Bundesweite Aktionswoche informiert über Kinder aus Suchtfamilien

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Bundesweite Aktionswoche informiert über Kinder aus Suchtfamilien
Mit einer bundesweiten Aktionswoche soll ab Sonntag auf die Situation der rund 2,65 Millionen Kinder aufmerksam gemacht werden, deren Eltern suchtkrank sind.

Bis zum 20. Februar seien fast 140 Veranstaltungen in 68 Städten geplant, sagte Henning Mielke, Vorsitzender des Vereins Nacoa, am Freitag in Düsseldorf. Die Aktionswoche findet zum siebten Mal statt, in diesem Jahr verzeichnet sie eine Rekordbeteiligung.

Geboten werden unter anderem Beratungsangebote für Betroffene, Fortbildungen für Fachkräfte sowie Theaterstücke oder Kinovorführungen zu dem Thema. Zeitgleich finden ähnliche Aktionen in den USA und Großbritannien statt. Organisiert wird die Aktionswoche in Deutschland von Nacoa und dem Verein Sucht- und Wendepunkt.

Kinder geben sich selbst die Schuld

Nach Angaben Mielkes gibt es derzeit bundesweit rund 200 Angebote für Kinder aus Familien mit suchtkranken Eltern. Leider werde bislang wenig Geld von Politik und Verwaltung für die Projekte zur Verfügung gestellt. Die große Mehrheit der Vorhaben müsse durch Spenden finanziert werden, monierte Mielke.

"Die Rahmenbedingungen sind sehr schlecht", sagte er. Es fehle an politischer Unterstützung und dem klaren Willen, das Problem anzugehen, weil in Deutschland Alkohol immer noch als "Kulturgut" gelte. Dabei liege das Land mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von durchschnittlich 9,7 Liter reinem Alkohol pro Jahr europaweit mit an der Spitze.

Positiv sei immerhin, dass ein Kooperationsverbund zur Weiterentwicklung der nationalen Gesundheitsziele den Punkt "Alkoholkonsum reduzieren" verabschiedet habe. Mit einem Forderungspapier aus 15 Punkten wollen die Organisatoren der Aktionswoche diesen Prozess nun forcieren.



Dazu ist laut Mielke zum Beispiel eine Erhöhung der Alkoholsteuer oder die Einschränkung der Werbung für Alkohol notwendig. Zudem müsste das Kinder- und Jugendgesetz so ergänzt werden, dass es Hilfe für Kinder aus suchtkranken Familien zu einer regelfinanzierten Leistung macht.

Laut Katharina Balmes, Vorsitzende des Vereins Sucht- und Wendepunkt, gibt es bei Kindern aus Familien mit suchtkranken Eltern ein erhöhtes Risiko für eigene Suchterkrankungen und psychische Erkrankungen. Überdies gäben sich die Kinder oft auch selbst die Schuld für den Alkoholkonsum der Eltern. Deshalb sei es "erschütternd", dass die etwa 2,65 Millionen betroffenen Kinder in Deutschland so wenig Hilfe bekämen.