Die Sprache der Kunst verstehen

Der Baustil der Kathedrale des Bistums Speyer gehört zur Romanik.
© epd-bild/Norbert Neetz
Der Kaiserdom in Speyer ist die größte erhaltene romanische Kirche in Europa.
Anleitung für Kirchenbesucher
Die Sprache der Kunst verstehen
Das EKD-Kulturbüro nimmt Kirchenbesucher an die Hand
Wer eine Kirche betritt, sieht Säulen, Bögen, Bilder, Statuen, Ornamente. Was das alles bedeutet, erkennen nur Experten. Weniger vorgebildete Kirchenbesucher können jetzt beim EKD-Kulturbüro zwei Broschüren bestellen, um Symbole in der Kirche zu entschlüsseln.

Kirchengebäude sind Gesamtkunstwerke. Architektur, Handwerk, Kunst und Musik schaffen ein neues Ganzes, das Menschen auch außerhalb von Gottesdiensten anzieht. Die einzelnen Elemente transportieren häufig Botschaften, sie sprechen zu ihren Betrachtern – allerdings in einer Symbolsprache, die oft Jahrhunderte alt ist und heute erst enträtselt werden muss.

Eine Broschüren-Reihe des Kulturbüros der EKD gibt Kirchenbesuchern, die genauer hinschauen und Hintergründe erfahren wollen, eine kompakte Hilfe mit auf den Weg. Unter dem Titel "Sehen lernen" erklären die Hefte die wichtigsten Symbole und Elemente des Gesamtkunstwerks Kirche. Im handlichen Din-A5 Format machen die Broschüren zugleich Lust, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen.

Symbole früherer Jahrhunderte

Der erste Band konzentriert sich auf die Architektur. Romanik, Gotik, Renaissance, Barock bis hin zu Historismus, Jugendstil und Moderne: Die Baustile auf jeweils auf vier Seiten vorgestellt. Ihre typischen Stilelemente werden erklärt und in die Geschichte, Philosophie und Theologie ihrer Zeit eingeordnet. Auch die Raumgestaltung wird in den Blick genommen: die Platzierung von Taufstein, Kanzel und Altar. Zeichnungen und Fotografien veranschaulichen auch gestalterische Details wie Gewölbeformen, Giebel, Säulen, Ornamente und Fenster. Jede Stilepoche wird durch ein ganzseitiges Bild auch optisch eindrücklich. Neben berühmten Bauten wie dem Halberstädter Dom, der Lorenzkirche Nürnberg, der Dresdner Frauenkirche oder der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin sind auch viele kleinere und unbekanntere Kirchen aufgenommen, die zu einem Besuch einladen.

Das zweite Heft widmet sich den Symbolen auf den Bildwerken und Skulpturen früherer Jahrhunderte, die für heutige Betrachter erst wieder entschlüsselt werden müssen. Der Untertitel der Reihe "Die Sprache der Künste in der Welt der Kirche" wird hier evident – denn in der Tat ging es damals ja darum, Menschen, die nicht lesen konnten, biblische Geschichten oder Heiligenlegenden bildhaft zu erzählen. Das war der Zweck vieler sakraler Kunstwerke, und heute kann ihre verstehende Betrachtung den Blick auf eine andere Kommunikationsebene hin weiten. Der Leser erfährt etwas über die Symbolik der Farben, der dargestellten Tiere und Pflanzen oder über die "Erkennungszeichen" der Apostel und Heiligen – die ihnen zugeordneten Gegenstände und Attribute.

Gestaltet wurden die Hefte vom Kunsthistoriker Klaus-Martin Bresgott, der auch als Dirigent erfolgreich ist. Im ersten Band findet deshalb auch ein Ausblick auf die Kirchenmusik Platz, die immer auch eine besondere Beziehung zu den Räumen hat, für die sie komponiert wurde.

Die beiden Broschüren "Sehen lernen. Die Sprache der Künste in der Welt der Kirche" (ISBN 978-3-00-052315-1) und "Sehen lernen. Bilder und Symbole in der Welt der Kirche" (ISBN 978-3-00-052316-8) sind über das Kulturbüro der EKD für jeweils zwei Euro erhältlich. Sie sind auch für Kirchenführer und Lehrkräfte interessant. In den nächsten Jahren sind weitere Veröffentlichungen geplant: Band 3 beschäftigt sich mit Kirchen unter dem Patronat von Maria, Martin und Nikolaus und soll 2017 erscheinen. Ein vierter Teil zu Kirchen des Historismus soll 2018 folgen. 

Dieser Text ist erstmals am 11.09.2016 erschienen.