Fernseh-Vorschau: Milliardär ohne Tabus, Nordstadtkinder und "Mein Kampf"

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Fernseh-Vorschau: Milliardär ohne Tabus, Nordstadtkinder und "Mein Kampf"
Was lohnt sich im Fernsehen vom 30. April bis 6. Mai?
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 30. April bis 6. Mai?

1.5., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "Nordstadtkinder – Iris"

Iris ist neun und möchte am liebsten "wegfliegen". Sie lebt mit ihren Eltern und ihrer Schwester in der Dortmunder Nordstadt. Ihre Eltern sind arm. "Kleine Arbeiter", sagt die Mutter. Es ist zu wenig Geld da für Unternehmungen. Eis essen oder Schwimmen gehen sind purer Luxus. Oft hängt die ganze Familie - jeder für sich allein - am PC oder Tablet. Ihren Frust erzählt Iris in ihrem Videotagebuch. Sie wünscht sich mehr gemeinsame Zeit mit ihren Eltern. Aber die tauchen ab in ihre künstliche Netzwelt, ihre Flucht vor dem Alltag. Ein Ausweg für Iris ist die Schule. Hier lernt sie nicht nur Lesen und Schreiben, sondern auch, sich zu engagieren - und hat dabei Erfolg. Das anfangs schüchterne Mädchen wird zur Streitschlichterin und schließlich auch zur Klassensprecherin gewählt. Nun möchte sie sich anstrengen, um aufs Gymnasium zu kommen. Ob das klappt? Ihre ältere Schwester hat es nicht geschafft. Der Film von Marisa Middleton erzählt von dem mutigen Versuch eines kleinen Mädchens, seiner scheinbar zwangsläufigen sozialen Bestimmung zu entkommen und einen eigenen Weg einzuschlagen.

 

3.5., Arte, 20.15 Uhr: "Mein Kampf. Das gefährliche Buch"

Adolf Hitlers Propagandaschrift "Mein Kampf" ist mit Mythen überfrachtet und ruft Abscheu ebenso hervor wie diffuse Ängste. Das Werk ist das Symbol der Naziherrschaft, jahrzehntelang war ein Neudruck verboten. Anfang des Jahres hat das Münchener Institut für Zeitgeschichte eine wissenschaftlich kommentierte Neuausgabe herausgebracht; und das zu einer Zeit, in der in Deutschland Brandanschläge, rechte Krawalle, Nazi-Schmierereien und Hass-Kommentare gegen geplante oder bestehende Flüchtlingsheime an der Tagesordnung sind. In seinem Dokumentarfilm geht Manfred Oldenburg der Frage nach, ob "Mein Kampf" heute noch gefährlich sein kann. Was steht in diesem Buch? Wie ist es entstanden? Wie war seine Rezeptionsgeschichte? Und welche Auswirkungen hat sein Inhalt für uns heute, wo Gewalt und Hass gegen Asylanten alltäglich geworden sind? Dabei wird deutlich, dass die mentalen Anknüpfungspunkte, an die "Mein Kampf" appelliert, immer noch vorhanden sind: Rassismus und Ultranationalismus. Rechtsextreme, die Asylantenwohnheime in Brand stecken, könnten sich auf Hitler berufen, der vor neunzig Jahren in seinem Machwerk gefährliche Thesen gegen Überfremdung verbreitete.

3.5., Arte, 21.10 Uhr: "Wir, Geiseln der SS"

Der Dokumentarfilm beschreibt eine bizarre Odyssee: Am 26. April 1945 verlässt ein schicksalhafter Konvoi mit Gefangenen das KZ Dachau. Er transportiert die Sonder- und Sippen-Häftlinge der SS: 139 Menschen aus 17 Ländern Europas, von denen die Nazis glauben, sie seien "mehr wert als eine ganze Division". Adelige, Kleriker, hohe Kader aus Militär und Politik - darunter auch die Familien der Hitler-Attentäter. Sie alle sind Faustpfand in einem Plan, der wie Wahnsinn klingt, doch Methode hat: In den Alpen will sich die SS im Angesicht der drohenden Niederlage mit ihrem vermeintlich besten Druckmittel verschanzen. Das Kalkül ist schlichte Erpressung: Entweder Immunität und günstige Friedensbedingungen, oder Widerstand bis zum Letzten in der sogenannten Alpenfestung. Die elitäre Schicksalsgemeinschaft erlebt auf der Fahrt sechs Tage zwischen Tod und Freiheit, ständig die Gefahr eines grausamen Massakers vor Augen. Ohne Kontakt zum Hauptquartier hadern die leitenden SS-Offiziere mit ihren Plänen: Alle sofort erschießen oder doch Kontakt mit den Amerikanern aufnehmen und die Geiseln austauschen? Unsicherheit und Nervosität als idealer Nährboden für irrationale Entscheidungen - auf beiden Seiten. Die Lage spitzt sich dramatisch zu, doch die Geiseln begreifen: Um zu überleben, müssen sie zusammenhalten.

 

4.5., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "Donald Trump - Milliardär ohne Tabus"

Seit er Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden möchte, ist Donald Trump überall präsent. Tabus kennt er nicht, abwegig sind für ihn weder tumbe Sprüche über Mexikaner oder Muslime noch chauvinistische Worthülsen auf Kosten von Frauen. Der Milliardär meint offenbar, er könne sich das leisten - und wird zum Champion des "einfachen" Amerika, von Menschen, die hunderte Meilen reisen, um ihn zu sehen. "die story"-Autoren Markus Schmidt, Ingo Zamperoni und David Muntaner versuchen, das Phänomen zu verstehen, und folgen Trumps Wahlkampagne durchs Land, sprechen mit alten Freunden und neureichen Partnern, mit Kritikern und Mitarbeitern. Ein besonderes Augenmerk haben die Autoren auf Trumps Erfolge in der Wirtschaft, die ihn groß gemacht haben; aber auch seine spektakulären Pleiten werden untersucht.

 

5.5., ZDF, 22.30 Uhr: "Das Schicksal der Kinder von Aleppo"

Vor drei Jahren hat Marcel Mettelsiefen das Leben einer syrischen Familie dokumentiert; "Die Kinder von Aleppo" wurde mit dem Grimme-Preis und dem International Emmy Award ausgezeichnet. Nun hat der Autor die sechsköpfige Familie, die in Syrien direkt an der Front des Bürgerkriegs gelebt hat, erneut besucht, aber er hat Hala Qasmo ohne ihren Mann angetroffen: Sie ist jetzt in Deutschland, in einem fremden Land. Ihr Leben hat sich völlig geändert. Ihr Mann Abu Ali, Kommandeur in der Freien Syrischen Armee, wurde von IS-Kämpfern gefangengenommen; Hala weiß nicht, ob er noch lebt. Sie lebte allein mit ihren Kindern an der Frontlinie. Nach langem Zögern entschied sie sich, mit den Kindern Syrien zu verlassen und über Istanbul nach Deutschland zu fliehen. Mettelsiefen hat die Familie beim Abschied aus Syrien und auf ihrer Flucht bis zu ihrer neuen Heimat in Goslar begleitet. Hier sind sie nun endlich in Sicherheit, doch für sie beginnt ein Leben mit ganz neuen Schwierigkeiten, ohne den Vater und Ehemann, in einem völlig fremden Land. Hala muss nun allein für die Familie sorgen, lebt in Gedanken aber immer noch in Syrien und versucht herauszufinden, ob ihr Mann doch noch lebt.