Fernseh-Vorschau: "Wenn Geschwister sterben"

ZDF-Sendung "37° - Das Zimmer meines Bruders: Wenn Geschwister sterben": Nadine sitzt auf ihrem Bett, mit Kissen in der Hand.
Foto: ZDF/Gerd Müller
"37° - Das Zimmer meines Bruders: Wenn Geschwister sterben": Nadine hat eine Decke aus den T-Shirts ihres verstorbenen Bruders bekommen.
Fernseh-Vorschau: "Wenn Geschwister sterben"
Was lohnt sich im Fernsehen vom 4. bis 10. Juni?
Nadine kann heute wieder lachen - auch wenn damals der Schmerz riesig war als ihr Bruder verstarb. Wenn Kinder sterben, ist der Schmerz der Eltern häufig so groß ist, dass die verbliebenen Geschwister zu wenig Beachtung in ihrer Trauer erfahren. Der Film "Das Zimmer meines Bruders Wenn Geschwister sterben" erzählt solche Geschichten. Nadine und andere, die einen geliebten Bruder oder Schwester verloren haben, wollen das nun ändern.

5.6., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Meine dunkle Seite"

Dunkel gerahmte Augen, bleicher Teint, extravagante Kleidung: Zur Gothic-Szene gehören Frauen und Männer jeden Alters und aus allen Schichten der Gesellschaft. Doch "Goth" sein ist mehr, als nur schwarze Kleidung zu tragen. Anna Schmidt stellt in ihrem Film drei Menschen vor, die auf der Suche nach einem tieferen Sinn im Leben hin- und hergerissen sind zwischen einem bunten Alltag und ihrem Leben in Schwarz. Ronny aus Leipzig zum Beispiel trägt mindestens acht Stunden am Tag weiß: Er ist Krankenpfleger in einem Leipziger Pflegeheim. Kranken helfen wollte er seit seinem zwölften Lebensjahr. Sein Dasein als "Goth" bedeutet für ihn eine besondere Art, das Leben zu betrachten und sich mit dem Tod zu befassen. Ebenfalls in Leipzig lebt das Paar Matthias und Freyja. "Schwarzsein" bedeutet für sie Freiheit, Toleranz, Offenheit. Der Film zeigt eine Welt voller Extravaganz und Mystik. Er zeigt aber auch Standpunkt und einen Alltag, der nicht nur von Freiheit, sondern von Vorurteilen, Anfeindungen und manchmal auch Gewalt geprägt ist.

5.6., Arte, 20.15 Uhr: "Der Pianist"

Im Rahmen einer Filmreihe mit Werken von Roman Polanski zeigt Arte noch mal das Ghetto-Drama "Der Pianist" (2002); der Film ist mit der Goldenen Palme in Cannes, sieben Césars sowie den "Oscars" für die beste Regie, den besten Hauptdarsteller und das beste adaptierte Drehbuch ausgezeichnet worden. "Der Pianist" erzählt die Geschichte des jungen Klavierspielers Wladyslaw Szpilman, der mit seiner Familie in Warschau lebt. Die Schikanen der Deutschen gegen die Juden nehmen dramatisch zu, und so wird auch seine Familie enteignet und muss ins Ghetto ziehen. Dort entgeht er in letzter Minute dem Abtransport in ein Vernichtungslager und wird von polnischen Widerstandskämpfern in einer leerstehenden Wohnung versteckt. Als die Gruppe von der Gestapo aufgerieben wird, ist er auf sich allein gestellt. Von seinem Versteck aus wird er Zeuge der blutigen Niederschlagung des Ghetto-Aufstands. Auf der Suche nach Nahrung steht er plötzlich einem deutschen Offizier gegenüber. Polanski bezeichnet den Film als seine persönlichste Arbeit. Im Grunde erzählt er seine eigene Geschichte: Er hat als Kind im Ghetto von Krakau überlebt. Seine Mutter ist in Auschwitz umgekommen. Seinen Vater hat er erst Jahre nach Kriegsende wiedergesehen. Im Anschluss (22.40 Uhr) zeigt Arte einen Dokumentarfilm über Polanskis Leben, in dem die Zeit im Ghetto einen großen Raum einnimmt.

6.6., ARD, 23.30 Uhr: "Geschichte im Ersten: Schatten des Krieges"

Grimme-Preisträger Artem Demenok beschreibt in seinem zweiteiligen Film, wie der Zweite Weltkrieg in der individuellen und öffentlichen Erinnerung Russlands fortlebt. Der zweite Teil befasst sich mit einem Kapitel, das meist von den großen Weltkriegsthemen - Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941, Schlacht vor Moskau, Stalingrad, der Holocaust – überdeckt wird. Dahinter verborgen ist eine weitere Untat, von der nur höchst selten gesprochen wird, von der viele nichts wissen und viele lieber nichts wissen würden: der Tod von drei Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen - durch physische Gewalt, Aushungerung und Krankheit; ein Massenmord hinter dem Massenmord. Die Täter selbst haben ihr Tun dokumentiert, als wären sie sich keiner Schuld bewusst. Die Frage, ob ihr Schicksal ein Verhängnis war oder der Beginn einer planvollen Vernichtung, stellte sich den Kriegsgefangenen nicht. Sie alle verstanden nicht, was mit ihnen geschah. Eines aber wussten wohl die meisten von ihnen: Es gab kein zurück. In der Heimat galten sie nun als Feiglinge, Deserteure und Verräter. Es geht in dem Film nicht darum, die Täter schuldig zu sprechen, sondern die Opfer in Erinnerung zurückzurufen.

6.6., 3sat, 0.15 Uhr: "37 Grad Nur eine falsche Bewegung"

Elisa Chirino gehörte zu den Nachwuchshoffnungen im Kunstturnen. Dann stürzte sie vor zwei Jahren beim Training und erlitt einen doppelten Wirbelbruch. Seitdem ist sie querschnittgelähmt und rund um die Uhr auf fremde Hilfe angewiesen. Über den Zeitraum von fast einem Jahr ließ sich Elisa, die jetzt 19 wird, von der Kamera auf ihrem Weg in ihr neues Leben im Rollstuhl begleiten. Vieles hat sie seit dem Sturz ertragen müssen: Schmerzen, komplizierte Operationen, mehrere Monate im Krankenhaus - und die Erkenntnis, vermutlich nie wieder ohne fremde Hilfe leben zu können. Die "37 Grad"-Dokumentation zeichnet ihr Schicksal nach und begleitet sie auch beim Besuch der Sporthalle, in der das Unglück geschah. Sie selbst wollte dorthin, um das Geschehene zu verarbeiten. Mittlerweile geht sie wieder zur Schule, als Leistungskurs hat sie nach wie vor das Fach Sport belegt; es gibt immer noch einen Funken Hoffnung, dass sie vielleicht doch irgendwann wieder ihren Körper zumindest teilweise kontrollieren kann.

7.6., ARD, 23.30 Uhr: "Dreiviertelmond"

Mit dieser preisgekörnten Tragikomödie wirft Christian Zübert ("Lammbock") einen humorvoll-ungekünstelten Blick auf den deutschen Alltag. Sein Antiheld ist der von Elmar Wepper großartig verkörperte mürrische Nürnberger Taxifahrer Hartmut Mackowiak, der nach 35 Ehejahren von seiner Frau verlassen wird. Plötzlich muss er sich noch einmal ganz neu im Leben orientieren. Allerdings war sein Alltag bislang nicht besonders ereignisreich: Der Grantler denkt in Schubladen, das Verhältnis zu seiner einzigen Tochter ist distanziert, seine wenigen sozialen Kontakte kommen ohne seine Frau rasch zum Erliegen. Prompt gerät sein Dasein komplett aus den Fugen, als ihn das Schicksal mit der kleinen Hayat konfrontiert. Das türkische Mädchen wird von ihrer in Deutschland geborenen Mutter Gülen für einige Wochen bei ihrer Großmutter in Nürnberg untergebracht. Während Gülen in der Türkei ihr Leben ordnet, erleidet die Großmutter einen Schlaganfall. Hayat spricht kein Deutsch und ist in der fremden Stadt vollkommen auf sich allein gestellt. Ihr einziger Bezugspunkt ist dieser schlecht gelaunte Taxifahrer, den sie durch Zufall wieder trifft. Gegen Hartmuts Willen heftet sich die Sechsjährige an seine Fersen.

7.6., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Das Zimmer meines Bruders"

Die Beziehung von Geschwistern ist meist innig und vertraut und bleibt ein ganzes Leben bestehen. Caroline Haertel und Mirjana Momirovic beschreiben in ihrem Film, wie es sich anfühlt, wenn ein Bruder oder eine Schwester sterben. Aufmerksamkeit und Anteilnahme der Mitmenschen gelten in solchen Fällen meist nur den Eltern. Deren Schmerz ist so groß, dass die Trauer und Verzweiflung der Geschwister oft übersehen wird. Aber für die heute 18-jährige Nadine hat sich nach dem Tod des Bruders alles verändert. Sein Zimmer zum Beispiel konnte sie nicht mehr betreten; die Trauer war zu groß. Für Eltern gibt es viele Hilfsangebote, aber für Nadine gab es nichts. Auch der 15-jährige Tom musste nach dem Tod seiner Schwester allein mit dem Verlust fertig werden. Er hat sich um seine Eltern gekümmert, sie waren zu sehr in ihre Trauer verstrickt, als dass sie an ihren Sohn hätten denken können. Nadine und Tom wünschen sich, dass Kinder, die eine Schwester oder einen Bruder verlieren, schneller Hilfe bekommen, dass ihre Trauer von Bekannten, Verwandten und Nachbarn gesehen wird. Darum wollen sie jetzt, wo es ihnen besser geht, ihre Geschichte erzählen.

7.6., Sat.1, 20.15 Uhr: "Familie ohne Grenzen"

Bei der Erstausstrahlung vor drei Jahren hieß dieser Film noch "Willkommen im Club". An der Aktualität der Geschichte hat sich allerdings nichts geändert. Das Drama verknüpft private Belange geschickt mit einem Thema von großer Relevanz: Die Ehe von Mona und Thilo (Lisa Martinek, Richy Müller) ist in die Jahre gekommen. Auf Teneriffa wollen sie einen letzten Versuch starten, die alten Gefühle zu neuem Leben zu erwecken. Als ein Boot mit völlig erschöpften und dehydrierten afrikanischen Flüchtlingen angespült wird, werden das Ehepaar und seine 15jährige Tochter (Joanna Ferkic) gleich beim ersten Strandausflug mit einer Realität konfrontiert, die überhaupt nicht zum verschwenderischen Ambiente des Urlaubsparadieses passt. Die Polizei nimmt die Afrikaner umgehend fest. Ein Junge entwischt jedoch und versteckt sich im Bungalow von Familie Wagner. Mona will ihn im Kofferraum aufs Festland zu schmuggeln. Thilo ist schockiert: Er ist Polizist. Glaubwürdig und nachvollziehbar schildert der Film, wie die Eigenschaften, die für Mona und Thilo einst die gegenseitige Attraktivität ausgemacht haben, nun zwischen ihnen stehen: Sie schätzte seine Gradlinigkeit, er ihren Widerstand gegen jede Form von Unrecht. Heute sind sie davon bloß noch genervt. Dramaturgisch ist das durchaus riskant, weil auf diese Weise weder Thilo noch Mona richtig sympathisch wirken. Das ändert sich, als ihnen klar wird, dass sie Jamaal nur helfen können, wenn sie Nägel mit Köpfen machen und beide ihre Stärken einbringen: Thilo seine Vernunft, Mona ihren Instinkt.

8.6., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "die story: Hungrig nach Profit - Wem dient die deutsche Entwicklungshilfe?"

Flüchtlinge sollen nicht fliehen, sondern ihre Lebensbedingungen vor Ort verbessern; wir helfen dann auch gern. So war es über Jahre immer wieder von führenden deutschen Politikern zu vernehmen. Doch was tut die deutsche Entwicklungshilfe wirklich, um die Lebensbedingungen von Menschen in deren Heimat zu verbessern? Christian Jentzsch hat sich auf zwei Kontinenten beispielhafte Projekte angesehen geht der Frage nach, wie Deutschland der armen Landbevölkerung hilft: Was tun wir, um Landflucht einzudämmen, Kleinbauern unabhängig zu beraten oder Kleinbetriebe vor der Übernahme durch Agrokonzerne zu schützen? Die Antwort fällt ernüchternd aus: Der deutsche Staat, kritisieren unabhängige Organisationen, sitze inzwischen mit großen Konzernen in einem Boot. Das Augenmerk gelte nicht der Entwicklung, sondern den Interessen dieser Unternehmen. Über fragwürdige "Entwicklungs"-Fonds würden großzügig Kredite an Investoren verteilt. Doch statt dadurch Hunger und Armut zu bekämpfen, seien die Folgen oft das genaue Gegenteil: Kleinbauern würden von ihrem Land vertrieben, von Bildung und medizinischer Versorgung ausgeschlossen. Jentzsch hakt nach: bei den Verantwortlichen, bei den Kritikern und schließlich bei jenen, um die es geht, den Kleinbauern.

9.6., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Wölfe im Schafspelz"

Sie organisieren und tarnen sich, um ihrem kranken Verlangen zu folgen: Viele Sexualtäter sind in guten Jobs und kümmern sich scheinbar selbstlos um bedürftige Kinder. Je etablierter eine Person im sozialen Leben verankert ist, desto unwahrscheinlicher gerät sie in Verdacht. Ihre Opfer sind die Schwächsten: Kinder. Nicole Rosenbach befasst sich in ihrem Film unter anderem mit dem Fall Harry S., der in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich ist: wegen der großen Anzahl der Opfer und der vielen Jahre, über die sich die Taten hingezogen haben. Aber auch wegen seines Berufs: Der Mann war Kinderarzt, ein angesehener Mediziner an verschiedenen Kliniken, bis seine Taten aufflogen. Der 41-Jährige hat gestanden, sich über einen Zeitraum von 15 Jahren hinweg an 21 Jungen vergangen zu haben. Das jüngste Opfer war erst vier Jahre alt. Negativ aufgefallen ist der liebenswürdige Mann mit dem sozialen Engagement niemandem. Die Polizei fand zahlreiche Fotos seiner Taten auf seinem Computer. Er wurde in erster Instanz zu 13 Jahren und sechs Monaten mit Sicherheitsverwahrung verurteilt. Doch Harry S. geht in Revision. Zurück bleiben hilflose Familien, die oft ohne therapeutische Hilfe dastehen und nicht wissen, wie sie und ihre Kinder den Alltag nach dem Missbrauch meistern sollen. Der Film ist eine Spurensuche in einem System der geschickten Tarnung, des Schweigens und Wegschauens. Wer hätte etwas merken und eingreifen müssen? Angesichts fortgesetzter schwerer sexueller Gewalt stellt sich die Frage: Wie ist es möglich, dass sich einzelne Täter unentdeckt Strukturen schaffen können für jahrelangen Missbrauch an Kindern?