Fernseh-Vorschau: So wird Wasser zu Geld

Szene aus dem Dokumentarfilm "Bottled Life": Ein LKW-Fahrer beim Gebet.
Foto: ARTE/DokLab GmbH
Szene aus dem Dokumentarfilm "Bottled Life": Ein LKW-Fahrer beim Gebet.
Fernseh-Vorschau: So wird Wasser zu Geld
Früher gehörte das Wasser allen und sie bekamen es kostenlos. Heute gehört es einer großen Firma und man muss es in Plastikflaschen kaufen. Was das Geschäft mit dem Durst in Ländern wie Pakistan oder Nigeria angerichtet hat, zeigt der Film "Bottled Life" am Dienstag, 16. August, auf Arte (20.15 Uhr).

13.8., Arte, 20.15 Uhr: "Geheimbünde"

Seit Jahrtausenden existieren geheime Gesellschaften. Und seit ebenso langer Zeit ranken sich Mythen und Legenden um sie. Mancher wirft ihnen vor, Schattenregierungen zu bilden, die im Hintergrund die Fäden ziehen und die Welt beherrschen wollen. Bestseller-Autoren wie Dan Brown spielen mit diesen Verschwörungstheorien und faszinieren ein Millionenpublikum. Doch was ist dran an diesen Vorwürfen? Was geschieht wirklich in den Tempeln und Versammlungsorten der Geheimbünde? Auf welche uralten Traditionen berufen sich ihre Mitglieder? Oft sind es Zeiten der Veränderung und Angst vor Verfolgung, die Menschen Kontakt zu im Verborgenen aktiven Logen und Orden suchen lässt. Denn Bruderschaften geben Schutz. Viele erhoffen sich von ihnen auch Zugang zu den geheimen Zirkeln der Macht. Die dreiteilige Dokumentation taucht ein in die düstere, mysteriöse Welt der Orden und untersucht die historischen Wurzeln der geheimen Gesellschaften, sie stellt aktuelle Mitglieder vor und betritt versteckte Räume, die für Außenstehende normalerweise tabu sind. Der erste Teil stellt diverse Geheimbünde vor, forscht nach den Ursachen und dem wahren Kern verschiedener Verschwörungstheorien. Teil zwei (21.05 Uhr) entschlüsselt den "Code der Illuminaten", Teil drei (21.55 Uhr) erzählt die Geschichte der Freimauer.

15.8., 3sat, 23.55 Uhr: "37 Grad: Albtraum Traumjob - Durchhalten oder neu anfangen?"

Autorin Doro Plutte stellt in ihrem Film Personen vor, die Ziele erreicht haben, von denen fast jeder träumt – bis sich der Traumjob als Alptraum entpuppte; so legt es zumindest der allzu plakativ formulierte Titel nahe. Tatsächlich kann von "Albtraum" keine Rede sein; im Vergleich zu den vielen Menschen, die sich für miserable Bezahlung mit prekären Jobs durchschlagen, führen die Protagonisten ein weitgehend sorgenfreies Leben. Ein früherer Frankfurter Investmentbanker zum Beispiel litt nach seinem Wechsel an die Deutsche Börse unter dem sogenannten Boreout-Syndrom: Ihm war schlicht langweilig in seinem neuen Job. Später hat er auf Osteopathie umgesattelt. Jetzt endlich befreit ihn Plotte vom Stigma des armen reichen Mannes, denn es dauerte über zwei Jahre, bis die Praxis endlich lief. Protagonist des zweiten Handlungsstrangs ist ein Magdeburger Chirurg, der einst seinen Beruf ergriffen hat, weil er den Menschen helfen wollte, und nun einen Großteil seiner Arbeitszeit mit Bürokratie verbringen muss; von anstrengenden Nachtdiensten nach arbeitsreichen Tagen ganz zu schweigen. Auch die Dritte im Bunde macht nicht den Eindruck, als wäre sie ein Fall für Hartz IV: Die Wiesbadenerin Isabella Wirth war vor gut zwanzig Jahren eine äußerst erfolgreiche Fotografin, aber dann begannen andere, ihren Stil zu kopieren. Die größte Relevanz hat die Erzählebene mit dem Chirurgen. Hier geht es um einen echten gesellschaftlichen Missstand, denn die Klage des Mannes bezieht sich neben seiner eigenen Situation vor allem auf das Gesundheitssystem, das Ärzte zwingt, ökonomisch zu denken: weil nicht mehr die Qualität der Arbeit im Vordergrund steht, sondern bloß noch Statistiken.

16.8., Arte, 20.15 Uhr: "Bottled Life"

Peter Brabeck ist nicht Jesus, aber auch er hat eine bemerkenswerte Gabe: Er macht Wasser zu Geld. Brabeck ist Verwaltungsratspräsident von Nestlé. Die Schweizer Firma ist der größte Lebensmittelkonzern der Welt. Das Unternehmen verdankt diese Dominanz unter anderem einer ebenso schlichten wie brillanten Strategie: Es weckt ein Bedürfnis, das vorher überhaupt nicht existierte und nun teuer bezahlt werden muss. In dem unter anderem vom WDR koproduzierten Film "Bottled Life" dokumentieren die Schweizer Urs Schnell (Regie) und Res Gehriger (Buch), wie sich Nestlé auf der ganzen Welt ausbreitet und den Menschen verkauft, was sie vorher praktisch umsonst bekamen: Trinkwasser. In New York zum Beispiel ist das Leitungswasser vorbildlich, aber dank einer geschickten Werbekampagne von Nestlé gilt es als cool und hip, Wasser aus Plastikflaschen zu trinken. Der entsprechende Müllberg ist gigantisch. In Pakistan und Nigeria hat das Geschäft mit dem Durst dazu geführt, dass ausgerechnet die Ärmsten der Armen nun kein Trinkwasser mehr haben. Die zweitgrößte pakistanische Stadt Lahore (sieben Millionen Einwohner) diente Nestlé als Pilotprojekt. Hier gab es früher überhaupt keinen Markt für Wasser in Flaschen. Seit die Firma diesen Markt erschaffen und selbstredend auch monopolisiert hat, ist der Grundwasserpegel gesunken, Brunnen sind versiegt. Weil die Abwasserrohre verrostet sind, ist das Trinkwasser derart verunreinigt, dass man das Wasser in Flaschen kaufen muss.

16.8., WDR Fernsehen, 0.00 Uhr: "Sarahs Schlüssel"

Die Geschichte ist Fiktion, aber sie könnte sich genauso zugetragen haben. Gilles Paquet-Brenner hat sich eines Themas angenommen, um das die Franzosen lieber einen Bogen machen: die Deportation der Pariser Juden im Juli 1942. Das Drehbuch (Serge Joncour und Paquet-Brenner) basiert auf dem gleichnamigen Roman von Tatiana De Rosnay. Titelfigur ist ein zehnjähriges jüdisches Mädchen: Als Sarah Starzynski (Mélusine Mayance) klar wird, dass ihre Eltern verhaftet werden sollen, versteckt sie ihren kleinen Bruder hinter einer verschließbaren Tapetentür und beschwört ihn, sich nicht zu rühren. Doch das ist nur die eine Ebene des Films. Die andere spielt in der Gegenwart und erzählt von der amerikanischen Journalistin Julia (Kristin Scott Thomas). Sie soll für ein internationales Nachrichtenmagazin an die Ereignisse des Jahres 1942 erinnern. Als sie rausfindet, dass die Familie ihres Mannes seit 1942 im Besitz ihrer Wohnung, beginnt sie zu recherchieren. Parallel dazu erzählt Paquet-Brenner die Geschichte von Sarah und ihrer Familie.  Mit großem erzählerischen Geschick verbindet das Drehbuch die beiden Ebenen. Kristin Scott Thomas ist gerade wegen ihres sparsamen Spiels eine großartige Besetzung für die Rolle der Julia. Als Naturtalent entpuppt sich auch die junge Mélusine Mayance, die Paquet-Brenner zu einer zwar berührenden, aber nie gefühligen Leistung führt.

17.8., MDR Fernsehen, 20.45 Uhr: "Exakt - Die Story: Vertuscht und verdrängt"

"Schlagt die Algerier tot!": Mit diesem Ruf wurden im August 1975 Nordafrikaner durch Erfurt gehetzt. Schon in den beiden Monaten zuvor gab es in der damaligen Bezirksstadt immer wieder tätliche Auseinandersetzungen zwischen Deutschen, Ungarn und Algeriern. Die Ausländer hatte die DDR-Führung angeworben, um den Arbeitskräftemangel zu beseitigen. Die ersten sogenannten Vertragsarbeiter kamen Mitte der Sechzigerjahre. Ihr Aufenthalt war zeitlich befristet. Sie lebten in getrennten Wohnheimen, durften keine Familienangehörigen mitbringen und mussten nach Ablauf der Vertragszeit das Land wieder verlassen. 1989 gab es 94.000 Vertragsarbeiter in der DDR. Die Auseinandersetzungen in Erfurt führten seinerzeit dazu, dass Algerien seine Arbeiter fast völlig zurückzog. Das Ereignis passt so gar nicht zum offiziellen Selbstverständnis der DDR. Denn nach Lesart der Partei- und Staatsführung bauten DDR-Bürger Seite an Seite mit ausländischen Werktätigen und Studenten im Geiste des proletarischen Internationalismus den Sozialismus auf. Jahrelang hat der Historiker Harry Waibel Stasi-Akten ausgewertet. Er ist auf mehrere tausend Vorfälle gestoßen. Demnach gab es in den Siebziger- und Achtzigerjahren wesentlich mehr Gewalttaten von Einheimischen gegenüber Ausländern als bislang bekannt. Die Motive waren in der Regel ausländerfeindlicher Natur. Die rassistischen Gewalttaten forderten tausende Verletzte und sogar Todesopfer. Christian Bergmann und Tom Fugmann sind einigen dieser Vorfälle nachgegangen. Sie wollten wissen, was damals wirklich passiert ist und warum die Verbrechen unter den Teppich gekehrt worden sind.

18.8., ZDF, 22.30: "ZDFdonnerstalk"

Drei Themen in einer Stunde, starke filmische Reportagen, zupackende Gespräche: Dunja Hayali meldet sich zurück mit dem "ZDFdonnerstalk". Es geht um Geschichten mit sozialpolitischem Zündstoff, mitten aus dem Leben. Im Gegensatz zu Maybrit Illner, deren Sendeplatz sie während der Sommerpause übernimmt, verlässt Hayali das Studio und taucht in ihren Reportagen in Konfliktzonen unserer Gesellschaft ein: Was bewegt die Menschen? Wo liegen die Probleme? Was passiert, wenn man die Perspektive wechselt und vom Beobachter zum Betroffenen wird? Eine Reise in die deutsche Lebenswirklichkeit mit authentischen und überraschenden Geschichten, die anschließend in der Live-Sendung mit prominenten Gesprächspartnern, Betroffenen und politischen Entscheidungsträgern diskutiert werden.

18.8., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Mehr als ein Bruder"

Vierzig Jahre lang sind die Brüder Sascha und Marcel ein Herz und eine Seele. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Marcel seit seiner Geburt schwer körperbehindert ist, weder sprechen noch laufen kann und seine Behinderung allen Familienmitgliedern einen großen Einsatz abverlangt. Nie hat Sascha seinen Bruder als Belastung wahrgenommen, nie hat er das Gefühl gehabt, in seinem Schatten zu stehen. Doch dann, am sechzigsten Geburtstag ihres Vaters, geschieht etwas, mit dem niemand gerechnet hätte: Der gesunde, hilfsbereite und jederzeit abrufbare Sascha stürzt in eine schwere psychische Krise, die ihn monatelang schachmatt setzt und seine Angehörigen ratlos zurück lässt. Was war passiert? Nach intensiven therapeutischen Gesprächen wird klar, dass die Anforderungen durch die Behinderung seines Bruders nicht spurlos an Sascha vorbei gegangen sind. Dass jetzt, wo die Eltern alt werden, ein ganz wichtiges Thema auf den Tisch muss, dem die Familie bisher ausgewichen ist: Wie soll es werden, wenn die Eltern einmal nicht mehr da sind? Was erwarten die Eltern und Marcel von Sascha? Soll er dann die ganze Verantwortung für seinen behinderten Bruder übernehmen? Die Reportage begleitet die Familie über mehrere Monate in ihrem Diskussionsprozess. Der Film beschreibt, welche Stärke eine Familie entwickeln kann, wenn sie sich wichtigen bislang unausgesprochenen und schmerzhaften Themen offen stellt. Er gibt einen Einblick in Grenzsituationen der Überforderung und zeigt gleichzeitig einfühlsam auch die besondere Nähe zwischen den beiden Brüdern.

18.8., WDR Fernsehen, 23.25 Uhr: "Domian - Zwischen Nacht und Tag"

Seit zwanzig Jahren ist Jürgen Domian auf Sendung, seit zwanzig Jahren ist er im WDR-Radiosender 1Live sowie parallel dazu im WDR Fernsehen als Telefonseelsorger der Rettungsanker für Menschen, die ihm das Intimste anvertrauen. Jede Woche, von montags bis freitags, rufen tausende Personen an, sieben kommen in die Sendung. Sie sprechen über sehr Privates und häufig auch über gerade erlebte oder kurz bevorstehende Todeserfahrungen. Für viele Anrufer ist das intensive Gespräch mit Domian die einzige Möglichkeit, über die eigenen inneren Abgründe zu erzählen; im Schutz der Dunkelheit und Anonymität öffnen die Fremden ihre Seelen. Im Dezember wird der Moderator seine Sendung beenden. Mit diesem Porträt macht ihm der WDR quasi ein vorgezogenes Abschiedsgeschenk. Birgit Schulz stellt einige der Menschen vor, die ihn um Beistand gebeten haben: Da ist Klaus, der als junger Mann seine Nachbarin tötete und dafür viele Jahre im Gefängnis verbringt. Oder Thorsten, der Rettungssanitäter, der sich schuldig am Tod seines Sohnes fühlt, den er bei einem Wohnungsbrand verloren hat. Oder auch Marion, die vierzig Jahre lang bei einem brutalen Schläger ausharrt und diesen aus Angst um die gemeinsamen Kinder nicht verlässt. Als dieser Mann endlich stirbt, freut sie sich über seinen Tod. Aber auch die Stammhörer kommen zu Wort: die LKW-Fahrerin, die in der Dunkelheit durch den Ruhrpott fährt, der Bäcker, der um ein Uhr morgens in seiner Backstube den Teig vorbereitet, der Tankstellenwart, der sich von Domian durch die Nachtschicht begleiten lässt. Domian selbst hat seinen gesamten Biorhythmus auf Nacht umgestellt. Licht und Sonne tankt er im Sommer, in der Sendepause. Da verstummt der Talkmaster und begibt sich auf eine lange Wanderung durch die nie untergehende Mitternachtssonne Skandinaviens.