Bischof Feige: Nächstenliebe geht über Grenzen

Bischöfe beim Gottesdienst in Leipzig
Foto: epd/Friedrich Stark
Der sächsische evangelische Landesbischof Carsten Rentzing (l.), der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige (2.v.l.), der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos (verdeckt hinter Rentzing), der syrisch-orthodoxe Erzbischof Julius Hanna Aydin (hinter Feige) und die methodistische Bischöfin Rosemarie Wenner (3.v.l.)
Bischof Feige: Nächstenliebe geht über Grenzen
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat Christen aller Konfessionen dazu aufgerufen, die Nächstenliebe auch auf Flüchtlinge zu beziehen und nicht nur auf Familie und Freunde.

"Liebe geht über Grenzen von Herkunft und Zugehörigkeit", sagte Feige am Freitagabend beim zentralen ökumenischen Gottesdienst des 100. Deutschen Katholikentags in der evangelischen Nikolaikirche in Leipzig.

Jesus definiere nicht genau, wer der Nächste sei, er fordere stattdessen zu einem Blickwechsel heraus, sagte der Vorsitzende der Ökumenekommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in der Auslegung des Gleichnisses vom barmherzigen Samariter. Deshalb sollten Gläubige über alle konfessionellen Grenzen hinweg sich vom Leid der Menschen anrühren lassen und so handeln, "dass wir zu Nächsten derer werden, die in Not sind".

Tauferinnerung statt Abendmahl

Rosemarie Wenner, Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland, rief ebenfalls zur umfassenden Nächstenliebe auf. Wenn hingegen Menschen bei Kundgebungen von "Pegida" oder "Legida" das christliche Abendland beschwörten, wollten sie sicherstellen, dass "es ihnen und ihresgleichen hier und heute gutgeht".

Wem es aber wirklich um die jüdisch-christliche Tradition gehe, stelle nicht die Frage "Was steht mir zu", sagte Wenner, sondern frage: "Was verbindet mich mit Gott, heute und in Zukunft?" Gott sei in den Mitmenschen zu finden, "dem wir zum Nächsten werden".

Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Carsten Rentzing, rief im Gebet dazu auf, gemeinsam in die Welt zu gehen und Unrecht zu benennen, auch "gegen den Hass, der uns in Worten und Brandsätzen entgegenschlägt".



Weil nicht alle christlichen Kirchen in der Abendmahlsgemeinschaft verbunden sind, gab es in dem ökumenischen Gottesdienst anstelle der Kommunion eine Zeremonie zur Erinnerung an die Taufe aller Christen. 

Beteiligt an der Liturgie des Gottesdienstes unter dem Motto "Seht, geht und handelt!" waren zudem Metropolit Augoustinos von der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland und Erzbischof Julius Hanna Aydin von der Syrisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland.

Zum 100. Deutschen Katholikentag werden bis Sonntag rund 32.000 Dauerteilnehmer und mehrere tausend Tagesgäste erwartet. Auf dem Programm stehen unter dem Leitwort "Seht, da ist der Mensch" mehr als 1.000 Diskussionsrunden, Workshops, Konzerte und Gottesdienste.