Bistum lässt Umgang mit Missbrauchsvorwurf juristisch prüfen

Statue der Justitia
Foto: Getty Images/iStockphoto/Fontanis
Bistum lässt Umgang mit Missbrauchsvorwurf juristisch prüfen
Das katholische Bistum Hildesheim will von unabhängigen Juristen überprüfen lassen, ob es korrekt mit dem Missbrauchsvorwurf gegen den früheren Bischof Heinrich Maria Janssen (1907-1988) umgegangen ist. Mit der Klärung dieser Frage solle ein Rechtsanwaltsbüro beauftragt werden, sagte Sprecherin Petra Meschede am Donnerstag dem epd. "Es geht nicht mehr um den Fall an sich, sondern darum, ob sich das Bistum richtig verhalten hat."

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte 2010 Leitlinien aufgestellt, wie die Bistümer verfahren sollen, wenn Fälle sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch Priester bekanntwerden. Zudem wolle das Bistum zu dem Fall eine Steuerungsgruppe einsetzen, dem auch externe Vertreter angehören sollen, sagte Meschede.

Das Bistum hatte die Vorwürfe gegen Janssen Anfang November offengelegt - kurz nachdem "Spiegel Online" darüber berichtet hatte. Der ehemalige Bischof soll sich von 1958 bis 1963 regelmäßig an einem Messdiener vergangen haben, der zu Beginn der Übergriffe zehn Jahre alt war.

10.000 Euro für das Opfer als "Anerkennung des widerfahrenen Leides"

Laut Meschede sind seither zahlreiche Briefe und Mails eingetroffen. Es sei ein regelrechtes "Beben" durch die katholischen Gemeinden gegangen. "Viele kennen Bischof Janssen noch von früher." Einige hätten angegeben, sie könnten sich ein solches Handeln bei dem früheren Bischof nicht vorstellen - Janssen sei vorverurteilt worden. Andere halten die Vorgehensweise des Bistums für richtig. Manche kritisierten, die Bistumsleitung hätte schon viel früher in die Öffentlichkeit gehen sollen. Allerdings habe niemand von weiteren Missbrauchsfällen berichtet.

Das Opfer, heute um die 70 Jahre alt, hatte sich im April an das Bistum gewandt. Die Bistumsleistung stufte die Angaben des Mannes als glaubwürdig ein. Sie zahlte im Juli auf Empfehlung der Zentralen Koordinierungsstelle der Deutschen Bischofskonferenz als Anerkennung des widerfahrenen Leides 10.000 Euro an das Opfer.

Janssen: populärer Ehrenbürger und Träger des Bundesverdienstkreuz

Ob der Fall Konsequenzen für das Gedenken an den Bischof hat, ließ die Sprecherin offen. Es sei noch zu früh, darüber zu diskutieren. Das Opfer verlangt, dass die Überreste Janssens aus der Bischofsgruft im Dom entfernt werden. Der ehemalige Bischof wurde zu Lebzeiten als Ehrenbürger von Hildesheim geehrt und mit dem Bundesverdienstkreuz sowie der Niedersächsischen Landesmedaille ausgezeichnet. Nach ihm ist eine zentrale Straße am Hildesheimer Bahnhof benannt. Auch Häuser im Bistum tragen seinen Namen.

Der populäre Bischof Janssen leitete das Bistum von 1957 bis 1982. Zum Bistum Hildesheim in der östlichen Hälfte Niedersachsens gehören rund 615.000 katholische Christen.