"Ärzte ohne Grenzen" zieht nach Angriff aus Nordjemen ab

"Ärzte ohne Grenzen" zieht nach Angriff aus Nordjemen ab
Nach einem Luftangriff auf ein Krankenhaus im Jemen zieht "Ärzte ohne Grenzen" seine Mitarbeiter aus sechs Kliniken im Norden des Landes ab. Darunter seien Kinderärzte, Geburtshelfer, Chirurgen und Notfall-Mediziner, teilte das Hilfswerk am Freitag in Berlin mit.

Die Organisation sprach von einer "willkürlichen Bombardierung und unzuverlässigen Versicherungen" durch die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition. Inzwischen stieg die Zahl der Opfer, die bei dem Angriff am Montag in Abs ums Leben kamen, auf 19 Menschen an.

Mehrfach GPS-Daten mitgeteilt

In anderen Teilen des Jemen will "Ärzte ohne Grenzen" seine Arbeit fortsetzen. Seit der Aussetzung der Friedensgespräche zwischen den Kriegsparteien Anfang August fliegt die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition verstärkt Luftangriffe im Nordjemen. Der Angriff vom Montag, bei dem auch ein Mitarbeiter der Organisation ums Leben kam und 24 Menschen verletzt wurden, war der vierte auf eine von "Ärzte ohne Grenzen" unterstützte Einrichtung seit Beginn des Kriegs. Die Kliniken werden nun den Angaben zufolge vom Gesundheitsministerium und von Freiwilligen weiterbetrieben. "Ärzte ohne Grenzen" unterstützt sie weiter mit Medikamenten.

Die Hilfsorganisation hatte nach eigenen Angaben der Kriegskoalition mehrfach die GPS-Daten der Krankenhäuser mitgeteilt. Der jüngste Angriff zeige, dass die Kontrollmechanismen versagten, die Angriffe auf Krankenhäuser vermeiden sollen. Die Stellungnahme der Koalition, dass der Angriff ein Fehler gewesen sei, sei "weder ausreichend noch tragfähig, um die medizinische Hilfe im Norden Jemens fortsetzen zu können", entschied "Ärzte ohne Grenzen".

Seit März 2015 geht Saudi-Arabien im Jemen mit logistischer Unterstützung der USA, Großbritanniens und Frankreichs militärisch gegen schiitische Huthi-Rebellen und regionale Splittergruppen von Al-Kaida und der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) vor. Laut UN starben im ersten Jahr der Angriffe mehr als 3.000 Zivilisten.