Bedford-Strohm wünscht sich "ökologisches Wirtschaftswunder"

Bedford-Strohm wünscht sich "ökologisches Wirtschaftswunder"
Aus Sicht des EKD-Ratsvorsitzenden ist es höchste Zeit für ein Umdenken in der Wirtschaft. Dabei setzt er auf unternehmerische Visionen. "Bitte keine Systemdiskussion", warnt Ex-Verfassungsrichter di Fabio in einem Plädoyer für die Marktwirtschaft.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, wünscht sich ein weltweites "ökologisches Wirtschaftswunder". Angesichts des Ressourcenverbrauchs dürften wirtschaftliche Erfolge nicht weiter allein am Wachsen des Bruttosozialprodukts gemessen werden, forderte Bedford-Strohm am Mittwoch in Frankfurt am Main. Bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (AEU) warnte der ehemalige Bundesverfassungsrichter Udo di Fabio davor, die Marktwirtschaft grundsätzlich infrage zu stellen.

"Rechtsstaatliche Demokratie war noch nie ohne Marktwirtschaft zu haben", sagte der Bonner Rechtswissenschaftler. Der Dreiklang von Marktwirtschaft, Rechtsstaat und Demokratie sei die Voraussetzung für eine freiheitliche Gesellschaft. "Also bitte keine Systemdiskussion", mahnte di Fabio.

"Dass heute nur noch so wenige Menschen verhungern, das hat auch mit der Marktwirtschaft zu tun", sagte der Universitätsprofessor. Zwar sei die Rendite der Antrieb der Marktwirtschaft, doch sie werde getragen vom Menschen als sittliches Wesen. Damit sich Sittlichkeit durchsetzen kann, brauche es starke Institutionen. Es bedürfe "intelligenter Reaktionen" auf "Deformationen" im System der Marktwirtschaft, wie sie sich zum Beispiel infolge der Deregulation der Finanzmärkte zeigten. Unverständnis äußerte di Fabio darüber, dass die Stabilitätskriterien im Euro-Raum derzeit ohne Konsequenzen für die betreffenden Staaten weder eingehalten noch verändert würden.

Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm sagte, die Umweltorganisation WWF habe ausgerechnet, dass die Menschheit bei der bloßen Fortschreibung der gegenwärtigen Entwicklung des weltweiten Ressourcenverbrauchs im Jahr 2030 einen weiteren Planeten bräuchte. "Uns ist aber allen klar, dass wir den nicht haben", betonte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten. An einer grundlegenden Transformation der Wirtschaft führe daher kein Weg vorbei.

Ein Leben in Würde für alle Menschen

Ziel müsse es sein, dass alle Menschen in Würde leben können. Das sei derzeit eine Vision. Doch Unternehmer seien Visionäre. Und daher setze er große Hoffnungen in sie, sagte Bedford-Strohm.

Der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer war 1966 gegründet worden, um innerhalb der evangelischen Kirche Verständnis für unternehmerische Entscheidungen zu wecken. Das Netzwerk protestantischer Unternehmer, Manager und Führungskräfte zählt heute rund 600 Mitglieder.

Aus Anlass des Jubiläums hatte der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber am Morgen als Mitherausgeber das Buch "Evangelisch. Erfolgreich. Wirtschaften." vorgestellt, in dem 35 protestantische Führungskräfte aus der Wirtschaft über ihren Glauben berichten. Es enthält Beiträge unter anderen von Bertelsmann-Vorstand Brigitte Mohn, dem BASF-Vorstandsvorsitzenden Kurt Bock und Frank-Jürgen Weise, dem Chef der Bundesagentur für Arbeit.