Höher belastet, aber nicht häufiger krank

Höher belastet, aber nicht häufiger krank
Mit Kindern steigen die Belastungen - doch profitieren Mütter und Väter gesundheitlich vom Familienleben. Was viele Familien-Studien zeigen, lässt sich auch an Krankenkassen-Daten ablesen: Sie spiegeln das Alltagsleben von Millionen.
29.06.2016
epd
Von Bettina Markmeyer (epd)

Berlin (epd). Die Lebenszufriedenheit durch Kinder schlägt sich auch in den Daten der Krankenkassen zur Gesundheit von Eltern nieder. Aus dem diesjährigen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) geht hervor, dass Eltern ab einem Alter von 40 Jahren seltener krankgeschrieben werden als Kinderlose und weniger Medikamente verordnet bekommen. Die am Mittwoch in Berlin vorgestellten Ergebnisse deuten aber auch auf die Belastung junger Eltern: Sie fehlen etwas häufiger bei der Arbeit als ihre kinderlosen Altersgenossen.

Krankenstand weiter gestiegen

Der diesjährige Report beschäftigt sich im Schwerpunkt mit der Gesundheit von 30- bis 44-jährigen Müttern und Vätern. Danach unterscheiden sich ihre Fehlzeiten trotz höherer Belastungen mit rund zwölf Tagen im Jahr 2015 kaum vom Durchschnitt aller Arbeitnehmer in diesem Alter. Frauen sind mit 14 Tagen allerdings häufiger krankgeschrieben als Männer mit zehn Tagen.

Ab einem Alter von 40 Jahren sind Eltern statistisch gesehen sogar gesundheitlich stabiler als Kinderlose: Sie wurden den TK-Daten zufolge 2015 durchschnittlich zwei Tage weniger krankgeschrieben. Insgesamt ist der Krankenstand unter den Arbeitnehmern in Deutschland 2015 weiter gestiegen, auf durchschnittlich 15,4 Tage. Das war - maßgeblich verursacht von der Grippewelle im Januar - der höchste Stand seit 2000.

An erster Stelle führen Krankheiten des Bewegungsapparats zu Arbeitsausfällen. Inzwischen schon auf dem zweiten Platz folgen psychische Leiden mit weiter steigender Tendenz, dann kommen Atemwegserkrankungen. Interessant ist, dass psychische Störungen bei der Elterngeneration mittleren Alters in geringerem Maß zu Krankschreibungen führen als bei kinderlosen Arbeitnehmern. Bei Frauen kehrt sich die Lage zwischen 45 und 55 Jahren aber um: Sie sind dann häufiger psychisch krank als kinderlose Frauen. Offenbar schlagen sich bei ihnen die Belastungen gesundheitlich erst nieder, wenn die Kinder aus dem Haus sind.

Mütter in aller Regel berufstätig

Die Herausforderungen durch Kinder werden aber aufgewogen. Aus früheren Stress-Studien der TK geht hervor, dass drei Viertel der Eltern das Familienleben als Ausgleich empfinden, während dies im Durchschnitt der Bevölkerung nur 62 Prozent sagen. Insgesamt werden Vätern und Müttern aller Altersstufen weniger Medikamente verschrieben als kinderlosen Arbeitnehmern. Auffällig ist dies insbesondere bei Antidepressiva, obwohl die Verschreibungshäufigkeit nicht nur bei kinderlosen Frauen, sondern auch bei Müttern ab einem Alter von 40 Jahren steigt.

Aus den TK-Versichertendaten geht auch hervor, dass die Alleinverdiener-Ehe im Schwinden begriffen ist. Der Anteil von Frauen mit mitversicherten Kindern ist mit 40 Prozent deutlich höher als der unter Männern (27 Prozent) in der Altersgruppe zwischen 30 und 44 Jahren. Das heißt: Die Mütter dieser Generation sind in aller Regel berufstätig. Wenig überraschend ist hingegen, dass Frauen umso mehr Teilzeit arbeiten, je mehr Kinder sie haben.

Für den Gesundheitsreport werden die Krankschreibungen und Medikamentenverordnungen aller 4,6 Millionen Arbeitnehmer ausgewertet, die bei der TK versichert sind, unabhängig davon, ob sie einen Job haben oder arbeitslos sind. Davon sind 1,6 Millionen im Alter zwischen 30 und 44 Jahren. Im vorigen Jahr hatte der TK-Report Daten zur Gesundheit von Studenten geliefert.