Streit über Koranverse zum Ramadan in Hagia Sophia

Die Hagia Sophia in Istanbul.
Foto: dpa/Tolga Bozoglu
Die Hagia Sophia in Istanbul.
Streit über Koranverse zum Ramadan in Hagia Sophia
Metropolit Augoustinos von Deutschland hat die vorübergehende Umwandlung der Hagia Sophia in Istanbul in einen muslimischen Gebetsraum im Fastenmonat Ramadan kritisiert.

"Dies ist keine gute Nachricht für eine Stadt, die über Hunderte von Moscheen verfügt und deshalb nicht auf diesen speziellen Raum angewiesen ist", sagte der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bonn.

Dies sei auch keine gute Nachricht für das Miteinander von Christen und Muslimen, fügte Metropolit Augoustinos hinzu: "Denn die Hagia Sophia gehört meines Erachtens allen Religionen und allen Menschen guten Willens, die für eine Überwindung des religiösen Fanatismus wirken."

Tägliche Lesungen aus dem Koran in der Hagia Sophia in Istanbul im Ramadan hatten bei Christen Empörung ausgelöst. Die Rezitationen werden vom türkischen Fernsehsender TRT Diyanet nach eigenen Angaben am frühen Morgen um zwei Uhr Ortszeit ausgestrahlt.

Auf die Hagia Sophia erheben Christen wie Muslime gleichermaßen Anspruch. Das griechische Außenministerium kritisierte die türkischen Behörden mit scharfen Worten und bezeichnete die zum Ramadan-Beginn am Montag gestarteten islamischen Gebete in dem Weltkulturerbe als respektlos.

Auch der Vorsitzende des Stephanuskreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Heribert Hirte, hält die Nutzung der Hagia Sophia als Moschee für problematisch. Bisher seien Zeremonien und Zeichen aller Religionen in dem Museum strikt untersagt gewesen. "Seit längerem beobachte ich sehr kritisch, wie die Türkei mit ihren eigenen christlichen Landsleuten umgeht", sagte Hirte. "Während ich aus dem Landesinnern vermehrt von Verstaatlichungen und Enteignungen kirchlicher Gebäude und Ländereien gehört habe, schien das christliche Leben in Istanbul bisher noch unproblematischer zu sein. Dass sich dies nun auch ändert, beängstigt mich."

Der Abgeordnete fügte hinzu: "Die Unterdrückung einer religiösen Minderheit im Land ist nicht hinzunehmen. Christen brauchen weiterhin einen festen Platz in der Türkei!" Der Stephanuskreis der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist ein überkonfessionelles Gesprächsforum, das sich um die Situation verfolgter Christen in aller Welt kümmert.

Die Hagia Sophia wurde als "Kirche der göttlichen Weisheit" im Jahr 537 geweiht und war fast ein Jahrtausend lang die christliche Hauptkirche Konstantinopels. Als die Türken 1453 die Stadt eroberten, wurde sie zur Moschee umfunktioniert. In den 1930er Jahren wandelte der türkische Staatsgründer Kemal Atatürk sie in ein Museum um.