Kauder fordert staatliche Kontrolle von Moscheen

Kauder fordert staatliche Kontrolle von Moscheen
Ditib-Generalsekretär empört über Generalverdacht
Mit der Forderung nach einer Kontrolle von Moscheen in Deutschland hat Unionsfraktionschef Volker Kauder die Debatte um den Umgang mit Muslimen in Deutschland neu befeuert. Beim Islam-Verband Ditib und bei der Linken stieß der Vorstoß auf Empörung.

In einigen Moscheen würden Predigten gehalten, die mit dem deutschen Staatsverständnis nicht in Einklang stünden, sagte der Volker Kauder der "Berliner Zeitung" (Freitagsausgabe) und verwies auf den Kampf gegen den Terrorismus: "Der Staat ist hier gefordert. Er muss das kontrollieren." Kauder sagte, Deutschland sei ein säkularer Staat, in dem die Religion nicht über dem Staat stehe, sondern der Staat über der Religion. Unterstützung bekam er vom innenpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Stephan Mayer (CSU). Sicherheitsbehörden müssten mehr darüber erfahren, was in den Moscheen vor sich gehe. Manche Moscheen seien "ein Hort des Islamismus und des Radikalismus", sagte Mayer dem RBB.

Ein Sprecher des Bundesinnenministerium sagte am Freitag, religiös motiviertes Verhalten müsse immer im Einklang mit der Rechtsordnung stehen. Über eventuell bestehenden Handlungsbedarf äußerte er sich aber zurückhaltend. Es gebe rechtliche Grundlagen beispielsweise im Bereich des Verfassungsschutzes, aber auch des Vereinsrechts. Die Behörden würden tätig, wenn entsprechende Hinweise vorlägen, betonte der Ministeriumssprecher.

Ditib weist Forderungen zurück

Der Generalsekretär der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), Bekir Alboga, wies die Forderungen Kauders zurück. "Genauso abwegig wie die Scheindebatte um sprachliche Vorgaben zum Inhalt der Predigten, ist die neuerliche grundlose Unterstellung, Moscheen oder Geistliche wären eine flächendeckend zu kontrollierende Gefahr - nur weil sie aus dem Ausland kommen oder finanziert werden", sagte Alboga. Das Grundgesetz garantiere den Religionsgemeinschaften Selbstbestimmung über ihre religiöse Lehre, sagte der Vertreter des Türkei-nahen Muslim-Verbandes.

Auch der Linken-Politiker Jan Korte verwies auf die Freiheit der Religion, die der Staat schützen müsse. "Alles andere ist verfassungsfeindlich", sagte er. Er warnte vor einem "AfD-Ähnlichkeitswettbewerb" und forderte vielmehr einen Schutz der Muslime vor Übergriffen. "Seit Jahren sind auch Moscheen Ziel tätlicher Angriffe von rechts - da hat keiner deren Überwachung zum Schutz gefordert", sagte Korte.

Mit der Forderung nach einem "Islamgesetz" hatte kürzlich die CSU die Debatte um den Umgang mit ausländischen Imamen in Deutschland angestoßen. Die Christsozialen wollen die Finanzierung deutscher Moscheen und Prediger aus dem Ausland verbieten. Verfassungsrechtler sehen die Umsetzbarkeit dieser Forderung skeptisch. Größtenteils auf Ablehnung stießen außerdem die scharfen Anti-Islam-Thesen der AfD. Führende Vertreter hatten erklärt, den Islam im Grundsatzprogramm der Partei für unvereinbar mit dem Grundgesetz erklären zu wollen. Über das Programm will der Parteitag an diesem Wochenende entscheiden.