Diakonie kritisiert Schieflage bei Hilfen für Kinder

Diakonie kritisiert Schieflage bei Hilfen für Kinder
Die Diakonie fordert eine Reform der Hilfen für arme Kinder.

Die sozial- und familienpolitischen Instrumente hätten eine deutliche Schräglage, sagte Maria Loheide aus dem Vorstand der Diakonie Deutschland in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Am meisten profitieren Familien mit höheren Einkommen", bemängelte die Expertin. Familien mit niedrigem oder gar keinem Einkommen würden hingegen nicht genug unterstützt.

Das Kindergeld werde bei Eltern, die Sozialleistungen erhalten, vollständig mit dem Sozialgeld verrechnet. "Daher gehen Kindergelderhöhungen an in Armut lebenden Kindern vorbei", kritisierte Loheide. Laut einer am Montag veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung hat die Kinderarmut in Deutschland zugenommen.

Einheitliche Grundförderung gefordert

Die besonderen Bedürfnisse armer Kinder würden weder durch die Familienförderung noch durch die Grundsicherung angemessen berücksichtigt, sagte Loheide. Maßnahmen wie das Bildungspaket seien oftmals zu kompliziert zu beantragen. Dadurch erreichten sie bedürftige Kinder und Jugendliche nur wenig. Auch der Unterhaltsvorschuss oder der Kinderzuschlag reichten nicht aus, um das Armutsrisiko von Kindern Alleinerziehender zu mindern.

Die Diakonie fordert "eine einheitliche finanzielle Grundförderung, die das Existenzminimum aller Kinder abdeckt". Das bisherige Nebeneinander aus Kindergeld, Kinderfreibetrag, Kinderzuschlag, Kinder-Regelsätzen und Pauschalen des Bildungs- und Teilhabepakets sei viel zu kompliziert, kritisierte Loheide. Unterstützung für die Familien müsse ansetzen, sobald es Bedarf gebe - "und nicht erst dann, wenn sie bereits in das Grundsicherungssystem gerutscht sind". Dabei sollten neben dem Wohngeld alle Kosten berücksichtigt werden, die mit dem Schulbesuch zusammenhängen, etwa Nachhilfeunterricht oder Mittagessen in der Schule.

Um die Armut von Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen, müsse zudem etwas gegen die Armut der Eltern unternommen werden, betonte Loheide. Die Expertin forderte zudem, dass bei der Gewährung von Hilfen "die grundsätzliche Misstrauenskultur" beendet werden müsse: "Eltern sollten diese finanzielle Förderung direkt und ohne Umwege erhalten." Neben der Ganztagsbetreuung und dem Ausbau der Betreuung von unter Dreijährigen müssten auch Hilfs-, Beratungs- und Freizeitangebote stärker gefördert werden.