schule sei deswegen, neben dem gelebten Glauben und einem respektvoller Umgang miteinander, besonders auch die Nächstenliebe wichtig.

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Yeboah und Nzughundi haben in den vergangenen Jahren bereits an verschiedenen Konferenzen zu "schools500reformation" teilgenommen, so auch an der internationalen Konferenz in Wittenberg im vergangenen Jahr, die unter dem Motto "500 Evangelische Schulen - Eine Welt" stattfand und zu der gerade die Konferenzdokumentation der EKD erschienen ist. Yeboah hat es besonders gut gefallen, dass sie auf der Konferenz Kollegen aus mehr als 20 Ländern treffen konnte und miterleben durfte, wie diese große Vielfalt im protestantischen Glauben vereint ist. Den Informationsaustausch untereinander und die gemeinsamen Bemühungen, eine verantwortungsvolle Generation von jungen Protestanten bei ihrer Entwicklung zu unterstützen, hält auch Nzughundi für einen zentralen Punkt des Reformations-Projektes.

"Christliche Schulen aus anderen Länden können uns inspirieren"

Dass protestantische Schulen je nach Land und Kontinent vor unterschiedlichen Aufgaben stehen, wird deutlich, wenn man mit Frits Fraanje aus den Niederlanden spricht. Er ist Deutschlehrer am Heerenlanden College in Leerdam. Obwohl die Schule von der christlichen Stiftung CVO-AV getragen und eine christlich-soziale Lebenshaltung an der Schule vermittelt wird, kommt es laut Fraanje im Praxisalltag der Schule auf jeden einzelnen Schüler und Lehrer an: Über die Hälfte der Schüler am Heerenlanden College bekennt sich als nichtreligiös oder hat einen anderen Glauben.

Der Lehrer sieht es auch deswegen als spannende Aufgabe seiner Schule an, das Evangelium auch weiterhin zukünftigen Schülergenerationen zu vermitteln. "Dabei können uns christliche Schulen aus anderen Ländern und Kontinenten inspirieren und Vorbild sein", so Fraanje.

Das sieht Yeboah ähnlich: Die weltweite Vernetzung von protestantischen Schulen ermögliche, dass Schüler wie Lehrer sich über konkrete Projekte und Ziele, aber auch Fachwissen und christliche Werte austauschen. Und dabei soll auch die Online-Plattform www.schools500reformation.net helfen: Hier wird didaktisches Lehrmaterial zur Verfügung gestellt, ein Newsletter auf Deutsch, Französisch und Englisch informiert regelmäßig über Aktivitäten weltweit, ein Online-Forum befindet sich noch im Aufbau.

Auch wenn die Herausforderungen von Land zu Land variieren, so eint die protestantischen Schulen weltweit die evangelische Bildungsverantwortung. Lehrerin Yeboah möchte in jedem Fall mit einigen ihrer Kollegen und Schülern an dem internationalen Schulcamp in Wittenberg und den Reformationsfeierlichkeiten im Jahr 2017 teilnehmen. Und Schuldirektor Nzughundi wünscht sich für die Zukunft "eine qualitativ hochwertige Bildung für unsere Schüler und dass wir unsere Schule der Welt noch weiter öffnen - auch durch das Netzwerk von schools500reformation".