Regionalbischöfin Breit-Keßler: Kirche muss ein Ort der Wahrheit sein

Aufgeschlagene Bibel auf der Kanzel der evangelischen Stadtkirche St. Marien in Wittenberg (Archiv).
Foto: epd-bild/Norbert Neetz
Aufgeschlagene Bibel auf der Kanzel der evangelischen Stadtkirche St. Marien in Wittenberg (Archiv).
Regionalbischöfin Breit-Keßler: Kirche muss ein Ort der Wahrheit sein
Die Kirche muss nach Überzeugung der Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler mit größerer Lebensnähe auf die Sorgen und Nöte der Menschen eingehen.

Statt der "ewigen Insider-Themen" sollten bei kirchlichen Veranstaltungen und in Gottesdiensten die Dinge zur Sprache kommen, die den Menschen existenziell wichtig sind, die sie in ihren Grundfesten erschüttern, sagte die Theologin, die auch Ständige Vertreterin des bayerischen Landesbischofs ist, in einem epd-Gespräch. Als Beispiele nannte Breit-Keßler Liebe, Tod, Krankheit, Leiden, aber auch Erotik und Sexualität. Das sei häufig noch völlig ungewohnt. "Wenn ich beispielsweise in einem Traugottesdienst die Sexualität als Gottesgabe anspreche, merke ich, wie sich alle an ihren Bänken festklammern", sagte die Regionalbischöfin. Dabei spreche doch die Bibel ganz lebensnah von dem "einen Fleisch", das Frau und Mann werden. Das sei nicht nur Händchenhalten.

Die Kirche müsse ein Ort sein, an dem Menschen die Wahrheit hören und all das, was sie ersehnen und hoffen, was sie peinigt und ihnen Angst macht. "Deshalb müssen wir weniger Moral und mehr Wahrheit predigen", sagte Breit-Keßler.



Außerdem sollte sich die Kirche nicht in erster Linie mit finanziellen und organisatorischen Fragen verzetteln. Die Hausaufgaben in Verwaltung und Organisation müssten gut und effizient erledigt werden. Entscheidend sei aber, dass die Kirche Hoffnung und Zuversicht ausstrahle. "Unsere Botschaft muss klar und eindeutig sein, dann hat sie auch noch in zehn Jahre Bedeutung für die Menschen", betonte die Theologin. Im Mittelpunkt müssten die christlichen Werte stehen, die den Menschen Halt geben und Orientierung für ihr eigenes Leben. Das Ziel sollte nicht mehr sein, möglichst viele in die "Kerngemeinde" zu holen, sondern die Menschen selbst bestimmen lassen, welchen Grad von Nähe sie suchen.