Papst ruft Polen zur mehr Offenheit gegenüber Flüchtlingen auf

Papst ruft Polen zur mehr Offenheit gegenüber Flüchtlingen auf
Zum Auftakt seines Besuchs in der Heimat seines Vorgängers Johannes Paul II. hat Papst Franziskus Polen zu mehr Offenheit gegenüber Flüchtlingen aufgefordert.

Rom (epd). Bei einer Begegnung mit Präsident Andrzej Duda, Regierungsvertretern und Diplomaten im Krakauer Wawel-Schloss am Mittwoch rief Papst Franziskus dazu auf, im Umgang mit dem Thema Migration "Ängste zu überwinden" und "ethisches Engagement" unter Beweis zu stellen. "Identitätsbewusstsein ohne jede Überheblichkeit ist unerlässlich, um eine nationale Gemeinschaft aufzubauen", mahnte der Papst vor dem Hintergrund der Weigerung Polens, einen größeren Anteil der nach Europa gelangten Flüchtlinge aufzunehmen. Die polnische Regierung genießt dabei die Unterstützung durch katholische Bischöfe, die sich dafür aussprechen, allein syrische Christen ins Land zu lassen.

Zuvor hatte der Papst sich beim französischen Präsidenten François Hollande bedankt für dessen Anteilnahme nach der Ermordung des katholischen Priesters. Den Anschlag im Namen der Terrormiliz IS auf eine Kirche in Nordfrankreich stufte Franziskus als Kriegsereignis ein. "Es gibt einen Krieg, aber es ist kein Religionskrieg", sagte er auf dem Flug nach Krakau zum katholischen Weltjugendtag. Es handle sich vielmehr um einen "Krieg der Interessen, um Geld, um natürliche Ressourcen und um die Herrschaft über die Völker". Religionen strebten dagegen nach Frieden, betonte der Papst.

Aussöhnung zwischen Polen und Deutschland gewürdigt

Vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen bei der Überwindung von internationalen Spannungen und Konflikten würdigte der Papst die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschland. Vor kurzem sei der 50. Jahrestag der vom polnischen und deutschen Episkopat gegenseitig angebotenen und empfangenen Vergebung nach dem Zweiten Weltkrieg gefeiert worden. Die Initiative sei von den Verantwortlichen der beiden kirchlichen Gemeinschaften ausgegangen, habe aber einen unumkehrbaren gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und religiösen Prozess ausgelöst, der die Geschichte der Beziehungen zwischen den beiden Völkern verändert habe.

Nach seiner Ankunft am Flughafen von Krakau nutzte Franziskus wie bei seinen anderen Auslandsreisen einen Kleinwagen, um vom Flughafen in die Stadt zu fahren. Diesmal handelte es sich um einen schwarzen VW Golf mit Vatikan-Kennzeichen. Vor seiner Abreise war er im Vatikan mit 15 jugendlichen Flüchtlingen aus unterschiedlichen Ländern zusammengetroffen, die vom päpstlichen Almosenamt unterstützt werden, mangels gültiger Papiere jedoch nicht zum Weltjugendtag nach Krakau reisen durften.

Im Rahmen seiner Polen-Visite will der Papst das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz und den Marienwallfahrtsort Tschenstochau besuchen. Am Sonntag steht eine große Messe zum Abschluss des Weltjugendtags in Krakau auf dem Programm. Dazu werden rund eine halbe Million Jugendliche erwartet.