Bolivien: Streikende Bergarbeiter erschlagen Vize-Minister

Bolivien: Streikende Bergarbeiter erschlagen Vize-Minister
In Bolivien ist der stellvertretende Innenminister Rodolfo Illanes von streikenden Bergarbeitern getötet worden. Präsident Evo Morales verhängte am Freitag (Ortszeit) eine dreitägige Staatstrauer und sprach von einer Verschwörung gegen die Regierung.

Quito (epd). Das Innenministerium hatte am Donnerstagabend bestätigt, dass Illanes von Mitgliedern der Bergbau-Genossenschaften zunächst verschleppt und dann erschlagen worden war. Alles deute darauf hin, dass der Vize-Minister "feige und brutal" ermordet worden sei, sagte Innenminister Carlos Romero in einer Presseerklärung in La Paz. Nach Angaben des Verteidigungsministers wurde er zu Tode geprügelt.

Die Leiche wurde in der Nacht auf Freitag auf der Straße zwischen La Paz und Oruro gefunden und nach La Paz überführt, wie lokale Medien berichteten. Illanes soll laut Staatsanwaltschaft gegeißelt worden sein und einen Hirnschlag erlitten haben, wie die Tageszeitung "La Razón" in ihrer Onlineausgabe berichtete.

Minister wollte vermitteln

Der stellvertretende Innenminister war am Donnerstagmorgen nach Panduro, rund 180 Kilometer südlich von La Paz gereist, um im Konflikt zwischen Bergbau-Genossenschaften und der Regierung zu vermitteln. Die Genossenschaften blockieren seit Beginn der Woche wichtige Straßen in ganz Bolivien. Sie protestieren damit gegen eine Gesetzesreform, die sie als Bedrohung ihrer Existenz empfinden. Unter anderem fordern sie, Verträge mit privaten Firmen schließen zu dürfen und flexiblere Umweltauflagen. Auch sprechen sie sich gegen Gewerkschaften aus, die das Gesetz erlauben würde.

Präsident Morales warf den Streikenden eine Verschwörung gegen die Regierung vor und erklärte den gestorbenen Vize-Minister zum Helden. Am Donnerstagnachmittag war es bei der Räumung der Blockade zu schweren Zusammenstößen zwischen Kumpel und Polizei gekommen. Dabei soll Medienberichten zufolge auch ein Genossenschaftsmitglied ums Leben gekommen sein.

Genossenschaften dürfen keinen Gewinn machen

Der in mehr als 1.000 Genossenschaften organisierte Bergbau hat in Bolivien eine lange Tradition. Die Genossenschaften erhalten Konzessionen von der Regierung, dürfen diese aber nicht an Privatfirmen weitergeben und laut Gesetz keinen Gewinn machen. Der nationale Verband der Bergbau-Genossenschaften Fencomin, der einst Präsident Morales unterstützte, hatte zu den Protesten aufgerufen.

Bereits am Mittwoch waren bei gewaltsamen Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Polizei zwei Bergleute getötet worden. Fencomin machte die Regierung für die Schüsse verantwortlich. Das Innenministerium wies die Vorwürfe zurück.