Noch weniger palästinensische Christen zu Ostern in Jerusalem erwartet

Ein Palästinenserin geht auf der Via Dolorosa, dem Leidensweg Christi zur Kreuzigung, an einem Souvenirladen vorbei. In den Kassen der palästinensischen Souvenirhaendler hinterlässt die Gewalt in der Region tiefe Spuren.
Foto: epd-bild/Debbie Hill
Die Anspannung ist unübersehbar in Jerusalems Altstadt: Sonst drängen sich die Pilger so kurz vor Ostern in den Straßen, in diesem Jahr herrscht traurige Leere.
Noch weniger palästinensische Christen zu Ostern in Jerusalem erwartet
Zu den Ostertagen werden nach Einschätzung des Rektors des katholischen Priesterseminars noch weniger palästinensische Christen nach Jerusalem kommen als in den Jahren zuvor. Pater Jamal Khader machte dafür die israelischen Behörden verantwortlich. Sie stellten Einreisegenehmigungen erst sehr spät aus, oft nur für einen Teil der Familien und vor allem nicht für Christen aus dem Gazastreifen, sagte er.

Der Direktor des Jerusalemer "Inter Church Center", Yusef Daher, sagte, er wisse noch nicht, ob am Gründonnerstag und den anderen Tagen überhaupt palästinensische Christen nach Jerusalem kommen dürften. Noch am Mittwoch hätten die Behörden die Genehmigungen komplett verweigert mit dem Hinweis auf das Purimfest, das die Juden am Freitag feiern.

Palästinensische Christen identifizierten sich mit Leidensgeschichte Jesu

Die Zahl der Pilger aus dem Ausland bleibt in diesem Jahr relativ konstant. Mit rund 250.000 Besuchern insgesamt rechnet das Tourismusministerium, davon 54 Prozent christliche Pilger. Viele der Gläubigen ziehen am Karfreitag mit hölzernen Kreuzen entlang der 14 Stationen an der "Via Dolorosa". Ein Sonderaufgebot von Sicherheitskräften bewacht die Tore und die Altstadt von Jerusalem.

Pater Jamal erklärte, der Karfreitag sei gerade für die palästinensischen Christen ein wichtiger Feiertag. Sie identifizierten sich mit der Leidensgeschichte, "sie sehen sich selbst, das Leid, die Gewalt und den Hass, das ist unsere Geschichte".

1.300 Christen in Gaza, 50.000 im Westjordanland

Der Kirchenvertreter äußerte Bedauern darüber, dass immer mehr palästinensische Christen das Heilige Land verlassen. Die Gemeinde im Gazastreifen umfasse nur noch 1.300 Mitglieder. "Wir sind die lebenden Steine", sagte er und bezeichnet die Besatzung als Hauptgrund für den Wegzug der Christen. Im Westjordanland leben heute rund 50.000 Christen. Seit September bestimmen wieder Angriffe und Militärgewalt das Tagesgeschehen im Heiligen Land.