Syrien: Viele Tote bei Angriff auf Krankenhaus in Aleppo

Syrien: Viele Tote bei Angriff auf Krankenhaus in Aleppo
UN verlangen Friedensinitiative der USA und Russlands
Der Bürgerkrieg hat Syrien wieder fest im Griff. Nach dem ergebnislosen Ende weiterer Friedensgespräche eskaliert die Gewalt. Die Feuerpause ist endgültig zerbrochen.

Hilfsorganisationen haben die Zerstörung eines Krankenhauses in der nordsyrischen Metropole Aleppo scharf verurteilt. Bei dem militärischen Angriff auf das Al-Kuds-Krankenhaus im Osten der Stadt habe es viele Tote und Verletzte gegeben, erklärte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Donnerstag in Genf. Unterdessen richteten die UN einen Appell an die USA und Russland, sich energisch für die Wiederherstellung der Feuerpause zwischen Assad-Truppen und Rebellen in Syrien einzusetzen. "Ärzte ohne Grenzen" verurteilte den Angriff scharf.

IKRK: Aleppo ein Schlachtfeld

"Wir sind empört", erklärte die medizinische Hilfsorganisation, die die Einrichtung seit mehreren Jahren unterstützt. "Die Lage der Klinik war bekannt. Krankenhäuser dürfen nicht angegriffen werden." Bei der Bombardierung sei einer der letzten Kinderärzte Aleppos getötet worden. Auch das Rote Kreuz engagierte sich für die Klinik. Nun seien viele Menschen von medizinischer Versorgung abgeschnitten. Die genaue Zahl der Opfer blieb zunächst unklar. Laut "Ärzte ohne Grenzen" wurden mindestens drei Ärzte und 14 Patienten getötet.

Der Angriff auf das Krankenhaus ist laut dem Roten Kreuz Teil einer sich abzeichnenden humanitären Katastrophe in Aleppo. Die eskalierende Gewalt zwischen den Bürgerkriegsparteien bedrohe Millionen schutzloser Menschen, betonte das IKRK. Artilleriebeschuss, Granaten und Angriffe von Flugzeugen hätten Aleppo in ein Schlachtfeld verwandelt. Jeder Bewohner fürchte um sein Leben.

Laut den UN drohen die Kämpfe in Aleppo und anderen Teilen Syriens die Fortschritte bei der Versorgung von Menschen mit Lebensmitteln und anderen humanitären Gütern zunichtezumachen. Gewalt und Blockaden hielten die Hilfskonvois auf, betonte der humanitäre Berater der UN für Syrien, Jan Egeland. Seit Januar hätten die UN und Partnerorganisationen erst 250.000 Menschen in belagerten Städten versorgen können. Weitere 250.000 Menschen könnten nicht erreicht werden.

Neue Friedensinitiative verlangt

Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, forderte von Russland und den USA, die Feuerpause in dem Bürgerkriegsland wieder herzustellen. De Mistura betonte nach Abschluss der dritten Runde der Syrien-Gespräche in Genf, die massiven Verletzungen der im Februar vereinbarten Feuerpause gefährdeten die Fortsetzung der Konferenz zur politischen Lösung des Konflikts. De Mistura verlangte zudem eine neue Friedensinitiative der internationalen Syrien-Unterstützergruppe, in der unter anderem die fünf UN-Vetomächte, Nachbarländer Syriens und Deutschland zusammengeschlossen sind.

Erst wenn die Feuerpause wieder respektiert und die Unterstützergruppe aktiv werde, könnten die Syrien-Gespräche fortgesetzt werden, betonte der Sondergesandte. Das wichtigste Oppositionsbündnis HNC hatte seine Teilnahme an den indirekten Gesprächen mit dem Regime von Machthaber Baschar Al-Assad aus Protest gegen die andauernde Gewalt ausgesetzt. Seit Ende Januar versuchte de Mistura in mehreren Anläufen, die verfeindeten Parteien für eine Friedensregelung und einen politischen Neuanfang zu gewinnen.

Der Konflikt in Syrien begann vor fünf Jahren. Das Assad-Regime, die bewaffnete Opposition und Terroristen kämpfen um die Macht. Nach Schätzungen wurden bislang 270.000 Menschen getötet. Millionen Syrer sind auf der Flucht.