Freikirchen: Die Gemeinde Gottes

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Freikirchen: Die Gemeinde Gottes
Geistesgaben sind ein wichtiges Element im Glauben der Pfingstkirche "Gemeinde Gottes", ihr Gottesdienst ist unkonventionell und lebendig. Wir stellen Entstehung, Struktur und Glaubensinhalte im Rahmen unserer Serie "Was glaubt ihr? evangelisch.de besucht Freikirchen" vor.

Die Gemeinde Gottes Deutschland entstammt einer der ältesten Pfingstbewegungen, der Church of God mit Sitz im nordamerikanischen Cleveland, Tennessee. Ihre Ursprünge nahm die Gemeinde Gottes, die sich nach dem 1. Korintherbrief benannt hat, in der  frühen Erweckungs- und Heiligungsbewegung.

In Deutschland gibt es 70 Gemeinden

Die ersten deutschen Gemeinden der Pfingstkirche entstanden Ende der 1930er Jahre in Süddeutschland. Der Bund Gemeinde Gottes in Deutschland wurde 1936 in Stuttgart gegründet. Impulsgeber war Herman Lauster. Lauster stammte ursprünglich aus Deutschland, war Mitte der 1920er Jahre in die Vereinigten Staaten emigriert und lebte in Grasonville, Maryland, als Farmer. Dort schloss er sich auch der Church of God an. Aufgrund einer göttlichen Vision sei er mit seiner Frau Lydia nach Deutschland zurückgekehrt. Lauster wurde im August 1938 von den Nationalsozialisten verhaftet und wegen seiner Predigertätigkeit für sieben Monate ins KZ Welzheim gebracht. Nach dem Ende des Krieges intensivierte er seine Tätigkeit als Prediger bis zu seinem Tod 1964. Die ersten Gemeindezeitschriften und Bibelseminare entstanden.

Weltweit ist die Gemeinde Gottes in 178 Ländern aktiv und hat rund 10 Millionen Mitglieder, wovon 750.000 in Europa leben. In Deutschland ist die Mitgliederzahl mit etwa 3.500 in über 70 Gemeinden eher gering. Hier agiert die Freikirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR).

"Charakteristisch für die Gemeinde Gottes ist bis heute, dass sie dem Heiligen Geist große Freiheit in den Versammlungen einräumt und einen biblischen Lebenswandel betont", heißt es auf der Website der Gemeinde Gottes. Der Heilige Geist drückt sich durch Geistesgaben wie Zungenreden aus. In vielen Gemeinden finden zudem regelmäßig Heilungsgebete statt.

Mitgliedschaft durch bewusste Entscheidung

Durch ihre vier Kernwerte sehen sie sich als Gemeinde des Wortes, des Heiligen Geistes, der Mission und der Heiligkeit. Als Grundlage für ihren Glauben gilt die Bibel. Die Exegese variiert in den Gemeinden von wörtlich bis hin zu gemäßigt historisch-kritisch. In ihrer Theologie sind die fünf pentekostalen Fundamentalien Heil, Heiligung, Geistestaufe, Heilung und die Heilserwartung von zentraler Bedeutung. Das Abendmahl feiert die Gemeinde Gottes etwa alle fünf Wochen symbolisch, es erfolgt also keine Wandlung. Sie erinnern sich zwar an das Opfer Jesu am Kreuz, blicken aber tendenziell eher nach vorne, um sich auf das Wiederkommen Christi vorzubereiten.

Die Mitgliedschaft in der Gemeinde Gottes ist an keine besonderen Bedingungen geknüpft. Sie muss aus freien Stücken heraus geschehen, also eine bewusste Entscheidung sein. Getauft werden daher auch nur Erwachsene. Die Prozedur geschieht durch Untertauchen. Eine Wiedertaufe bei Eintritt in die Gemeinde ist nicht nötig, sofern die Person zuvor schon bewusst getauft wurde.

Obwohl es einen Pastor gibt, der der Gemeinde vorsteht, lebt die Gemeinde nach dem Prinzip des Priestertums aller Gläubigen. Der Gemeindeleiter hat eine koordinierende und organisatorische Funktion inne. Die Organisation ist hierarchisch aufgebaut, funktioniert in den jeweiligen Gremien aber nicht autoritär, sondern demokratisch. Bei Bauentscheidungen oder Pastorenwechsel werden beispielsweise die Gemeindemitglieder miteinbezogen. Die Gemeindemitglieder treffen sich zudem außerhalb der Kirche in sogenannten Hauskreisen. Dort vertiefen sie beispielsweise im Gespräch das Thema der vorangegangenen Predigt.

Als Missionskonzept orientieren sie sich am Bibelvers "Suchet der Stadt Bestes", Jeremia 29,7. Sie wollen nicht nur von Liebe reden, sondern sie vor allem praktizieren. Das heißt, dass sich die Gemeinde Gottes aktiv in das Gesellschaftsleben einbringt und an Stadtfesten teilnimmt, Ermutigungsbroschüren verteilt oder Kinderfeste organisiert.

Gottesdienste finden oft zweisprachig statt

Frauen sind in Leitungsstrukturen teilweise eingebunden und dürfen predigen. Auf Pastorenebene gliedern sich die Pfingstgemeinden in drei Stufen: Pastoralassistenten, ordinierte Prediger und ordinierte Pastoren. Die letzte und oberste Stufe ist für Frauen verschlossen.

Die Pfingstgemeinden bekennen sich klar zum klassischen Familienbild. Sie lehnen die Ehescheidung ab, schließen Geschiedene aber nicht aus den Gemeinden aus. Ähnlich verhalten sie sich zur Homosexualität, die sie grundsätzlich als Sünde ansehen. Sie lehnen jedoch die Sünde an sich ab und nicht den Sünder als Person. Solange die sexuelle Orientierung also nicht ausgelebt werde, sei eine Mitgliedschaft in der Gemeinde möglich.

Die Gemeinden sind zentralistisch organisiert und unterstehen dem Bund "Gemeinde Gottes in Deutschland", auch Deutscher Bund genannt. Der Bund agiert eigenständig, ist aber eng mit den amerikanischen Pfingstlern vernetzt. Zweisprachige Gottesdienste sind daher keine Ausnahme. Sie bekennen sich zur Evangelischen Allianz in Deutschland (EAD) und sind Mitglieder des Forums Freikirchlicher Pfingstgemeinden (FFP) sowie der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF).