Medienanstalten: Beschwerden über Amoklaufberichterstattung

Medienanstalten: Beschwerden über Amoklaufberichterstattung
Es geht um die Einhaltung journalistischer Grundsätze oder Jugendschutz: Beim Internetportal Programmbeschwerde.de der Landesmedienanstalten sind seit dem Wochenende Beschwerden zur Berichterstattung über den Amoklauf in München eingegangen.

Saarbrücken, Berlin (epd). "Die Qualität der Beschwerden zeigt eine erfreulich kritische Kompetenz des Publikums", sagte der Direktor der für Programmbeschwerde.de zuständigen saarländischen Landesmedienanstalt, Uwe Conradt, am Dienstag in Saarbrücken. Sie verdeutlichten, "wie wichtig ein Dialog mit dem Publikum für das Vertrauen in die Medien und deren Glaubwürdigkeit ist".

Live-Aufnahmen von Leichen kritisiert

Es geht den Angaben zufolge sowohl um die Berichterstattung von öffentlich-rechtlichen als auch privaten Programmen. Das Fernsehpublikum kritisiere Live-Aufnahmen von Leichen, Interviews mit traumatisierten Menschen, wiederholte Aufnahmen des schießenden Täters sowie eine spekulative und sensationslüsterne Art des Berichtens, teilten die Medienanstalten mit. Die Beschwerden bezögen sich auf medienethische Probleme, fehlende Einhaltung journalistischer Grundsätze, Verletzungen des Persönlichkeitsrechts sowie mangelnden Jugendschutz.

Die Beschwerden wurden an die betroffenen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sowie die für die jeweiligen Privatsender zuständigen Aufsichtsstellen weitergeleitet. Der Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, Siegfried Schneider, kündigte an, dass jede Beschwerde zu privaten Programmen von den Medienanstalten geprüft werde. "Die Vorkommnisse sind für uns Anlass, auch grundsätzlich über die Standards der Berichterstattung im Fernsehen zu diskutieren", erklärte der Chef Bayerischen Landeszentrale für neue Medien.