Fernseh-Vorschau: Herzensbrecher, Rüstungsindustrielle und Prostituierte

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Fernseh-Vorschau: Herzensbrecher, Rüstungsindustrielle und Prostituierte
Was lohnt sich im Fernsehen vom 16. - 22. April?
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 16. bis 22. April?

16.4., ZDF, 19.25 Uhr: "Herzensbrecher – Vater von vier Söhnen"

Im Herbst startet die vierte Staffel mit dem protestantischen Pfarrer, ab heute zeigt das ZDF noch mal, wie alles begann: Als Pfarrer einer Bonner Gemeinde muss Andreas Tabarius seine seelsorgerische Pflicht erfüllen, als alleinerziehender Vater muss er sich um die Sorgen seiner Söhne kümmern. Der Pfarrer sieht gut aus und ist ein athletischer Typ, der selbst im Boxring eine gute Figur macht. Während Simon Böer die Hauptfigur also facettenreich verkörpern kann und sein verbindliches Auftreten um einerseits ziemlich sture, andererseits auch sehr verletzliche Momente ergänzen darf, hat "girl friends"-Autor Christian Pfannenschmidt (Idee und Konzeption) die Gegenspielerin eher eindimensional gestaltet: Brigitte Abels (Tamara Rohloff), die Vorsitzende des Kirchenvorstands, gehört in die Kategorie "Haben wir schon immer so gemacht", weshalb sie sämtliche Pläne des neuen Pfarrers sabotiert, ganz gleich, ob er eine junge Rothaarige als Sekretärin einstellt oder einen vorbestraften Vikar aufnimmt. Hendrik Duryn absolviert als Vikar (Folge zwei, "Der verlorene Sohn") leider nur ein Episodengastspiel, aber Sekretärin Katharina (Annika Ernst) gehört zum festen Ensemble der Serie, und selbstredend macht die Frage, ob die ständigen Reibereien zwischen ihr und dem Pfarrer bloß charakterliche oder auch erotische Ursachen hat, einen der vielen Reizpunkte der Serie aus.

17.4., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Angekommen?"

Der Afghane Naiem ist vor 13 Jahren vor den radikal-islamischen Taliban nach Europa geflüchtet. Sein Ziel war Deutschland. Doch bis heute lebt er auf der griechischen Insel Lesbos, wo er vor 13 Jahren auf seiner Flucht über die Türkei mit einem Ruderboot gestrandet ist. Naiem arbeitet als Übersetzer für eine Hilfsorganisation. Und solange er und seine Frau anderen Flüchtlingen helfen können, will er auf der Insel bleiben. Seine Schwester Leila hat es dagegen bis nach Deutschland geschafft und ist als Flüchtling anerkannt, ihr Mann Ahmad kam zwei Jahre später nach. Der Dokumentarist Norman Striegel hat das Geschwisterpaar vor fünf Jahren schon einmal mit der Kamera begleitet. Damals stand Deutschland noch nicht vor der historischen Herausforderung, über eine Million Asylsuchende unterzubringen. Der Film geht der Frage nach, ob Leila und Naiem in unserer Gesellschaft angekommen sind und welche Auswirkungen der Ansturm neuer Flüchtlinge auf ihr Leben hat.

18.4., ARD, 23.30 Uhr: "Akte D: Das Comeback der Rüstungsindustrie"

Deutsche Waffen tauchen immer wieder in Krisengebieten der Welt auf, im Irak, in Syrien, in Katar, in Bürgerkriegen in Afrika. Dabei hatten sich deutsche Politiker nach dem Zweiten Weltkrieg darauf geeinigt, dass deutsche Waffen nie wieder Unheil in der Welt anrichten sollten. Dirk Laabs beschreibt in seiner Dokumentation, dass sich schon die Alliierten im Kalten Krieg über ihre eigenen Regeln hinwegsetzten: Ehemalige NS-Rüstungsfunktionäre konnten in der Bundesrepublik bereits wieder Karriere machen, als das Land offiziell noch gar keine Waffen herstellen durfte. Eine Firma aus Berlin begann schon in den 1950er Jahren, Waffenfabriken in aller Welt zu bauen, und wurde so zum "tödlichsten" Unternehmen der Nachkriegszeit. Keine Regierung hat die Waffengeschäfte bislang grundsätzlich gestoppt. Unter den SPD-Kanzlern Brandt und Schmidt wurde die Bundesrepublik zu einer internationalen Größe im Rüstungshandel, die selbst Militärdiktaturen hochrüstete. Häufig ging es darum, Bündnispartner zu stärken, oft jedoch setzten sich die Profitinteressen der Rüstungskonzerne durch; und immer wieder war Schmiergeld im Spiel. Der Film zeichnet den Wiederaufstieg der deutschen Rüstungsindustrie nach und erklärt, warum die Kriegswaffenkontrolle bis heute immer wieder scheitert.

18.4., 3sat, 23.25 Uhr: "Whores’ Glory"

Eine Woche lang zeigt 3sat jeden Abend Filme zum Thema "Sex & Love". Der Programmschwerpunkt ist jedoch keine plumpe Spekulation auf höhere Einschaltquoten, wie unter anderem dieser Dokumentarfilm belegt. "Whores’ Glory" ist der dritte Teil einer Trilogie, die Michael Glawogger über die globalisierte Arbeitswelt gedreht hat. Der Regisseur beginnt sein Triptychon über die Prostitution in einem "Aquarium" in Bangkok. Hier sitzen schöne junge Thailänderinnen mit Nummern versehen in einem Glaskasten. Draußen preist ein Mann gegenüber den Kunden ihre Vorzüge an und ruft dann die Frau heraus, die sich der Freier ausgesucht hat. Gezahlt werden kann mit Kreditkarte. In den beiden anderen Teilen des Films geht es weniger sauber und friedlich zu. Die "Stadt der Freude" ist ein Ortsteil von Faridpur (Bangladesch); viele der Mädchen, die hier arbeiten, sind als Kinder verkauft worden. Ist der erste Teil des Films vergleichsweise beschaulich, gleichen die Bilder aus Bangladesch einem Blick in den Abgrund. Einige der jungen Frauen sind verzweifelt, weil sie von der Puff-"Mutter" geschlagen werden. Auch die Freier sind gern mal gewalttätig. Endgültig nichts mehr für ein sensibles Publikum ist der Abstecher nach Mexiko. Was bislang hinter verschlossenen Türen stattfand, wird nun zur Schau gestellt. Die Sprache ist derb und nennt beim Namen, was im europäischen Alltag verschämt umschrieben wird: Die Prostituierten äußern sich mitunter detaillierter über sexuelle Praktiken, als manchem Zuschauer lieb sein wird.

20.4., WDR, 22.10 Uhr: "Ana Rosa und ihr Recht auf Kinderarbeit"

Ana Rosa ist elf und arbeitet als Händlerin auf dem Wochenmarkt von Potosí mitten in Bolivien. Ohne ihren Lohn könnte ihre Familie nicht überleben. Deshalb liebt sie nicht nur ihre Arbeit, sondern auch den Präsidenten des Landes, Evo Morales, weil er die Kinderarbeit ab zehn Jahren mit einem neuen Gesetz legalisiert hat. Die Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen hat Bolivien verurteilt, weil das Gesetz gegen die Konventionen gegen Kinderarbeit verstößt, weil sie die Kinder davon abhalte, zur Schule zu gehen. Tatsächlich stellte der vielfach ausgezeichnete Filmemacher Wilfried Huismann im Rahmen seiner Recherchen fest, dass Ana Rosa eine exzellente Schülerin ist. Für die meisten anderen der 8.000 arbeitenden Kinder der Stadt gilt das jedoch nicht. Sie leiden unter dem Stress der Doppelbelastung und sind in der Schule schlecht. Huismann stellt einige dieser Kinder vor: Die einen arbeiten auf dem Markt oder der Straße, andere im Bergwerk Potosi, wo sie lebensgefährliche Arbeit verrichten; ohne Verträge oder Unfallversicherung. Dabei hatte Evo Morales versprochen, dass es solche Zustände mit dem neuen Kinderarbeitsgesetz nicht mehr geben sollte. Ana Rosa will das ändern: Sie ist in die Führung der Kindergewerkschaft gewählt worden.

 

21.4., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Generation Bindungsangst"

Beata ist fast 40, Single und weit weg von dem Leben, das sie sich eigentlich wünscht. Sie arbeitet viel, geht abends tanzen und nutzt ausgiebig die Dating-Portale im Netz - immer in der Hoffnung, endlich den Mann fürs Leben zu finden; aber die meisten sind nur auf schnellen Sex aus. Auch die 44jährige Claudia kann ein Lied von Männern singen, die nur ihren Spaß wollen. Für ihre Reportage hat Katrin Wegner elf Singles von einem Blind Date zum nächsten begleitet. Sie ist dabei Frauen und Männern begegnet, die seit Jahren auf der Suche nach dem Glück sind. Der Film dokumentiert die Irrungen und Wirrungen der Liebe, das Herzklopfen, die großen Hoffnungen und die tiefen Enttäuschungen. Außerdem zeigt der Film, wie zwangsläufig oberflächlich die Partnersuche im Internet ist: In kürzester Zeit wird überprüft, ob der oder die Andere möglichst perfekt zum eigenen Leben passt. Oft reicht ein falsches Wort, und schon wird einfach zum Nächsten geklickt, schließlich ist Auswahl in den Dating-Portalen riesig; und der Partner fürs Leben womöglich nur einen Mausklick entfernt.