Pfingsten: Kirchen wünschen sich einladende Gesellschaft

Pfingsten: Kirchen wünschen sich einladende Gesellschaft
Zum Pfingstfest warnen die Kirchen vor Mauern in den Köpfen und zwischen Staaten. Die Katholiken verabschiedeten am Montag den langjährigen Mainzer Bischof Lehmann mit 80 Jahren in den Ruhestand.

Die Kirchen in Deutschland haben an Pfingsten für eine einladende und offene Gesellschaft geworben. Der christliche Glaube sei untrennbar mit dem Einsatz für die Fremden und Schwachen verbunden, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, in seiner Pfingstpredigt am Sonntag in München. In der katholischen Kirche stand die Verabschiedung des langjährigen Mainzer Bischofs Kardinal Karl Lehmann im Mittelpunkt der Feierlichkeiten zu Pfingsten.

Lehmann wurde am Montag zu seinem 80. Geburtstag mit einem Festgottesdienst im Mainzer Dom gewürdigt. Erwartungsgemäß verkündete der päpstliche Nuntius Nikola Eterovic, dass Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des Kardinals angenommen habe. Lehmann war seit 1983 Bischof von Mainz und stand von 1987 bis 2008 über zwei Jahrzehnte lang an der Spitze der katholischen Deutschen Bischofskonferenz

In seiner letzten Predigt als Bischof rief Lehmann dazu auf, für "Gottes Worte und Winke" achtsam zu bleiben. "Dabei wissen wir nicht alles von vornherein", sagte er, "aber Gottes Geist wird uns inspirieren, besonders, wenn wir trotz allen Suchens nicht weiterwissen." Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, würdigte Lehmann in Mainz als engagierten Bischof und Seelsorger, Theologen und Menschenfreund.

Tags zuvor hatte Marx in einem Gottesdienst in München die Christen dazu aufgerufen, an Pfingsten offen auf Angehörige anderer Religionsgemeinschaften zuzugehen. Christen könnten das Evangelium nicht "hinter verschlossenen Türen und in einer feindlichen Abgrenzung zu anderen Religionen" leben. Die gegenwärtigen Debatten seien jedoch häufig von der Tendenz geprägt, neue Mauern aufzubauen, erklärte der Münchner Erzbischof. Es entstehe der Eindruck, dass es zurzeit viele Ängste gebe, die durch Pauschalisierungen und undifferenzierte Äußerungen befördert würden. Das gelte auch im Blick auf die "sehr vielschichtige Wirklichkeit des Islam in unserem Lande".

Traditioneller ökumenischer Pfingstweg

Beim traditionellen ökumenischen Pfingstweg riefen die Kirchen in Berlin zur Verteidigung einer freiheitlichen Gesellschaft auf. Der evangelische Landesbischof Markus Dröge sagte am Sonntag am Brandenburger Tor, die Freiheit, Grenzen zu überwinden, sei ein sehr hohes Gut. Auch sei die Freiheit eines Christenmenschen immer auch die Freiheit des Andersglaubenden. "Wir setzen uns ohne Ansehen der Person für alle ein, deren Menschenrechte verletzt werden", sagte Dröge.

Christen feiern das Pfingstfest 50 Tage nach Ostern, es gilt als "Geburtstag der Kirche". Im Kirchenkalender endet mit Pfingsten die österliche Festzeit.