Deutschland weniger korrupt

Deutschland weniger korrupt
Neuer Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency vorgelegt
Der jährliche Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International lässt Deutschland wieder gut da stehen. Unter 168 Staaten erreichte das Land Rang 10 und rückte damit zwei Plätze vor. Es gebe aber weiter viel zu tun, mahnt Transparency.

Berlin (epd)Trotz VW-Skandal und "Sommermärchen"-Affäre schneidet Deutschland beim Korruptionswahrnehmungsindex international weiterhin gut ab. Wie aus dem am Mittwoch in Berlin von der Antikorruptionsorganisation Transparency International vorgelegten "Corruption Perceptions Index" (CPI) hervorgeht, liegt Deutschland auf Platz 10 von 168 untersuchten Ländern und Territorien. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Bundesrepublik damit um zwei Punkte und Plätze leicht verbessert. Der Index setzt sich aus verschiedenen Expertenbefragungen zusammen und misst die in Wirtschaft, Politik und Verwaltung wahrgenommene Korruption.

Weltweit hohe Korruption

Deutschland erreiche auf einer Skala von 0 bis 100 insgesamt 81 Punkte, sagte die Transparency-Vorsitzende Edda Müller. Die Bundesrepublik rangiert damit mit Großbritannien und Luxemburg auf dem zehnten Platz. EU-weit liegt Deutschland auf Platz fünf, unter den G-20-Staaten auf Platz zwei. Allerdings wurden die Daten vor dem VW-Skandal erhoben, sagte Müller.

Internationale Spitzenreiter sind demnach die skandinavischen Staaten Dänemark (91 Punkte), Finnland (90) und Schweden (89). Auf den letzten Plätzen rangieren Afghanistan, Nordkorea und Somalia. Unter den EU-Staaten schneiden Griechenland, Rumänien, Italien und Bulgarien am schlechtesten ab. Nach wie vor lägen zwei Drittel aller untersuchten Staaten unter dem kritischen Wert von 50 Punkten, sagte Müller: "Das heißt, es gibt weltweit eine hohe Korruption."

Auch das gute Abschneiden Deutschlands sollte nach Ansicht der Transparency-Vorsitzenden keine "Beruhigungspille" sein. Niemand solle sich von der vermeintlichen Verbesserung im Index blenden lassen: "Die jüngsten Korruptions- und Compliance-Skandale - sei es in der Automobilwirtschaft, im Sport oder im Finanzmarkt - zeigen, dass es auch in unserem Land in Sachen Integrität noch viel zu tun gibt", betonte Müller.

Kein Umdenken der Verantwortungsträger

So scheine der Ruf der deutschen Wirtschaft weltweit schlechter zu werden, warnte die Transparency-Vorsitzende. Führungskräfte aus der Wirtschaft nähmen deutsche Unternehmen als immer weniger integer wahr. Ethisches Verhalten brauche deshalb rechtlich klare Rahmenbedingungen und staatliche Kontrollen, forderte Müller: "Wo diese fehlen, ist die Versuchung zum Betrug groß, wie der VW-Skandal zeigt."

Auch im Finanzsektor müsse mehr zur Bekämpfung von Geldwäsche und Korruption geschehen, forderte Transparency-Vorstandsmitglied Caspar von Hauenschild. Die großen global agierenden Banken hätten in den Jahren 2010 bis 2014 über 300 Milliarden Dollar an Bußgeldern für Gesetzes- und Regelverstöße gezahlt. Die Delikte umfassten unter anderem massive Verstöße gegen Anti-Geldwäsche-Gesetze und gegen Embargos von Zahlungsverkehr mit ausgewählten Ländern oder Beihilfe zur Steuerhinterziehung.

Die milliardenschweren Strafzahlungen hätten jedoch offensichtlich nicht zu einem Umdenken der Verantwortungsträger geführt. "In vielen Fällen wurden die Bußgelder nach innen bagatellisiert", kritisierte von Hauenschild. Notwendig sei daher ein Wandel der Führungskultur und die Offenlegung von Fehlern und Verstößen.