Tag der Verschwundenen: Verschleppt ohne Nachricht

Tag der Verschwundenen: Verschleppt ohne Nachricht
In vielen Ländern verschleppen Regierungseinheiten Menschen und lassen die Angehörigen im Ungewissen. Daran erinnert der Internationale Tag der Verschwundenen am 30. August.

London (epd). Amnesty International beklagt das gewaltsame Verschwindenlassen von Menschen: In vielen Ländern rund um die Welt verschleppten Regierungseinheiten Menschen und ließen die Angehörigen im Ungewissen, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag zum Internationalen Tag der Verschwundenen am 30. August. Amnesty befasse sich mit Hunderten solcher Fälle.

Grausame Taktik

Der Gedenktag sei Anlass, Druck auszuüben, damit diese grausame Taktik ein für allemal gestoppt werde, sagte Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty in London. Die Regierungen setzten das Verschwindenlassen ein, um ihre Macht zu sichern und Kritiker zum Schweigen zu bringen. Als Beispiele nannte die Organisation Syrien, Ägypten, Mexiko, Pakistan, Laos, die Türkei, Kamerun, Kenia und Simbabwe.

In Syrien habe die Regierung Zehntausende Menschen seit Beginn des Konflikts 2011 verschwinden lassen, erklärte Amnesty. Darunter sei der im März 2012 inhaftierte Menschenrechtsanwalt Chalil Ma'tuk, von dem seit Oktober 2015 jedes Lebenszeichen fehle. In Ägypten wurden den Angaben zufolge Hunderte Menschen verschleppt, darunter 14-jährige Jungen.

Willkürliche Verhaftungen

In Mexiko ist das Schicksal von mehr als 27.000 Menschen unklar. Unter ihnen sind die 43 Studenten, die seit September 2014 verschwunden und sehr wahrscheinlich ermordet worden sind. In der Türkei werden laut Amnesty Sicherheitsoperationen im Südwesten oft außerhalb des Gesetzes ausgeführt. Der kurdische Politiker Hursit Külter sei Ende Mai verschwunden. Kurz zuvor habe er mitgeteilt, Polizei sei in seinem Haus.

In Kamerun fehlte dem Bericht zufolge seit 27. Dezember jede Spur von mindestens 130 Menschen im Zuge des Anti-Terror-Kampfes gegen die islamistische Miliz Boko Haram. Willkürliche Verhaftungen und Tötungen seien dort an der Tagesordnung, kritisierte Amnesty. Mehr als 200 Jungen und Männer seien unter Terrorverdacht in Haft. Auch in Kenia und Simbabwe komme es häufig zum Verschwindenlassen von Personen.