Papst warnt Polen vor Abschottung

Papst warnt Polen vor Abschottung
Bei seinem Besuch in Polen hat Papst Franziskus mit zehntausenden Gläubigen eine Messe am polnischen Nationalheiligtum in Tschenstochau gefeiert. Er warnte Polen davor, sich international zu isolieren.

Rom/Krakau (epd). Das Land dürfe nicht "der Versuchung nachgeben, sich abzuschotten", sagte Papst Franziskus am Donnerstag bei der Messe unter freiem Himmel in Tschenstochau. Vor zehntausenden Menschen erinnerte er damit an die Weigerung der Regierung in Warschau, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Papst Franziskus hält sich anlässlich des katholischen Weltjugendtags in Polen auf. Als Höhepunkt gilt sein Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz an diesem Freitag.

Bei seiner Messe zum 1050. Jahrestag der sogenannten Taufe Polens am Nationalheiligtum Tschenstochau betonte Papst Franziskus, Polen müsse das Unrecht und die Verwundungen der Vergangenheit überwinden und Gemeinschaft mit allen schaffen. "Von der Macht, der Größe und der Augenfälligkeit angezogen zu sein, ist in tragischer Weise menschlich", sagte Franziskus. Sich an andere zu verschenken, Distanzen aufzuheben, im Kleinen zu wohnen und konkret im Alltäglichen zu leben, sei dagegen in vortrefflicher Weise göttlich.

Wie seine beiden Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. brachte er der Schwarzen Madonna von Tschenstochau, einer Marienikone, die als Nationalheiligtum verehrt wird, eine goldene Rose dar.

Besuch in Auschwitz

Mit Spannung erwartet wird der Besuch des Papstes an diesem Freitag im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz. Im Unterschied zu seinen Vorgängern Johannes Paul II. und Benedikt XVI. will er dort jedoch keine Rede halten. Statt dessen sollen Schweigen, Gebet und Mitgefühl im Vordergrund stehen, hatte der Vatikan angekündigt. Im dicht gedrängten Programm sind am Freitagvormittag zwei Stunden für Auschwitz und das Vernichtungslager Birkenau eingeplant.

Franziskus ist der dritte Papst, der Auschwitz besucht. Zu Fuß will er durch das Haupttor gehen. Anschließend will er im Keller des sogenannten Blocks 11 das Lagergefängnis besuchen und ein stilles Gebet an der Mauer sprechen, an der Menschen erschossen wurden. An diesem Ort bat der Franziskaner-Mönch Maximilian Kolbe im Juli 1941 die Lagerleitung, ihn anstelle eines zum Tod verurteilten Familienvaters hinzurichten. Zwei Wochen später wurde Kolbe mit einer Giftspritze getötet. Die katholische Kirche verehrt ihn heute als einen der wichtigsten Märtyrer des 20. Jahrhunderts.

Die einzigen Worte, die vom Papstbesuch in Auschwitz bleiben sollen, will Franziskus in das Gästebuch der Gedenkstätte schreiben. Am Sonntag steht eine große Messe zum Abschluss des Weltjugendtags in Krakau auf dem Programm. Dazu werden eine halbe Million Jugendliche erwartet. Die katholischen Weltjugendtage wurden von dem aus Polen stammenden Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen. Der erste offizielle Weltjugendtag fand 1986 in Rom statt.