Fernseh-Vorschau: "Mein Mann, ein Mörder"

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Fernseh-Vorschau: "Mein Mann, ein Mörder"
Das lohnt sich im Fernsehen vom 26. bis 30. Juni 2016
Lancelot von Naso ist nach seinem Debüt „Waffenstillstand“ und „Die Braut im Schnee“ erneut ein bemerkenswerter Film gelungen. Wie die Arbeiten zuvor besticht auch dieser atmosphärisch vielschichtige Ehekrimi durch herausragende darstellerische Leistungen. Was sich sonst zu sehen lohnt...

26.6., ARD, 14.25 Uhr: "Gott und die Welt: Kampf ums Erbe"

Fast jeder zehnte Deutsche wird in den nächsten Jahren eine Erbschaft machen. Häufig geraten die Hinterbliebenen in Streit über die Erbschaft. Dabei sind die Konstellationen unterschiedlich. Die meisten Fälle aber haben eines gemeinsam: Es geht nie nur um Geld. Immer spielen  auch alte Konflikte, Enttäuschungen und Eifersucht eine Rolle. Heike Bredol und Ute Kolano stellen zwei dieser Fälle vor. Da ist einmal der oberbayerische Landwirt Hans, der samt Familie seinen Bauernhof verlassen muss. Ein Gerichtsvollzieher wechselt die Schlösser aus, weil Hans’ Mutter und seine vier Schwestern es so wollen. 20 Jahre hat er den Hof als Pächter bewirtschaftet, immer mit dem Versprechen, einmal der Hoferbe zu sein. Doch dann hatte sein Vater einen schweren Unfall, wurde geschäftsunfähig und ist nun nicht mehr berechtigt, den Hof, der mehrere Millionen Euro wert ist, zu übergeben. Im zweiten Fall geht es um bedeutend weniger Geld, aber die Fronten sind ähnlich verhärtet: Eine Frau aus Königs-Wusterhausen streitet sich mit ihrem Bruder um ihren Anteil an einem kleinen Haus und um eine Puppensammlung. Sie glaubt, dass der Bruder das Testament der Mutter gefälscht hat. Der Film begleitet beide Familien über viele Monate, zeigt die Auseinandersetzungen, spürt den Verletzungen der Einzelnen nach und stellt viele Fragen: Wieso kommt es im Erbfall so häufig zu erbittertem Streit? Warum brechen gerade dann Konflikte offen und unüberbrückbar auf? Wie können aus Verwandten erbitterte Feinde werden? Und welche Lösungen werden sie finden?

27.6., ZDF, 20.15 Uhr: „Mein Mann, ein Mörder“


„Das Herz ist eine leichte Beute“ hieß dieser Film während der Dreharbeiten. Im Gegensatz zum Arbeitstitel, der eine romantische Komödie vermuten ließ, kommt „Mein Mann, ein Mörder“ der Sache schon näher, trifft den Kern dieses raffiniert konzipierten Dramas jedoch ebenfalls nur ungenau. Aber im Grunde ist das Etikett ohnehin völlig nebensächlich, weil Lancelot von Naso, der später fürs „Zweite“ die „Kommissar  Marthaler“-Filme gedreht hat, nach seinem Debüt „Waffenstillstand“ und „Die Braut im Schnee“ erneut ein bemerkenswerter Film gelungen ist. Wie die Arbeiten zuvor besticht auch dieser atmosphärisch vielschichtige Ehekrimi durch herausragende darstellerische Leistungen. Vom sorgfältigen Entwurf der Hauptfiguren profitiert vor allem Ulrich Noethen, dessen Rolle angenehm kontrastreich ist: Paul Frei bringt Führungskräften bei, wie sie unter Druck stark sein können, eine Eigenschaft, die er selbst auch ganz gut brauchen könnte, denn jeder Widerstand erlahmt, sobald seine Geliebte die sprichwörtlichen Waffen einer Frau einsetzt. Nora Novak heißt sie, ein Name wie ein Pseudonym, das nicht ohne Grund Assoziationen an die großen Klassiker des Spannungskinos weckt: Die Dame ist ein Luder, das ein ziemlich böses Spiel mit seinem Opfer treibt. Esther Zimmering geizt nicht mit Reizen in dieser Rolle, und das in jeder Hinsicht; als personifizierte Provokation lockt Nora den hilflos in ihrem Netz zappelnden Paul immer wieder auf die dunkle Seite.
Natürlich ist der gute Mann verheiratet, doch das Verhängnis dieser Affäre nimmt einen ganz anderen Verlauf, als man es aus vielen anderen Filmen dieser Art kennt: Gattin Minette (Veronica Ferres) weiß von der Liaison, sie hat das Pärchen im Hotel von einem Parkhaus aus beobachtet, nicht ahnend, dass auch sie selbst observiert wird. Kurz drauf reist Paul mit Nora nach Prag, angeblich hat er die Beziehung dort beendet, und zwar endgültig, wie Noras mehrfach als Zwischenschnitt eingefügter Sturz aus dem Fenster nahe legt. Auch Minette muss ihren Mann schließlich für einen Mörder halten: Noras Ex-Freund (Mehdi Nebbou) legt ihr Beweise für den Tod der Frau vor und verlangt viel Geld für sein Schweigen.
Von Naso, der das Drehbuch wie seine früheren Arbeiten auch gemeinsam mit Kai-Uwe Hasenheit geschrieben hat, erzählt die Geschichte allerdings längst nicht so gradlinig, auch wenn sich die Handlung fein säuberlich in drei Akte aufteilen lässt. Mindestens so spannend wie der Wechsel der Perspektive von Paul zu Minette und die Suche nach der Wahrheit ist die Art und Weise, wie der Film das fragile Seelenleben der Gattin inszeniert. Ferres ist dabei bloß Mittel zum Zweck, sie verkörpert die verunsicherte Frau angenehm zurückhaltend; die Stimmung vermittelt sich vor allem durch Details wie Minettes nächtliche Ruhelosigkeit und die bangen Blicke, mit denen sie den friedlich schlummernden Gatten betrachtet.
Großen Anteil an der optischen Qualität des Films (Kamera: Felix Cramer) haben auch die vielen Außenaufnahmen etwa auf dem Münchener Hauptbahnhof oder im Zoo, ganz zu schweigen von einer wichtigen Szene in der Oper. Äußerst gelungen ist auch eine Zugsequenz, als Minette den vermeintlich in Frankfurt weilenden Gatten kurzerhand bis in den Speisewagen nach Prag verfolgt. Den größten Reiz macht jedoch das Katz-und-Maus-Spiel des Ehepaars aus, zumal es die Rollen mehrfach tauscht. Ein stiller Thriller, großartig gespielt und inszeniert, der am Schluss, wie es sich für das Genre gehört, noch einen Überraschungseffekt zu bieten hat.

28.6., ZDF, 22.15: "37 Grad: Chronisch überlastet"

72.000 Notfallpatienten werden jährlich am Klinikum Ingolstadt behandelt. Ärzte und Schwestern kommen im Schichtdienst an ihre Grenzen, sie fühlen sich selbst oft als Notfälle. Wie lange halten sie den Stress noch aus? Iris Bettray hat zwei von ihnen über längere Zeit hinweg beobachtet und schildert einen ganz normalen Tag in der Notaufnahme. Ein Assistenzarzt arbeitet seit zehn Stunden ohne Pause, er hatte nicht mal Zeit für einen Kaffee. Schwester Julia ärgert sich darüber, dass viele Notfälle nicht adäquat behandelt werden können, weil die Notaufnahmen mit Patienten verstopft ist, die alle zum Hausarzt könnten. Der Ansturm, sagt der Arzt, sei zeitlich, körperlich und seelisch schwer zu ertragen; irgendwann stoße man an seine Grenzen, zumal am Ende einer langen Schicht dann noch die Bürokratie wartet: Patientenakten müssen ausgefüllt werden. Rund 18 Millionen Menschen werden in Deutschland jährlich in den Notaufnahmen behandelt. Ihre Zahl hat sich in den letzten Jahren verdoppelt. Die Gründe sind unterschiedlich: viele Unfälle, immer mehr alte Menschen und vor allem Bagatellbeschwerden. Die Patienten kommen, weil Hausärzte fehlen und es Wochen dauert, einen Termin beim Facharzt zu bekommen. Sie kommen aber auch, weil die Notfallklinik binnen Stunden eine weitreichende Rundum-Diagnostik garantiert. Die Folge sind lange Wartezeiten, Überlastung der Ärzte und Pflegekräfte sowie Versorgungsengpässe.

28.6., Arte, 20.15 Uhr: "Türkei – Drehkreuz des Terrors?"

"Jung, zornig, islamistisch" hat Arte den Themenabend über das Unwesen der "Gotteskrieger" genannt. Den Auftakt macht ein Film über die Türkei. Hier gingen westlicher Lebensstil und die Erbschaft des Osmanischen Reiches stets Hand in Hand. Unter der Führung von Präsident Recep Erdogan hat sich das verändert. Die Türkei ist inzwischen zu einem Land geworden, in dem die Meinungs- und Pressefreiheit radikal eingeschränkt wird. Oppositionelle Politiker, Geschäftsleute und Wissenschaftler werden inhaftiert. Der sunnitische Islam dominiert alle anderen Glaubensrichtungen, obwohl die Türkei ein Mosaik verschiedener Völker und Kulturen ist. Von dieser Politik profitieren auch die radikal-islamischen Terrororganisationen wie der sogenannte Islamische Staat. Die Türkei scheint für radikale Dschihadisten in Syrien und im Irak ein Dreh- und Angelpunkt zu sein. Sie versorgen sich hier mit Nachwuchs und Kriegsmaterial, oft mit Wissen und Tolerierung der türkischen Behörden; oder sogar, wie manche Experten behaupten, mit deren Unterstützung. Doch inzwischen hat der "Islamische Staat" der Türkei den Krieg erklärt und verübt immer mehr Selbstmordanschläge. In der Dokumentation begeben sich Halil Gülbeyaz und sein Team auf die Spuren der "Gotteskrieger" in der Türkei.

28.6., Arte, 21.10 Uhr: "Generation Dschihad"

Die Terroranschläge des "IS" haben unsere Gesellschaft schon jetzt tiefgreifend verändert. Unsicherheit und Angst machen sich breit. Es stellt sich mehr denn je die Frage, wie wir mit den jungen Menschen umgehen, die radikalisiert in den Krieg gezogen sind und die jetzt wieder zum Teil zurückkehren. In den meisten Ländern Europas gilt die harte Linie, die Frankreich nach den letzten Attentaten vorgegeben hat. Den Rückkehrern wird der Prozess gemacht. Initiativen, die sich dem Schutz junger Menschen vor Radikalisierung widmen, erhalten wenig staatliche Unterstützung. Was ist aber zu tun, um die Radikalisierung durch Salafisten oder den Dschihad predigende Imame frühzeitig und effektiv zu unterbinden? "Generation Dschihad" beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Strategien der sogenannten Deradikalisierung und der Prävention in Europa. Die Filmemacher Albert Knechtel und Pierre-Olivier François stellen Initiativen in Deutschland, Frankreich, Belgien und Großbritannien vor. Sie fragen Experten nach den Ursachen der Radikalisierung so vieler junger Menschen, die sich freiwillig in Todesgefahr begeben und bereit sind, im Namen Allahs zu töten.

30.6., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Liebe außer Atem"

Aline und Chris wissen nicht, welcher Sommer ihr letzter sein wird. Sie sind um die dreißig, als sie sich ineinander verlieben: ein lebenshungriges Paar mit vielen Träumen. Dass sie beide dieselbe unheilbare Krankheit haben, spielt für sie nur am Rande eine Rolle. Sie genießen ihr Glück in vollen Zügen, feiern ein rauschendes Hochzeitsfest und machen vor allem das, wozu sie Lust haben. Von Kindheit an haben beide Mukoviszidose, eine Krankheit, die sie wie durch einen Strohhalm atmen lässt. Die meisten Erkrankten sterben mit Mitte dreißig. Doch Aline und Chris hadern nicht mit ihrem Schicksal. In ihrem achten gemeinsamen Jahr beginnt Aline, ihren Mann mit einer Videokamera zu begleiten, nicht ahnend, dass es das wichtigste Jahr ihres Lebens wird: Chris braucht dringend eine neue Lunge, sonst wird er sterben. "Liebe außer Atem" ist ein Film über eine große Liebe, über Abschied und Neuanfang; und über die Kunst, auch unter schwierigsten Umständen glücklich zu sein.

30.6., WDR Fernsehen, 23.55 Uhr: "Glaube, Liebe, Lust: Verbotene Liebe"

Die Liebe gilt in allen Religionen als hohes schützenswertes Gut. Aber die moralischen Grenzen sind oft eng gesteckt, Überschreitungen führen nicht selten zu Verbannung und Leid. In der dritten und letzten Folge der Reihe geht es um die Tabuzonen der großen Weltreligionen: Gläubige aus vier Ländern berichten, welchen Preis sie für Fehlverhalten bezahlen müssen. Die Türkin Bahryie zum Beispiel geht regelmäßig in die Moschee. Doch die Familie hat ihr die selbstbewusste Partnerwahl nie verziehen. Als ihr Mann sie verstößt, landet sie mit ihren Kindern auf der Straße. Die Kölner Georg und Stefan möchten heiraten, und zwar kirchlich, wie ihre heterosexuellen gläubigen Freunde. Doch die katholische Kirche lehnt diesen tiefen Wunsch entschieden ab. Djuk aus Bangkok nimmt in Kauf, dass seine zahlreichen außerehelichen Eskapaden sein Karma gefährden, im buddhistischen Tempel bemüht er sich um Schadensbegrenzung. Die beiden Inder Mohit und Nimshi sind sich ihrer Liebe sicher, entgegen der Kastenregeln, die ihre Partnerschaft verbieten. Sie haben sich füreinander entschieden; auch um den Preis, den Kontakt zu ihren Familien zu verlieren. Aber es geht ihnen immerhin besser als den jungen Paaren, die für ihre Liebe ihr Leben riskieren und die nur noch bei den so genannten "Love Commandos" in Delhi vor der Rache ihrer Verwandten geschützt sind. Der Film beschreibt, was den Tabubrechern Kraft gibt und warum sie ihrer Religion trotz der oft unerbittlichen Regeln treu bleiben.

30.6., NDR Fernsehen, 23.30 Uhr: "Unter deutschen Dächern: Tierische Armut"

Wer bei der Bremer Tiertafel Hilfe sucht, durchlebt eine schwere Zeit. Arbeitslosigkeit, Krankheit, eine zu kleine Rente: meist reicht dann das Geld nicht mehr, um das geliebte Haustier versorgen zu können. Für viele Menschen in Armut ist der Hund oder die Katze das Ein und Alles. Das Tier gibt Halt und ist nicht selten der letzte Freund. Wenn sich die Tafel um das Wohlergehen der Tiere kümmert, dann sorgt sie damit auch für die Menschen. Die Tafeln für bedürftige Menschen haben sich längst in Norddeutschland etabliert. Nun kommen immer mehr Tiertafeln dazu. Das Filmteam lässt die Menschen zu Wort kommen, die sich regelmäßig bei der Tiertafel treffen. Die Reportage begleitet die ehrenamtlichen Helfer bei Hausbesuchen und ihre Kundinnen in ihrem Alltag. Die Autoren zeigen, wie sehr die Menschen kämpfen müssen, um mit ihren Tieren über die Runden zu kommen, und lässt sich auf die individuellen Schicksale ein: Wo in ihrem Leben war der Punkt, an dem es sie aus der Bahn geworfen hat? Und gibt es einen Weg zurück in die Spur?