Gewalt gegen Christen und Muslime in Indien nimmt zu

Gewalt gegen Christen und Muslime in Indien nimmt zu
Gewalt, Entführungen, Schikanen: In Indien nimmt die Gewalt fundmentalistischer Hindus gegen Christen und Muslime zu. Besonders seit dem Amtsantritt des rechtskonservativen Premierministers Modi hat sich die Lage für religiöse Minderheiten in dem Land verschärft.

Ein weiterer Fall von Christenverfolgung schlägt in Indien Wellen: Laut indischen Medienberichten wurden vor einigen Tagen Christen in Rewa im Bundesstaat Madhya Pradesh von radikal-fundmentalistischen Hindus angegriffen. Zudem ist der Pastor einer unabhängigen protestantischen Gemeinde entführt worden, wie unter anderem die indische Tageszeitung "Hindustan Times" berichtete.

Die Entführer hätten Pastor Ram Pal Kori mit einem Messer an der Kehle gezwungen, hinduistische Gebete zu rezitieren und Hindugötter zu preisen. Den Berichten zufolge konnte der Pastor von der Polizei zwar zunächst befreit werden. Nur wenige Stunden später seien Ram Pal Kori sowie einige Gemeindemitglieder von den selben Polizisten jedoch verhaftet worden. Der Vorwurf: Sie würden Hindus zum Christentum konvertieren. Ein Sprecher der Oppositionspartei Janta Dal United bezeichnete gegenüber Medien die Verhaftung der Christen als eine „Verschwörung von Hinduaktivisten und der Polizei“.

BJP: Rein hinduistisches Indien errichten

Seit 2003 regiert die hindu-nationalistische Partei Bharatiya Janata (BJP) in Madhya Pradesh. Seit zwei Jahren stellt BJP mit Narendra Modi auch Indiens Premierminister. Die rechtskonservative Partei ist der politische Arm der Hindunationalisten. Erklärtes Ziel von deren Organisationen wie etwa der Nationalen Freiwilligenorganisation (Rashtriya Swayamsevak Sangh, RSS) und Vishva Hindu Parishad (VHP) ist ein rein hinduistisches Indien.

Die Zahl der Übergriffe auf Christen und Muslime ist in ganz Indien seit dem Regierungsantritt von Modi sprunghaft angestiegen. Das belegen Fallzahlen im globalen Religionsbericht des US-Außenministeriums wie auch der indischen Bürgerrechtsorganisation ANHAD (Act Now for Harmony and Democracy).

Unter dem Modi-Regime vergeht seitdem kaum ein Tag ohne Übergriffe radikaler Hindus auf Christen und Muslime. Vor wenigen Wochen wurde die 20 Jahre alte Christin Samjheera tot im Wald aufgefunden. Pastor Philip Tirkey geht von einem Mord aus: Seit ihrem Übertritt zum Christentum vor zwei Jahren habe Samjheera immer wieder Morddrohungen, auch von Mitgliedern ihrer Familie, erhalten, sagte Tirkey gegenüber indischen Medien. Neben Gewalttaten sind Christen und Muslime Diskriminierungen, Schikanen und Zwangskonvertierungen zum Hinduismus ausgesetzt.

Indien ist ein multireligiöses Land mit einer säkularen Verfassung. Vier Fünftel der 1,2 Milliarden Einwohner sind Hindus, mehr als 13 Prozent sind Muslime, 2,3 Prozent Christen. Zudem leben Sikhs, Buddhisten, Parsen und Anhänger des Jainismus in Indien, das der Geburtsort dieser Religionen wie auch des Hinduismus ist.