Abgeschobene Flüchtlinge stranden am Frankfurter Flughafen

Abgeschobene Flüchtlinge stranden am Frankfurter Flughafen
Seit diesem Frühjahr stranden am Flughafen Frankfurt am Main Flüchtlinge, die von anderen europäischen Ländern nach Deutschland abgeschoben wurden.

Der Kirchliche Sozialdienst für Passagiere sei seit Februar mit diesem Phänomen überlastet, sagte die Leiterin Bettina Janotta dem Evangelischen Pressedienst (epd). Während es im Januar noch kaum solche Hilfesuchenden am Flughafen gegeben habe, stellten die im Rahmen der Dublin-Abkommen abgeschobenen Flüchtlinge inzwischen die große Mehrzahl der Klienten.

Insbesondere seit Schweden im vergangenen Winter eine restriktive Flüchtlingspolitik eingeführt habe, würden Flüchtlinge per Flugzeug nach Deutschland zurückgeschickt, erklärte Janotta. Diese seien auf ihrer Flucht nach Europa zuerst in Deutschland registriert worden, danach aber weitergezogen. Im Februar kümmerte sich der Sozialdienst der Diakonie um 74 Flüchtlinge, im März um 205, im April um 76 und in den ersten dreieinhalb Maiwochen um 82 Flüchtlinge. Diese stellten seither je nach Monat 75 bis 94 Prozent der Hilfesuchenden.

"Im typischen Fall steht eine Familie mit zwei Erwachsenen, zwei bis vier Kindern, zehn Gepäckstücken und einem Kinderwagen im Flughafen, hungrig und durstig, versteht kein Deutsch und weiß nicht wohin", schildert Janotta. Inzwischen gibt es nach ihren Worten eine gute Kooperation zwischen der Bundespolizei und dem Kirchlichen Sozialdienst. Die Polizisten bringen die Flüchtlinge zu den Helfern der Diakonie, die sie mit dem Nötigsten versorgen, mit Hilfe von freiwilligen Übersetzern über den Weg zur Erstaufnahmeeinrichtung Gießen informieren, sie zum Bahnhof führen, ihnen eine Fahrkarte kaufen und Helfer am Hauptbahnhof Frankfurt benachrichtigen.



Neben den aus anderen europäischen Ländern abgeschobenen Flüchtlingen brauchen am Flughafen Frankfurt nach den Worten von Janotta auch solche Hilfe, deren Abschiebungen aus Deutschland abgebrochen wurden oder die selbst ihr Fluchtvorhaben aufgegeben haben. So gebe es Väter aus Syrien, die aus Verzweiflung, ihre Familie nicht bald nachholen zu können, wieder zurück in das Bürgerkriegsland wollten. Der Kirchliche Sozialdienst brauche dringend Spenden, bat Janotta. Das Tagesgeschäft mit anderen monatlich 60 bis 80 gestrandeten Passagieren, die ihren Flug verpasst oder kein Geld mehr haben oder ohne Heimatadresse krank nach Deutschland zurückgekehrt sind, laufe parallel weiter.

Die vom Kirchlichen Sozialdienst seit Februar registrierte Ankunft von Flüchtlingen aus anderen europäischen Ländern hat sich bisher jedoch nicht spürbar auf die hessische Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen oder anderswo ausgewirkt. Es gebe keine steigende Zahl von Asylbewerbern in Hessen aufgrund der Dublin-Abkommen, teilten das Hessische Sozialministerium und das Regierungspräsidium Gießen dem epd mit.