Merkel bleibt bei "Wir schaffen das"

Merkel bleibt bei "Wir schaffen das"
Die Sommerpressekonferenz ist Merkels persönliche Bewährungsprobe. Diesmal musste sie auf Vorwürfe zur Flüchtlingspolitik antworten. Die Kanzlerin lässt sich vom "Wir schaffen das" nicht abbringen. Sie habe aber nie gesagt, dass es einfach werde.

Berlin (epd). Nach dem "Wir schaffen das" kommt ein "Ich habe nicht gesagt, dass es leicht wird": Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich am Donnerstag in der Bundespressekonferenz in Berlin wie jeden Sommer den Fragen der Journalisten gestellt. Im Mittelpunkt standen erneut ihre Flüchtlingspolitik, aber auch die innere Sicherheit. Seit der Euphorie im vergangenen Sommer, als die Kanzlerin begeistert für ihr "Wir schaffen das" warb, ist viel passiert - unter anderem zwei von Flüchtlingen begangene Attentate in Bayern. Die Antwort der Kanzlerin ist ein Maßnahmenpaket gegen Terrorismus, an ihrem berühmten Satz hält sie derweil fest.

"Ich habe vor elf Monaten nicht gesagt, dass es eine einfache Sache würde, die wir mal nebenbei erledigen können", sagte Merkel, die für die Pressekonferenz extra ihren Urlaub unterbrach. Sie sprach erneut von einer "historischen Bewährungsaufgabe" und zeigte sich weiter überzeugt, dass Deutschland dieser gerecht werden könne. Es sei eine "Kernauseinandersetzung", bei der sie viele Verbündete habe, sagte die Regierungschefin und würdigte explizit das Engagement der vielen Helfer.

"Zivilisatorische Tabus gebrochen"

Nach den jüngsten Anschlägen in Würzburg, München und Ansbach - Merkel stellte sie in eine Reihe mit den brutalen Gewalttaten in Nizza, Orlando, Brüssel, dem Mord an einem Priester in Frankreich und den wiederholten Terroranschlägen in der Türkei - versprach die Kanzlerin den Opfern und Hinterbliebenen Aufklärung. "Diese Anschläge sind erschütternd, bedrückend und auch deprimierend", sagte sie: "Es werden zivilisatorische Tabus gebrochen. Die Taten geschehen an Orten, an denen jeder von uns sein könnte." Die Täter wollten Zusammenhalt und Miteinander "zersetzen", säten Hass und Angst zwischen Kulturen und Religionen, sagte Merkel.

Dass zwei Männer, die als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, für die Taten in Würzburg und Ansbach verantwortlich seien, "verhöhnt das Land, das sie aufgenommen hat", betonte Merkel. Es verhöhne auch die Helfer und die vielen Flüchtlinge, die wirklich Schutz bräuchten und friedlich hier leben wollten.

Die Kanzlerin kündigte Maßnahmen an, mit denen der verunsicherten Bevölkerung Sicherheit gegeben werden soll. Neun Punkte umfasst ihr Katalog, an erster Stelle ein Frühwarnsystem, das Behörden ein Einschreiten ermöglichen soll, wenn beispielsweise schon im Asylverfahren Hinweise auf eine Radikalisierung erkennbar werden.

Kritik von der Opposition

Außerdem soll es mehr Personal und Technik für die Sicherheitsbehörden geben. Die Bundeswehr, die bei Terrorlagen im Inland eingesetzt werden darf, soll solche Einsätze üben. Weitere Punkte umfassen Prävention, Datenaustausch auf europäischer Ebene, bessere Zusammenarbeit der Geheimdienste und Anstrengungen für mehr Rückführungen abgelehnter Asylbewerber.

Über Details wollte Merkel noch nicht sprechen. Sie kündigte an, Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) werde sich mit seinen Länderkollegen über Maßnahmen verständigen. Die bayerische CSU - in der Flüchtlingspolitik immer wieder Merkels härtester Gegenspieler - stellte indes ein eigenes Sicherheitskonzept vor. Darin enthalten sind ebenfalls mehr Stellen und Ausrüstung für die Polizei, stärkere Kontrollen bei Flüchtlingen und mehr Abschiebungen.

Die Opposition - vor einem Jahr noch an der Seite der CDU-Parteichefin - kritisierte Merkels diesjährigen Auftritt vor der Hauptstadtpresse. Die Vorsitzende der Linksfraktion, Sahra Wagenknecht, kritisierte, Merkel vergesse die Bedeutung friedlicher Außenpolitik als Maßnahme zur Bekämpfung von Fluchtursachen. Zudem forderte sie mehr Wohnraum und Arbeitsplätze für die Integration. Die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte der Funke Mediengruppe (Freitagsausgabe): "Merkel verteidigt sich, geht aber nicht in die Offensive." Sie habe keine neuen Ideen für Flüchtlingskontingente und Europa.