Christen-Initiative sieht "Obrigkeitsideologie" in Potsdams Garnisonkirche

Christen-Initiative sieht "Obrigkeitsideologie" in Potsdams Garnisonkirche
Die Kritik am geplanten Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche reißt trotz Vorstößen für eine teils moderne Gestaltung nicht ab.

Die 1735 fertiggestellte, 1945 zerstörte und 1968 in der DDR abgerissene Kirche habe für die "Indoktrination einer absolutistischen Obrigkeitsideologie" gestanden, schreibt der evangelische Theologe und Sprecher der Initiative "Christen brauchen keine Garnisonkirche", Wolfram Hülsemann, in den "Potsdamer Neuesten Nachrichten" (Freitagsausgabe): "Wer diese zerstörte Kirche wieder aufbaut, baut an dieser alten Symbolik."

Über den geplanten Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Nach Brandenburgs früherem Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) hatte sich kürzlich auch der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, dafür ausgesprochen, nur den rund 90 Meter hohen Turm der einstigen Barockkirche weitgehend originalgetreu zu rekonstruieren. Für das Kirchenschiff könnten dann neue Pläne entwickelt werden.

Evangelische Grundüberzeugungen seien in der Garnisonkirche auch von Kirchenvertretern lange vor der NS-Zeit "mit Füßen getreten" worden, schreibt Hülsemann, der einst Stadtjugendpfarrer in Ost-Berlin war, dort in der Wendezeit den Runden Tisch im Roten Rathaus moderierte und später in Brandenburg die mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus aufgebaut hat.

Kirchliche Verantwortungsträger hätten auf weltliche Macht und Gewalt zur Wahrung eigener Interessen gesetzt, schreibt Hülsemann. Die Garnisonkirche sei "nicht von irgendwelchen Mächten missbraucht worden", sondern von der Kirche selbst. Dies müsse bei einem Wiederaufbau auch in der Architektur zum Ausdruck kommen.