"Ärzte ohne Grenzen" wirft EU Versagen in der Flüchtlingskrise vor

Freiwillige helfen Flüchtlingen bei ihrer Ankunft auf Lesbos an Land.
Foto: dpa/Socrates Baltagiannis
Viele Flüchtlingen haben durch die Überfahrt physische und psychische Verletzungen erlitten.
"Ärzte ohne Grenzen" wirft EU Versagen in der Flüchtlingskrise vor
Die Maßnahmen der EU und die Reaktionen der Mitgliedsstaaten hätten die Lage der Flüchtenden nicht verbessert, sondern verschlechtert, erklärte die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht.

In dem Bericht werden die humanitären Auswirkungen der EU-Politik mit Hilfe von Zeugenaussagen und medizinischen Daten aus dem Jahr 2015 beschrieben. "Ärzte ohne Grenzen" führte nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr rund 100.000 medizinische und psychologische Behandlungen durch.

"Der Fokus auf Abschreckung und die chaotische Reaktion auf die humanitären Bedürfnisse der Flüchtenden hat die Lage Tausender verletzlicher Frauen, Kinder und Männer nach ihrer Ankunft in Italien und Griechenland und während ihrer Reise durch die Balkanstaaten noch weiter verschlechtert", sagte Florian Westphal, Geschäftsführer von "Ärzte ohne Grenzen" in Deutschland.



Viele hätten physische und psychische Verletzungen erlitten, beispielsweise durch die Überfahrt. "Die meisten Krankheiten hätten einfach verhindert werden können, wenn die EU-Staaten sichere Zugangswege geschafft hätten und die Unterbringung gemäß humanitären Standards erfolgen würde", heißt es.

Im vergangenen Jahr kamen mehr als eine Million Flüchtlinge nach Europa. Die meisten Menschen seien vor Krieg und Verfolgung geflohen. "Ärzte ohne Grenzen" kritisiert, dass die EU trotzdem keine Alternative zur tödlichen Mittelmeerüberfahrt und zu den Stacheldrahtzäunen geschaffen habe. Die restriktive Politik halte Menschen nicht davon ab, nach Europa zu kommen, sagte die Migrationsexpertin der Organisation, Aurelie Ponthieu. "Ärzte ohne Grenzen" fordert deshalb sichere Zugangswege und eine Verbesserung der Versorgung in den Auffanglagern.