Fotos von Attentätern: Deutsche Medien entscheiden von Fall zu Fall

Fotos von Attentätern: Deutsche Medien entscheiden von Fall zu Fall
Anders als die französische Tageszeitung "Le Monde" wollen die meisten deutschen Medien nicht grundsätzlich darauf verzichten, Fotos von IS-Attentätern zu veröffentlichen.

Frankfurt a.M. (epd). ARD-aktuell sei bei Täterfotos sehr zurückhaltend, sagte Chefredakteur Kai Gniffke am Freitag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Einen generellen Verzicht auf Täterfotos bei Terroranschlägen gebe es aber nicht. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) erklärte: "Die Redaktionen entscheiden in jedem einzelnen Fall individuell."

Laut Gniffke verzichtet ARD-aktuell auf Rat von Kriminologen und Psychologen bei Amokläufen auf erkennbare Fotos der Täter. So solle verhindert werden, dass es zu einer Heroisierung komme oder Nachahmer zu ähnlichen Taten animiert werden könnten. "Bei politisch beziehungsweise religiös motivierten Terroranschlägen gelten diese Grundsätze zwar nicht", sagte Gniffke. "Dennoch halten wir uns auch hier bei Täterfotos sehr stark zurück, da es bei den Persönlichkeitsmerkmalen der Täter durchaus Schnittmengen zu Amoktätern gibt."

Springer: Keine Grundsatzentscheidung

Seitens des ZDF hieß es, die Redakteure diskutierten in jedem Einzelfall, ob die Fotos von Terroristen verpixelt würden oder nicht. "Die Debatte in Frankreich verfolgen wir sehr interessiert", sagte ein Sprecher in Mainz.

Der Privatsender RTL teilte mit, nach eingehender Diskussion im Hause würden seit Dienstag die Täter von Würzburg und München verpixelt, seit Wochenmitte auch der Täter aus Ansbach. Allerdings falle es schwer, das Zeigen von Tätern kategorisch auszuschließen, angesichts der jeweils ganz unterschiedlichen Ereignisse, sagte ein RTL-Sprecher in Köln dem epd. So oder so stehe aber nicht der Täter im Vordergrund, sondern die Aufgabe, zu erklären und einzuordnen, warum so etwas passiere und was die Hintergründe seien.

Das Unternehmen Axel Springer, das unter anderem "Bild" und "Die Welt" herausgibt, erklärte auf Anfrage: "Ein verantwortlicher Umgang mit Fotos und anderem Material heißt für uns: Wir berichten frei, immer basierend auf Einzelentscheidungen." Natürlich müsse vermieden werden, was aus Tätern Helden oder Märtyrer mache oder zu Folgetaten ermuntere. "Aber bei Axel Springer wird es keine Grundsatzentscheidung geben."

"Posthume Glorifikation" verhindern

Der DJV erklärte auf seiner Internetseite, die Informationspflicht der Journalisten beziehe sich nicht nur auf Texte. Andrerseits dürften diese auch keine Propaganda für eine Terrororganisation machen. Deshalb dürfte die Art des Bildmaterials letztlich darüber entscheiden, ob Fotos gebracht werden oder nicht.

In Frankreich hatten neben "Le Monde" die katholische Tageszeitung "La Croix" und der größte Nachrichtensender des Landes, BFMTV, angekündigt, künftig keine Fotos islamistischer Terroristen zu veröffentlichen. Man wolle eine "posthume Glorifikation" verhindern, begründete "Le Monde"-Chefredakteur Jérôme Fenoglio. BFMTV schloss sich dem an. Besonders Fotos, auf dem Täter lachten, seien unangebracht neben den Bildern der Opfer.

Am Sonntag hatte die Berliner Boulevardzeitung "B.Z. am Sonntag" auf ein Foto des Amokläufers von München auf der Titelseite verzichtet, im Innenteil aber ein Bild gebracht.